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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
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Elpe-Geschichte ein. Im Grunde
warten die auch bloß darauf, dass was passiert.
    Ich sage: »Hi, Ecki«, als ich
mich an ihm vorbeidrücke, und stelle befriedigt fest, dass er kurz irritiert
ist, auch, weil er nun seine perfiden Absichten zwischen mir und Mama aufteilen
muss. Während ich noch darüber nachdenke, ob das wirklich so clever war, ihn
mit Mama allein zu lassen, denn wer weiß, ob er sich überhaupt getraut hätte,
was zu sagen, wenn ich dabeigestanden hätte, aber vielleicht ist das auch bloß
wieder meine skrupulöse Denkart, stoße ich kurz vor unserem Tisch beinahe mit
einem Tanzpaar zusammen. Tatsächlich, es wird übers Rasenparkett geschwoft, ich
nehme erst jetzt richtig wahr, dass es so was wie Musik gibt, nun ja,
Störgeräusche, Hirnsubstanz vertilgende Ohrwürmer. Ich beneide Paul, der das
meiste davon zum ersten und wohl auch letzten Mal hört und wenigstens die Texte
ignorieren kann, wie wir bei den englischen Sachen.
    E r schenkte
mir den eiffelturm beim ersten rendezvous.
    Es zieht einem wirklich die
Schuhe aus. Man kann nicht mal mehr flüchten. Ich rolle mit den Augen, Paul
lacht. Ella scheint das alles sowieso jenseits jeglicher Kommentarbedürftigkeit
zu finden. Wahrscheinlich macht das für sie keinen Unterschied, das oder die
Beatles. Die Beatles! Das sind doch ... nein, sind sie nicht. Sind sie doch!
»Was ist das?«, fragt Paul.
    K omm, gib
mir die-ne H aa--a-a--a-a-a-and, komm gib mir
dei-ne H and.
    Oh no! »Das ist die deutsche
Version«, sage ich und habe das Gefühl, persönlich dafür verantwortlich zu
sein. Etwas schließlich doch zugeben zu müssen. Paul lacht. Er steht auf. » K omm, gib
mir deine H and «, sagt er. Er hält auch Ella
einen Arm hin, diesmal rollt sie mit den Augen. Ich nehme Pauls Hand, es kommt
mir wieder wie etwas geradezu Verbotenes vor. Er dreht sich noch mal zu Ella
um, » S ave the last dance for me «, ruft er ihr zu, sie lächelt
wenigstens. Kaum stehe ich, wirbelt er mich schon herum. Wir tanzen, ja, wir
tanzen! Eigentlich hopsen wir bloß herum, wir tanzen nicht richtig zusammen,
aber doch miteinander, eindeutig. Ist mir egal, ob wir die Einzigen sind und
ihnen allen gleich die Augen aus den Höhlen treten oder es kein Schwein juckt,
dass ich mit Paul McCartney tanze, ist mir alles egal, sogar, ob es Ella egal
ist, sogar, ob Paul. Das stimmt vielleicht nicht. »Deine Hände sind kalt«, hat
er gesagt, als ich vom Tisch aufgestanden bin. Aber ich merke, es ist nicht so
sehr seine Berührung, der sichere Griff, wenn er mich zu sich heranzieht, der
Druck seiner Fingerkuppen auf meinen, wenn ich mich drehe. Das kenne ich jetzt
schon. Was ich noch nicht kenne, ist diese Ausgelassenheit, die sich nicht mehr
in >meine< und >seine< aufspalten lässt. Das Enzym >wir<.
Synthese und Ekstase, Reaktionszeit zwei Minuten, und dann? Verbeugt sich
Paul, zackig und tief, einen Arm vorm Bauch, den andern abgewinkelt, als hielte
er etwas darin, eine Gitarre. Und zwar eine für Linkshänder. Ich lache verblüfft
auf, aber er sieht mich an, als wüsste er von nichts, und lächelt nur, wie
einfach so. Aber er weiß es doch auch nicht. Weiß man denn so was? Oder hat
Ella es ihm gesagt? Ich werfe einen Blick zu ihr rüber, aber sie guckt gar
nicht her, sie hat offenbar andere Probleme. Ecki. Ich hab gerade noch
mitgekriegt, wie er den Schnaps vor sie hingestellt hat, braunen Schnaps,
und schon sitzt er ihr gegenüber. Sie guckt nicht hoch. Paul will hingehen,
vielleicht wittert er was, vielleicht meine Angst. Trotzdem halte ich ihn
plötzlich fest, »wart mal«. Wir stehen nur ein paar Meter entfernt, aber mir
ist, als ob ich Ella überhaupt nicht helfen kann. Oder sollte. Oder will. Nur
Beobachtung, das scheint mir wichtig zu sein. Dann fällt mir das richtige Wort
ein: >brauche<. Ich brauche ihr nicht zu helfen. Sie guckt sich nicht
nach uns um. Nur stur auf die Tischplatte, das speckige rot-weiß gewürfelte
Wachstuch. Auf einmal hebt sie den Kopf, den Kopf mit den glänzenden schwarzen
Haaren, langsam, und sieht Ecki an. Sie sitzt, auf ihre verschränkten Arme
gestützt, vornübergebeugt da und sieht ihn direkt an, voll in die Glubscher,
wette ich, mit ihren knallblauen Augen in seine verklebten, roten Schweinsäuglein.
Er grinst, er kapiert überhaupt nichts. Er hält ihr sein Glas zum Anstoßen hin,
er hat das feixende Prost, Ella! schon auf den Lippen, ich würde mir am
liebsten die Ohren zuhalten. Ella nimmt ihr Glas - und mit einem Ruck, einem
Schluck und ohne

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