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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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durch, und das Stirnrunzeln verwandelte sich dabei in einen grimmigen Blick. »Damit ändert die Situation sich schlagartig«, sagte sie und gab mir das Papier zurück. »Er muss das letzte Nacht hier zurückgelassen haben, bevor der Raumhafen schloss.«
    »Oder es ist ihm gelungen, noch heute Morgen rein und wieder rauszukommen«, spekulierte ich.
    »Dann muss er förmlich Hummeln im Hintern gehabt haben«, sagte sie missmutig. »Ich bin schon im Eiltempo hierhergekommen. Was sollen wir denn jetzt machen?«
    »Wir bringen die Ikarus natürlich zur Erde«, sagte ich ihr. »Das haben wir schließlich so vereinbart. Oder haben Sie vielleicht eine Verabredung oder etwas in der Art?«
    »Sehr witzig«, knurrte sie. »Was ist eigentlich mit unserem Vorschuss? Er hat mir eine Vorauszahlung von tausend commark versprochen.«
    »Das Geld ist hier«, beruhigte ich sie und tippte auf die Geldkassette. »Sobald ich die Startvorbereitungen eingeleitet habe, zahle ich den Vorschuss aus und informiere die anderen über die Planänderung.«
    Ihr Blick ruhte für einen Moment auf der Kassette und richtete sich dann wieder auf mich. »Glauben Sie denn, dass alle dableiben werden?«
    »Ich wüsste nicht, warum sie nicht bleiben sollten«, sagte ich. »Was mich betrifft: Solange ich bezahlt werde, ist ein Auftrag ein Auftrag. Ich gehe davon aus, dass die anderen das genauso sehen.«
    »Heißt das, dass Sie nun offiziell das Kommando über das Schiff und die Besatzung übernehmen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Das würde jedenfalls der Verfahrensweise des Handelskodex entsprechen. Die Befehlskette lautet Eigner, Auftraggeber, Kapitän, Pilot. Ich bin der Pilot.«
    »Ja, ich weiß«, sagte sie. »Ich wollte nur noch einmal sichergehen. Quasi fürs Protokoll.«
    »Also fürs Protokoll: Ich übernehme hiermit das Kommando über die Ikarus«, sagte ich mit amtlicher Stimme. »Zufrieden?«
    »Geradezu begeistert«, sagte sie mit einem Anflug von Sarkasmus.
    »Gut«, sagte ich. »Dann gehen Sie wieder auf Ihre Station und bringen diesen T-66 auf Vordermann. Ich komme in ein paar Minuten mit Ihrem Geld nach.«
    Sie warf noch einen letzten Blick auf die Geldkassette und verließ mit einem Kopfnicken die Brücke.
    Ich legte mir die Kassette und die Papiere in den Schoß und fing an, die Startvorbereitungen zu treffen; dabei versuchte ich den harten Knoten zu ignorieren, der sich in meinem Magen gebildet hatte. Camerons Mitteilung mochte übertrieben dramatisch sein, aber sie bestätigte eigentlich nur, was ich schon vermutet hatte, seit er sich in der Taverne unaufgefordert zu mir an den Tisch gesetzt und mir einen Auftrag angeboten hatte.
    Irgendwo da draußen im Niemandsland von Meima war das Archäologenteam über etwas gestolpert. Über etwas Großes. Über etwas – wenn Camerons dramatische Diktion auch nur halbwegs glaubhaft war – von größter Bedeutung.
    Und dieses »Etwas« befand sich nur vierzig Meter hinter mir, versiegelt im Laderaum der Ikarus.
    Ich hätte zu gern gewusst, was zum Teufel das war.

3
     
     
    Trotz der Freigabecodes und Dokumente, die Cameron mit seiner Nachricht hinterlassen hatte, war ich fest davon überzeugt, dass wir die Ikarus nicht ohne Probleme vom Boden bekommen würden. Zu meiner gelinden Überraschung – wobei ich fast von einem »Irrtum vom Amt« ausging – gab es jedoch überhaupt keine Probleme. Der Tower erteilte uns Starterlaubnis, die Abstoßvorrichtung des Landefelds katapultierte uns vom Boden in den Wirkungsbereich der Traktorstrahlen des Raumhafens, und ein paar Minuten später stiegen wir aus eigener Kraft in den Weltraum auf.
    Nach Teras Enthüllungen über das archaische Computersystem, mit dem wir uns begnügen mussten, hatte ich mich schon gefragt, in welchem Zustand der Antrieb sich wohl befand. Doch auch hier erwies mein Pessimismus sich als unbegründet oder zumindest als verfrüht. Die Schubdüsen brummten sonor und beförderten uns zügig durch die Atmosphäre zum Rand von Meimas Gravitationsquelle; und bei jedem meiner routinemäßigen Anrufe im Maschinenraum versicherte Nicabar mir, dass alles in bester Ordnung sei.
    Aber das würde nicht von Dauer sein. Ich wusste, dass es nicht von Dauer sein konnte; und als die Bugkondensatoren sich in die Schnittvorrichtung entluden und eine Lochverbindung in den Hyperraum schnitten, sagte ich mir, dass das unmöglich noch lange gutgehen könne. Irgendwann würden wir noch große Probleme bekommen.
    Sechs Stunden von Meima entfernt wurden wir

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