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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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wechselte. Einmal kam Ixil heraus und sagte mir, dass Chort die Speisekammer gefunden hätte und nun damit zugange sei, ein Abendessen für uns alle vorzubereiten. Dann verschwand er wieder im Haus, um ihm dabei zu helfen. Ich blieb noch für ein paar Minuten sitzen und beobachtete den Himmel und die Berge. Die Dämmerung wandelte sich zur Nacht, und ein Teppich aus brillanten Sternen überzog den Himmel. Ich nahm an, dass Everett die Hütte und die dahinter aufragenden Berge beobachtete. Oder vielleicht beobachtete er auch nur mich.
    Es war schon seit etwa zwanzig Minuten dunkel, als die Kälte schließlich meine Jacke durchdrang und ich mir sagte, dass es nun wirklich reichte. Vorsichtig ging ich bergab zur Ikarus, wobei der Weg nur von den dekorativen Lichtern der Säulenveranda erleuchtet wurde.
    Ich fand Everett ausgestreckt in seiner Koje in der HauptSphäre. Das verletzte Bein hatte er auf einer Verbandtasche hochgelegt und blätterte im Medikamenten-Verzeichnis des Schiffs. »Ist es Ihnen unter der Verschalung zu langweilig geworden?«, fragte ich und ging zu ihm.
    »Es ist mir zu kalt geworden«, sagte er. »Was tut sich im Haus?«
    »Absolut nichts«, sagte ich. »Ach ja – außer dass es bald Abendessen gibt. Ich dachte, Sie möchten sich uns vielleicht anschließen.«
    »Was gibt’s denn?«, fragte er.
    »Keine Ahnung«, gestand ich. »Da Chort Küchenmeister ist, nehme ich aber an, dass es zumindest schmackhaft sein wird.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Everett und zuckte leicht zusammen, als er das Bein verlagerte. »Leider weiß ich nicht, ob ich die Strecke schon gehen kann.«
    »Wirklich?« Stirnrunzelnd ging ich neben ihm in die Hocke. »Ich wusste ja nicht, dass es so schlimm ist. Sonst hätte ich Sie vorhin nicht so angegangen. Tut mir leid.«
    Er tat die Entschuldigung mit einer Handbewegung ab. »Schon gut. Sie hatten schon Recht – es müsste inzwischen fast wieder verheilt sein. Vielleicht wird die Heilung durch die Kälte und den geringeren Luftdruck hier oben beeinträchtigt.«
    »Dann sind die Hütte und ein richtiges Bett genau das, was Sie brauchen«, sagte ich energisch, richtete mich auf und reichte ihm die Hand. »Kommen Sie schon – ich helfe Ihnen hoch.«
    »Nein, ist schon gut«, sagte er. »Ich möchte mich nur noch eine Weile ausruhen, und dann komme ich später nach.«
    »Sie werden aber mit uns zu Abend essen, Everett«, sagte ich bestimmt. »Das ist die erste anständige Mahlzeit, die wir seit weiß der Geier wie lange haben, und Sie werden sie trotz des Beins nicht verpassen.«
    »Schauen Sie mal, ich weiß das zu schätzen. Aber …«
    »Außerdem müssen wir ein ernstes Gespräch führen, wie es weitergehen soll, sobald wir wieder von hier verschwunden sind«, sagte ich. »Und das geht uns alle an. Langer Rede kurzer Sinn: Entweder Sie lassen sich von mir bis zur Hütte helfen, oder ich werde Nicabar und Ixil herschicken, damit sie Sie tragen. Sie haben die Wahl.«
    »Sie haben gewonnen.« Er legte das Verzeichnis weg und grinste spitzbübisch. »Sie hatten mich schon auf Palmary fast den ganzen Weg bis zur Ikarus zurückgetragen, und auf ein weiteres Erlebnis dieser Art kann ich wirklich verzichten.«
    Wir gingen an der Hülle entlang und traten unter die Verschalung. Das Bein schien Everett nicht allzu große Probleme zu bereiten, soweit ich es zu beurteilen vermochte, aber ich war trotzdem darauf vorbereitet, ihm zu helfen, falls er plötzlich schwächelte. Ich schaltete die Beleuchtung am Eingang ein, damit wir eine bessere Sicht hatten, und dann ging ich vor ihm die Leiter hinunter. Er erreichte sicher den Boden, und so gingen wir zur Hütte.
    Eine schwache Brise war aufgekommen, seit ich die Ikarus betreten hatte. Sie verquirlte die kalte Bergluft, so dass sie sich viel kälter anfühlte und Everetts Bein sich noch mehr versteifte. Wir brauchten mehr als zehn Minuten, um die vierhundert Meter zur Hütte zu bewältigen, und als wir die Stufen zur Säulenveranda erklommen hatten, vergaß er seinen Stolz und stützte sich schwer auf meinen Arm. »Verzeihung«, sagte er atemlos, als ich uns zum Haupteingang manövrierte. »Ich glaube, ich hätte mich doch von Ixil tragen lassen sollen.«
    »Kein Problem«, versicherte ich ihm. »Sie werden sich wieder besser fühlen, wenn wir Sie erst einmal ins warme Haus gebracht … verdammt.«
    »Was denn?«, fragte er.
    »Die Lichter«, sagte ich. Ich drehte mich um und schaute zurück. Die Ikarus wurde in den hellen Widerschein der

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