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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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mich direkt an.
    Soweit ich das aus diesen Alien-Visagen zu schließen vermochte, vermittelten sie dabei den Eindruck von jemandem, der den Befehl erhalten hatte, einen Gefangenen am Leben zu lassen und einigermaßen anständig zu behandeln – und der insgeheim nur darauf wartete, dass der besagte Gefangene Schwierigkeiten machte, so dass er doch eine Rechtfertigung hatte, ihn zu verprügeln, bis ihm Hören und Sehen verging.
    Wo ich doch so ein kooperativer Typ war, wäre es eine Schande gewesen, wenn ich sie enttäuscht hätte.
    Ich kam auf die Füße, beugte mich nach vorn, um das Gleichgewicht zu halten, und packte die Armlehnen, um den Stuhl an Rücken und Hinterteil zu fixieren. Obwohl ihre heimlichen Hoffnungen sich erfüllten – mit einem so überraschenden und geradezu selbstmörderischen Angriff von meiner Seite hatten sie wohl doch nicht gerechnet. Ich sah, wie der Schock sich auf ihren Gesichtern abzeichnete. Dann machte ich zwei Ausfallschritte und drehte mich um hundertachtzig Grad, wobei ich darauf achtete, dass ich mit dem Stuhl nicht an der Tischkante hängenblieb. Mit aller Kraft, die ich aufzubringen vermochte, stürzte ich mich mitsamt dem Stuhl auf sie.
    Sie sahen es natürlich kommen. Aber da sie die Beine unter den Tisch gestellt hatten, waren sie zu keiner Reaktion imstande. Wir alle verhedderten uns in einem Knäuel aus Geräuschen von berstendem Holz und Alien-mäßigen Flüchen. Weil ich noch immer mit den Handschellen an den Stuhl gekettet war, verfügte ich über einen stark eingeschränkten Aktionsradius; aber ich befand mich dennoch in einer viel besseren Position als meine Gegner. Wie ein Boxer pendelte ich und drosch dabei mit dem Stuhl auf sie ein, so dass sie gar nicht mehr auf die Beine kamen. Gleichzeitig versetzte ich ihnen in schneller Folge Fußtritte gegen Kopf und Rumpf und alle anderen Stellen, die ich erreichte. Und nach einem Zeitraum, der mir durch den dumpfen Schmerz im Kopf wie eine Ewigkeit erschien, regten sie sich nicht mehr. Ich versetzte ihnen noch ein paar Tritte, nur für den Fall, dass sie die Ohnmacht nur vortäuschten, und brach dann keuchend auf dem Schlachtfeld zusammen.
    Dieser Zustand hielt allerdings nicht lange an. Ich war ein großes Risiko eingegangen, indem ich sie direkt nach dem Aufwachen angriff, hatte aber unter diesen Umständen gar keine andere Wahl gehabt. »Zwei gegen einen« war schließlich ein kalkulierbares Kräfteverhältnis; und wenn ich gewartet hätte, bis sie demjenigen, wer auch immer hier der Chef war, meldeten, dass die Voodoo-Puppe wach und nun mit Nadeln gespickt werden konnte, hätte ich den Raum nicht mehr lebend verlassen.
    Ein böses Ende, das trotz allem immer noch eintreten konnte. Der kurze Kampf war schließlich alles andere als lautlos gewesen, und die gedämpfte Musik, die ich hörte, bedeutete, dass es mindestens noch eine Person in der unmittelbaren Umgebung gab. Der Stuhl war im Kampf zwar beschädigt worden, aber die Handschellen waren immer noch an den Armlehnen befestigt. Ich rollte mich langsam herum, wobei ich nach irgendeiner Reaktion lauschte und durchsuchte die bewusstlosen Gefängniswärter nach dem Schlüssel für die Handschellen.
    Sie trugen die gleichen neo-griechischen Gewänder wie die zwei, die mich auf Xathru attackiert hatten. Weil die Kutten sowieso nicht viele Taschen hatten, brauchte ich auch nicht lange, um sie zu durchsuchen und festzustellen, dass sie keine Schlüssel für die Handschellen enthielten. Einer hatte eine Gürteltasche, in der aber auch keine Schlüssel steckten. Waffen hatte auch keiner der beiden dabei.
    Aber ein paar Meter weiter weg auf dem Boden – wohin es beim Zusammenbruch des Tischs geflogen war – lag mein Fon.
    Mein »Zwangsstuhl« hatte sich in einer flachen Kuhle verfangen, die von den Körpern der zwei Iykams gebildet wurde. Ich ruckte etwas hin und her und kam schließlich frei. Dann rollte ich mich auf die Knie, stand auf und ging durch die Trümmer zu meinem HandFon. Aus der Nähe sah ich nun, dass die Iykams gerade erst mit der Zerlegung des Geräts angefangen und nur die Rückseite abgenommen hatten – obwohl ich nicht wusste, weshalb sie das überhaupt getan hatten. Vielleicht hatten sie gehofft, ein paar geheime Fon-Nummern aus dem Speicher zu extrahieren und sie dann zu verwenden.
    In diesem Fall hätten sie aber kein Glück gehabt. Das war nämlich das Gerät, das ich James Fulbright auf Dorscinds Welt abgenommen hatte, und es enthielt keine belastenden

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