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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Schiffs entlang, ging um die Schubdüsen herum und kehrte zum Fuß der Leiter zurück. Dann, und erst dann, knipste ich die Taschenlampe wieder an und ging zur Hütte hinauf.
    Everett wartete wider Erwarten nicht im großzügigen Eingangsbereich auf mich, wo ich ihn zurückgelassen hatte. Er hatte vielmehr den Weg zum Esszimmer gefunden und am hinteren Kopfende eines der rustikalen, geschnitzten Holztische Platz genommen. Shawn, Tera und Nicabar waren auch aus ihren Zimmern gekommen und suchten sich gerade einen Platz am Tisch aus, als Chort und Ixil mit einer dampfenden Gulaschkanone anrückten, die den gleichen Geruch verströmte, den ich zuvor schon gerochen hatte. Vier Plätze waren noch frei: Jeweils einer auf beiden Seiten von Everett am Kopfende, einer neben Shawn und der vierte am vorderen Kopfende des Tischs, dem ich mich nun näherte. Ich würde dort mit dem Rücken zum Eingang sitzen. Ich nahm dort Platz und überließ es Chort und Ixil, sich um die anderen drei Plätze zu streiten.
    Das Abendessen war eine eigentümliche Angelegenheit voller Kontraste. Die paar Stunden Ruhe hatten Wunder gewirkt, was das Verhalten der Gruppe betraf – besonders bei Tera und Shawn, die erwähnten, dass sie ihre Zeit damit verbracht hatten, den dringend benötigten Schlaf nachzuholen. Der Umstand, dass die ruhige Umgebung ein Gefühl der Sicherheit vermittelte, trug zweifellos auch zur Entspannung bei.
    Zugleich wurde das Beisammensein aber von einer unterschwelligen Spannung geprägt. Eine Spannung, die sich in vielen kleinen Auffälligkeiten entlud: von der etwas gestelzten Konversation und dem langen, unbehaglichen Schweigen bis zu der Art und Weise, wie die Blicke aller Anwesenden sich ebenso regelmäßig wie abrupt auf den Durchgang hinter mir richteten – als ob sie damit rechneten, dass plötzlich die ganze Bevölkerung der Patth-Heimatwelt Aautth das Haus stürmte. Tera schien ein Nervenbündel zu sein, obwohl Shawn mit seiner angeborenen Hektik ihr darin kaum nachstand. Wie durch eine stillschweigende Vereinbarung vermieden wir das Thema des weiteren Verlaufs der Reise und wie unsere Chancen standen, die Erde zu erreichen, wo die ganze Spirale uns nun auf den Fersen war.
    Ich wartete eine halbe Stunde, bis der Eintopf leer war, die Unterhaltung sich wieder zäh dahinzog, die Anwesenden wieder die kleinen, aber unmissverständlichen Abschiedsgesten machten. Dann räusperte ich mich, hob den linken Arm und bat sie um ihre Aufmerksamkeit. »Ich weiß, dass ihr alle müde seid und euch auf die Nachtruhe freut«, sagte ich. »Aber es gibt da noch ein paar Dinge, mit denen wir uns befassen müssen.«
    Nicht dass Feindseligkeit aus ihren Mienen gesprochen hätte, aber übermäßige Begeisterung vermochte ich in ihren Gesichtern auch nicht zu erkennen. »Kann das denn nicht bis morgen warten?«, fragte Everett am anderen Kopfende des Tischs. »Mein Bein schmerzt schon wieder, und ich würde es gern hochlegen.«
    »Es wird nur ein paar Minuten dauern«, versicherte ich ihm. »Und nein, es kann nicht warten.«
    »Natürlich nicht«, murmelte Shawn leise. »Nicht, wenn McKell glaubt, dass es wichtig ist.«
    »Zunächst einmal«, sagte ich und nickte Chort und dann Ixil zu, »wollen wir uns bei Chort und Ixil für das ausgezeichnete Essen bedanken, das wir gerade genossen haben. Besonders Chort, denn soweit ich weiß, war er der ›Chefkoch‹.«
    Es folgte ein leicht dissonanter Chor aus Kopfnicken und Danksagungen, begleitet vom leisen Kratzen von Stuhlbeinen auf dem Boden, als Shawn und Nicabar ihre Stühle zurückschoben und aufstehen wollten. »Sonst noch etwas?«, fragte Everett, der sich schon halb aufgerichtet hatte.
    »Ja, da wäre wirklich noch etwas«, sagte ich, hob die Hand über die Tischkante und präsentierte meine Plasmawaffe. »Wenn ihr alle euch wieder hinsetzen und die Hände auf den Tisch legen würdet«, sagte ich in das plötzliche schockierte Schweigen. »Ich möchte euch mit einem Mörder bekanntmachen.«

22
     
     
    Für ein halbes Dutzend Herzschläge standen oder saßen sie stumm wie Marmorstatuen da und starrten mir entweder ins Gesicht oder auf die Pistole in meiner Hand. Ich bewegte mich nicht und sagte auch nichts, sondern ließ ihnen so viel Zeit, wie sie brauchten, um den Brocken zu verdauen, den ich ihnen gerade serviert hatte.
    Everett erlangte zuerst die Fassung wieder und schlich so langsam zu seinem Stuhl zurück, als ob er einen Eiertanz vollführte. Als ob das ein Signal gewesen

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