Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
Vom Netzwerk:
ungewöhnlich schlechter Vorbereitung, nur mit Hilfe
der mageren Informationen aus Herrn Stiehls Buch, im Prinzip nicht vorhandenem
musikalischen Verständnis und dazu noch absoluter Unlust schaffte, einen ganz
passablen Vortrag aus dem Hut zu zaubern. Vielleicht haben es die eingebauten
Zitate aus dem Tod in Rom rausgerissen, die vornehmlich der Streckung der
ohnehin schon dünnen Wissenssuppe dienen sollten, aber so was zieht anscheinend
immer. Herr Stiehl gab mir eine Eins. Ich war erleichtert. Darüber, dass dieses
schmähliche Kapitel nun endlich abgeschlossen war.
     
    HARTMUT
     
    Ich hab gedacht, die Sache war
ein für allemal gegessen. Als sie denn damals weg war, dachte ich, na, da isses
nun wenigstens vorbei, ne. Da brauch ich mir nun keinen Kopp mehr machen, weg
ist weg, war mir auch egal. Und jetzt bin ich schon die ganze Woche nicht im
Dorf gewesen, hab mich nicht blicken lassen, nicht mal zum Fußball, und Hansi
kommt nachher an und sagt, Mensch, wo warst du denn.
    »Wir harn die fertiggemacht,
die Ducherower, richtig rund gemacht harn unsre die, die haben den n paar
Dinger ringeknallt, Mann, da haste wat verpasst, sag ick dir, wieso warste denn
nich, du wolltst doch komm'!«
    »Ja, wollt ich«, hab ich
gesagt, »ging nich.«
    »Wieso?«, fragt der da.
    Wieso kann der nu nicht
einfach sein Maul halten. Ich sag gar nix, bloß noch: »Na, Mann!«, und guck ihn
so an wie: Nu hör ma auf mit der Nerverei.
    Da sagt er: »Achso.«
    Ich sag: »Wie: >achso    Und er: »Na, wegen Britta,
oder wat? Hat die n Zappen oder wat?«
    »Ach«, sag ich, »das nu nich
grade.«
    Da guckt der mich erst an wien
Auto und fängt denn auf einmal an zu grienen, über sein ganzes breites
Bauerntölpelgesicht, ne, weißt ja, wie der grienen kann, hat der ja schon
früher immer gemacht, wenn er nicht weiterwusste, in der Schule oder wo, hat
der angefangen zu grienen, so richtig doof, die haben den deswegen ja auch alle
immer für bekloppt gehalten, die Lehrer und so. Aber so doof ist der nu auch
wieder nicht. Sagt der doch: »Achso, jetz versteh ick ... Na! Da war ick ja uch
lieber zu Hause gebliebn. Bei deine Britta!«
    Und grinst mich mit seinem
Schweinegrinsen immer weiter an. Ich hätt ihm ja am liebsten eins aufs Maul
gehaun. Aber ist ja nun mein Kumpel Hansi, nich, Hansi, bist doch mein bester
Kumpel, denkst du doch, ne.
    »Ja ja«, sag ich bloß, und er
lacht. Soll der doch denken, was er will, ist mir doch egal. Wird der natürlich
gleich rumerzählen, ist nämlich son richtiges olles Klatschweib, Hansi, der
kann nicht anders. Ich sag immer, der braucht auch keine Frau, macht der schon
alles selber. Und nun spinnt der sich was zusammen über Britta und mich, als ob
ich nu mitten am Sonnabendnachmittag nix Bessres zu tun hätt als ... Zum
Piepen, eh! Dabei hat Britta ja nun am allerwenigsten damit zu tun, ich muss bloß
aufpassen, dass die nun nicht noch Wind davon kriegt. Ich weiß nicht, was die
eigentlich weiß dadrüber und was nicht, ich glaub, ich hab ihr im Suff da mal
was erzählt. Ich dachte, das hätte die längst vergessen, aber wie sie dann nach
der Beerdigung anstolziert kam und sagte, dass ich ja nie drauf kommen würde,
wer, oder nee, wie hat sie noch gesagt - na, jedenfalls, dass »die Tochter« von
der ollen Hanske dagewesen war, weißt, da tut die noch so, als ob sie nicht
genau wüsste, dass die Ingrid heißt, dass das Ingrid war.
    Und dann, Donnerstag, komm ich
so mit dem Auto von der Schule und bin grad aus der letzten Kurve raus, will
ich also noch mal ordentlich Gas geben, da seh ich auf einmal, wie sie da auf
der andern Straßenseite langläuft, Ingrid, wie sie mir quasi entgegenkommt. Und
ich merk erst, als ich vorbei bin, dass ich ganz langsam geworden bin, nur noch
knappe fuffzig, aber jetzt hab ich auch keine Lust mehr, schnell zu fahren, muss
eh gleich abbiegen. Aber ich dachte, was läuft die da so auf der Landstraße rum,
was soll das werden, wenns fertig ist, so alleine, macht die da n Spaziergang
oder was, und denn noch auf der falschen Seite, wenn da nu irgendein Idiot
angerast kommt und die Kurve nicht kriegt, na, son Scheiß hab ich gedacht.
    Keine Ahnung, ob sie mich
gesehn hat, na, ich mein, erkannt, erkannt hat sie mich wohl nicht, so schnell,
die kennt ja auch mein Auto nicht, die denkt ja nicht, dass der kleine Hartmut
nun mit so einem Schlitten durch die Gegend fährt, ne. Britta sagt ja auch
immer, dass das übertrieben ist, wozu braucht ein Dorfschullehrer sonen
Riesen-Audi,

Weitere Kostenlose Bücher