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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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müssen wir immer jeder Spur nachgehen«, sagte sie und trommelte nachdenklich mit den Fingern auf dem Einband meiner Akte. »Ich wünsche Ihnen eine sichere Reise, Captain.«
    Ich drehte mich um und ging zur Tür, wobei ich den Chip der Stormy Banks wieder in d e n Kragenschlitz steckte, den für die Ikarus aber nach wie vor in der Handfläche verborgen hielt. Niemand versuchte mich aufzuhalten, niemand rief mich zurück, und zwei Minuten später war ich wieder draußen an der frischen Luft. Es war alles vorbei, und ich konnte mich wieder ungehindert bewegen.
    Zunächst wollte ich es nicht glauben. Das war alles zu einfach, zu leicht. Die Ihmisit suchten noch immer nach Cameron, und sie glaubten noch immer, dass ich derjenige wäre, der sie zu ihm führen würde. Und sie hatten mich wieder freigelassen, in der Hoffnung, dass ich genau das tun würde.
    Und wenn sie nicht vorhatten, mich den ganzen Weg zur Ikarus zu beschatten – was aber auch nicht auszuschließen war –, bedeutete das wohl, dass sie mir einen Peilsender untergejubelt hatten.
    Die Frage war nur, wie sie das bewerkstelligt hatten. Molekularketten-Echotransmitter waren nutzlos in der Funk-Kakophonie in einem großen Raumhafen, so dass es sich also um einen der größeren, nadelgroßen Peilsender handeln musste. Aber ich hatte doch beobachtet, wie Aymi-Mastrs Gehilfe die Tasche durchsucht hatte, und ich hätte einen Eid darauf geschworen, dass er nichts darin deponiert hatte.
    Was bedeutete, dass der Sender nach der Durchsuchung angebracht worden sein musste. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    Vorsichtig zog ich die Speicherkarte aus dem Kragen und nahm sie gründlich in Augenschein; und da war er auch, fein säuberlich und fast unsichtbar auf ganzer Länge in die untere Kante des Chips geschoben. Ich bekam das Ende mit einem Finger und dem Daumennagel zu fassen und zog das Teil aus dem Kunststoff.
    Nun stand ich vor dem Problem, wie ich mich des Senders entledigen sollte, ohne dass er die verräterischen stationären Ortsdaten senden würde, wenn ich ihn einfach im nächsten Mülleimer entsorgte. Doch zum Glück fand sich auch schon eine Lösung. Durch die Menge näherte sich geschwind ein kleinwüchsiger Bunkre und würde in ein paar Sekunden meinen Weg kreuzen; er trug eine dieser glitzernden Landejacken mit dem hohen Stehkragen, die mich immer an die Montur bei einem Elvis-Revival erinnerten. Ich passte meine Geschwindigkeit der seinen an, wandte den Blick etwas ab, um Unachtsamkeit vorzutäuschen und stieß frontal mit ihm zusammen.
    »’tschuldigung«, sagte ich und packte ihn an den Schultern, damit er das Gleichgewicht nicht verlor. Ich strich seinen Kragen an der Stelle glatt, wo er durch den Zusammenprall mit meiner Schulter die Fasson verloren hatte, und holte gleichzeitig ein Fünf-commark-Stück aus der Tasche. »Das ist einzig und allein meine Schuld«, äußerte ich die angemessene Bunkrel-Entschuldigung und gab ihm die Münze. »Um Euch wenigstens halbwegs für diesen Verdruss zu entschädigen, genießt bitte eine Mahlzeit oder ein Getränk auf meine Kosten.«
    Er schnappte sich die Münze und artikulierte mit einem Grunzen und Keuchen die angemessene Bunkrel-Reaktion des Einverständnisses und der Vergebung, und dann nahm er sofort eine Richtungsänderung zum Besucherzentrum vor. Fünf commark waren das Zehnfache dessen, was in diesem Fall eigentlich als Schmerzensgeld angemessen gewesen wäre; und er hatte offensichtlich vor, das Geld auf den Kopf zu hauen, bevor der Dummbatz von Mensch seinen Fehler erkannte und den überzahlten Betrag zurückforderte.
    Mit etwas Glück würde er vor lauter Freude über diesen Geldsegen überhaupt nicht bemerken, dass ich ihm ein kleines Präsent gemacht hatte, als ich den Kragen wieder glatt strich. Ich gab ihm einen Vorsprung von zehn Metern und folgte ihm dann.
    Das Besucherzentrum, das dreißig Meter vom Eingangstor entfernt die Hauptstraße überspannte, war im Grunde eine normale Ihmis-Taverne – nur eben in einem etwas größeren Maßstab angelegt und mit entsprechend höheren Preisen. Ich ging durch den voll besetzten Speisesaal, der von kleinen Séparées gesäumt wurde, durch die Tür mit der Aufschrift ZUTRITT VERBOTEN in einen der Lagerräume.
    Wie ich erwartet hatte, war der Raum leer. Das gesamte Personal war draußen und bediente den Ansturm der Kunden während der ersten Stunde der Öffnungszeiten. Ich ging zur Servicetür auf der anderen Seite, streifte die Jacke ab

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