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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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beschäftigt, auch die andere aufzubiegen, als ein langer Arm sich von hinten links zu einem neuralgischen Punkt direkt unter der rechten Seite meines Brustkorbs schlängelte. »Hallo, alter Hummer- Kumpel«, summte eine Stimme mir ins linke Ohr.
    Ich drehte den Kopf und schaute aus nächster Nähe in ein fremdartiges Gesicht, das wie eine topografische Karte der terranischen Pyrenäen aussah. »Wenn du nichts dagegen hast, mein Freund …«
    »Allerdings habe ich etwas dagegen«, schnurrte er. Seine Hand bewegte sich, wanderte geschickt unter den Saum meiner Jacke und schob sich dann wieder nach oben, wo sie auf dem Brustkorb liegen blieb.
    Und plötzlich gesellte sich noch etwas zum harten Knoten seiner Faust hinzu. Etwas, das sich kalt anfühlte durch mein Hemd und spitz und scharf war. »Das ist ein Ärmelmesser«, erklärte der Angreifer mit leiser Stimme. »Zwing mich nicht, es zu benutzen.«
    »Schon gut«, sagte ich. Ich war wütend auf mich selbst und verängstigt zugleich und kam mir obendrein wie der letzte Depp vor. Bruder John hatte mich voll in die Falle laufen lassen, wie einen grünen Jungen übertölpelt.
    Zur Rechten erschien ein weiteres Exemplar seiner Spezies. Mit der einen Hand warf es dem Grifser einen Viererpack Cola zu, und mit der anderen griff es mir unter die Jacke und erleichterte mich um meine Plasmawaffe. »Also«, sagte der Erste, als ihr Lockvogel sich glücklich und zufrieden glucksend vom Acker machte. »Dann wollen wir uns mal nett unterhalten.«
    Sie nahmen mich in die Mitte wie einen alten Freund, bugsierten mich durch den regen Betrieb auf dem Raumhafen und dann ein paar schmale und zunehmend leere Betriebswege entlang, bis wir schließlich in eine Sackgasse gelangten, die durch ein Lagerhaus und einen Ladekai abgeschlossen wurde. Das war aber ein langer Weg für eine unverbindliche Plauderei, sagte ich mir.
    Doch was in meinen Augen noch wichtiger war, mit diesem langen Marsch hatten sie sich einen groben Schnitzer geleistet. Auf der zehnminütigen Wanderung hatte ich nämlich Zeit genug gehabt, mich vom ersten Schock zu erholen und nachzudenken; und diese Überlegungen hatten zu dem Schluss geführt, dass meine ursprüngliche Einschätzung doch richtig gewesen war. Wer auch immer diese Ganoven waren, sie handelten nicht im Auftrag von Bruder John. Nicht nur deshalb, weil er keine Aliens mochte, sondern vor allem aus dem Grund, weil seine Jungs mich direkt vor dem StarrComm- Gebäude kaltgemacht hätten, anstatt sich diese Umstände zu machen.
    Also lief die ganze Sache darauf hinaus, dass – wie auch immer ich mit ihnen verfahren würde – kein Hahn nach ihnen krähen würde. Zumindest hoffte ich, dass es darauf hinauslaufen würde.
    Sie platzierten mich mit dem Rücken zum Ladekai und zogen sich dann auf einen gebührenden Sicherheitsabstand zurück. Der Erste trug sein Ärmelmesser jetzt offen: eine Art Springmesser, das im rechten Winkel zum Arm von der Hand abstand; die Waffe war mit Riemen an der Hand und am Handgelenk befestigt, dass man sie ihm nicht zu entreißen oder aus der Hand zu treten vermochte. Der andere ließ meine Plasmawaffe an der Seite herunterbaumeln; er hatte sie zwar nicht auf mich gerichtet, hätte sie aber sofort auf mich anzulegen vermocht. Beide Aliens hatten in etwa eine menschliche Körpergröße und Statur, wie ich nun sah – nur dass sie affenartig lange Arme hatten und einen pummeligen Rumpf. Die reliefartige Formensprache der Gesichter wurde vom ganzen Körper aufgegriffen; oder zumindest von den Partien, die unter ihren langen braunen, neoklassischen Gewändern hervorragten.
    »Wenn das ein Raubüberfall sein soll, ich bin pleite«, verkündete ich. Ich ergriff die kommunikative Initiative, um sie zu irritieren, und unterzog sie zugleich einer schnellen Musterung. Ich vermochte keine Ausbeulungen oder asymmetrischen Konturen zu erkennen. Entweder hatten sie keine Backup-Waffen dabei – was von ihrer Seite aus ziemlich leichtsinnig gewesen wäre –, oder sie trugen sie auf dem Rücken.
    »Das ist kein Raubüberfall«, sagte Knubbel Eins und fuchtelte mit dem Ärmelmesser in Richtung der Docks. »Wir wollen deine Fracht.«
    Ich blinzelte verwundert. »Ihr wollt fünfzig Kisten mit Ersatzteilen für Mähdrescher klauen?«, fragte ich ungläubig.
    Sie wechselten verstohlen verdutzte Blicke. »So etwas transportierst du doch gar nicht«, knurrte Knubbel Zwei.
    Ich zuckte die Achseln. »Das steht zumindest auf dem Lieferschein und auf den

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