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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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befand. Dann schlug ich aufs Geratewohl eine Richtung ein, folgte ihr ein paar Meter und ging dann auf diesem »Breitengrad« weiter, bis ich das Glühen meiner Kabinenbeleuchtung durch die Öffnung dringen sah. Drei Minuten später war ich wieder dort.
    Nach all den Ereignissen hätte ich fast vergessen, das Koaxialkabel meiner Gegensprechanlage auf Manipulationen zu überprüfen, was schließlich der eigentliche Zweck dieser Übung war. Nicht dass ich erwartet hätte, dort etwas zu finden, aber der Vollständigkeit halber wollte ich eben doch nachschauen. Und es genügte auch schon eine flüchtige Untersuchung, um festzustellen, dass die Anlage tatsächlich manipuliert worden war.
    Ich kletterte wieder in die Kabine zurück und stellte dabei fest, dass, nachdem ich in die Hülle eingedrungen war, ihr Schwerefeld kurioserweise nun einen stärkeren Zug auf mich auszuüben schien als in der Zeit vor meinem ersten Kontakt mit der Außenhülle. Vielleicht war es auch nur meiner Einbildung geschuldet; doch auf der anderen Seite hatte dieses Feld so gar keine Ähnlichkeit mit allem, was ich bisher erlebt hatte, so dass ich durchaus gewillt war, ihm weitere magische Kräfte zuzuschreiben. Angesichts dieses Schwerefelds und des exotischen Waffenarsenals der Knubbel-Brüder wurde die fremdartige Technologie mir nun doch unheimlich.
    Die Montage von Hüllenplatten-Konnektoren mit einem Multifunktionswerkzeug erforderte ganz andere Fertigkeiten als eine Demontage; aber so schwierig war es nun auch wieder nicht, zumal ich mir die vier Ecken sowieso für später aufheben wollte. Ich blätterte ein paar Minuten in Ixils Stapel mit den Risszeichnungen und identifizierte schließlich den richtigen Unterbrecherkasten: Er befand sich auf dem Oberdeck bei den anderen Kabinen der Besatzungsmitglieder.
    Die allgemeine Aufregung, die mit Ixils Verwundung einhergegangen war, hatte sich längst wieder gelegt, und in der Ikarus herrschte Stille. Ich erklomm die Leiter achtern zum Oberdeck und ging lautlos den Gang entlang, wobei ich fast schon damit rechnete, dass eine der Kabinentüren sich öffnete und jemand einen Schuss auf mich abgab. Doch ich geriet nicht unter Beschuss und erreichte den Unterbrecherkasten ohne besondere Vorkommnisse. Zusammen mit fünf anderen Unterbrecherkästen war er direkt hinter der vorderen Leiter in das Schott an der Stirnseite des Korridors eingelassen. Er war ziemlich klein – freilich hätte ich auch keine große Kiste erwarten dürfen, wenn man bedachte, dass er nur die sechsundzwanzig Unterbrecher für die Gegensprechanlagen des Schiffs beherbergte.
    Und in Anbetracht des überaus optimistischen Glaubens der Ingenieure der Ikarus an das Gute im Menschen war es nicht verwunderlich, dass die Unterbrecherkästen nicht verschlossen waren. Die Scharniere quietschten leise, als ich den entsprechenden Kasten öffnete, aber nicht laut genug, um einen der Schläfer in der Nähe aufzuwecken. Mit einem kribbelnden Gefühl gespannter Erwartung leuchtete ich den Kasten mit der Taschenlampe aus.
    Laut Ixils Risszeichnung hätte die Box sechsundzwanzig Niederspannungs-Unterbrecher enthalten sollen. Aktuell enthielt sie jedoch nur die Fassungen für sechsundzwanzig Niederspannungs-Unterbrecher.
    Ich schaute noch für ein paar Sekunden in den leeren Kasten, und die gespannte Erwartung gerann im Licht der zu spät einsetzenden Erkenntnis zu einem sauren Geschmack im Mund. Weil die Drähte hinter der Gegensprechanlage noch immer Kontakt hatten, war es dem Saboteur natürlich nicht gelungen, den besagten Unterbrecher zurückzusetzen. Also hatte er sie einfach alle entfernt.
    Schon wieder war eine Runde an die Gegenseite gegangen. Das entwickelte sich allmählich zu einer sehr schlechten Angewohnheit.
    Mit dem gleichen leisen Quietschen der Scharniere schloss ich die Schranktür wieder. Es gab vielleicht noch ein paar Reserveunterbrecher an Bord; weil diese Dinger aber praktisch unverwüstlich waren, war diese Wahrscheinlichkeit eher gering. Zumal jemand, der schlau genug gewesen war, meine Handlungen im Hüllen-Zwischenraum vorauszusehen, mir auch in dieser Hinsicht wohl schon zuvorgekommen war. Wenn ich die Ersatzteile ausfindig machte – oder einen Satz gleich großer Unterbrecher aus einer anderen Box fand und ausschlachtete –, hätte er die Verkabelung der Gegensprechanlage zweifellos schon wieder repariert.
    Der Rückweg nach unten zu meiner Kabine kam mir irgendwie länger vor als der Aufstieg, den ich erst vor ein

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