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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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Parierstange mit filigranen bronzenen und silbernen Intarsien versehen – Tabithas Arbeit, wie ich vermute. Aber das Außergewöhnlichste ist die Klinge. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Sie scheint weder aus Bronze noch aus Eisen zu sein, sondern schimmert in verschiedenen Schattierungen von silbern bis anthrazit, als würde sie sich aus Hunderten hauchdünnen Erzschichten zusammensetzen, von denen jede einzeln gehämmert und am Ende zu einem Ganzen zusammengeschmiedet wurde. Die Schneide ist von todbringender Präzision.
    »Ein Meisterwerk«, flüstere ich ehrfürchtig. »Aber was ist das für ein Metall? Kein Eisen, oder?«
    »Doch!« Die Silberschmiedin lächelt stolz. »Eine neue Art, gehärtet mit Feuerstein. Bruin hat Jahre an dieser Idee gearbeitet. Das Eisen wird dabei in dünnen Streifen übereinandergelegt und zusammengedreht, in der Esse erhitzt, dann geschlagen und gehärtet. Und zwar immer und immer wieder. Er wollte die perfekte Klinge schmieden, ist aber jedes Mal gescheitert. Bis er schließlich einen Monat vor seinem Tod mit diesem Schwert zu mir kam und mich bat, einen Griff zu machen, der genauso schön ist wie die Klinge.
    Er war ein wundervoller Mann«, fügt sie mit leiser Stimme hinzu, und als sie mich jetzt ansieht, hält sie meinem Blick stand. Ihre grauen Augen, deren Iris wie bei einem Vogelgolden umrandet ist, bergen einen unendlichen Ozean aus Traurigkeit und Verlust. »Dieses Schwert ist unser Kind. Das einzige, das wir je haben werden. Ich lege es in Eure Hände.«
    Sie hält mir das Schwert hin. »Nehmt es. Tötet den Erzmagier. Rächt den Mann, den ich geliebt habe.«

30
    I ch schiebe mich durch die verschlungenen Gedärme der Katakomben, krieche aus der Erde heraus, zurück ins Leben. Ich folge den verschlungenen Pfaden der Zeit. Einer Zukunft entgegen, die ich nicht vorhersagen kann. An meiner Seite baumelt das Schwert eines toten Schmieds, um meinen Hals das Giftfläschchen einer wunderlichen Apothekerin. Ich bin unterwegs zu meinem alten Selbst … zu der Magierin Zara.
    Swifts Stimme, die ich während meines Lebens tief unter der Erde kaum gehört habe, flüstert wieder in mein Ohr. Aber es ist das Gesicht von Aidan, das ich sehe.
    Gestern Abend hat Philip höchstpersönlich für das leibliche Wohl von Twiss und mir gesorgt.
    »Eine Henkersmahlzeit«, sagte er und schmunzelte über seinen eigenen makabren Scherz, als er uns an einen Tisch mit einem wahren Festessen führte. Fleisch! Nach Wochen, in denen es nur Bohnen und Kohl gab. Und frisch gebackenes Brot. Es ist mir ein Rätsel, wie und woher er es beschaffthat. »Vielleicht aber auch ein Hochzeitsmahl?«, ergänzte er und lächelte mir augenzwinkernd zu. »Hoffen wir, dass es Letzteres ist.«
    Seine Worte verdarben mir einen Moment lang den Appetit, aber nur bis ich sah, dass Twiss kurz davor war, die ganzen Köstlichkeiten allein zu verschlingen. Gierig schöpfte sie sich ihre Holzschale bis zum Rand voll, dann fiel sie wie ein verhungerndes Kätzchen darüber her und hielt noch nicht einmal inne, um zu kauen.
    »Nicht so schnell, Twiss, sonst wird dir schlecht und ich muss ohne dich gehen.« Ich setzte mich neben sie und füllte meine eigene Holzschale. Viel bekam ich nicht herunter, weil mein Magen solche Mengen gar nicht mehr gewohnt war, also aß ich einfach, bis ich satt war, und schaute anschließend bedauernd auf das Brot und das Fleisch, das übrig geblieben war.
    Ich trage die Reste in einem groben Leinensack über meiner Schulter. Niemand weiß, wie lange wir fort sein werden. Vielleicht nur einen Tag. Vielleicht eine Woche. Vielleicht auch für immer. Ich taste in meinem Ausschnitt nach der Glasphiole, bin mir ihrer Existenz überdeutlich bewusst. Sie trägt den Tod in sich. »Es gibt Schlimmeres«, flüstere ich mir selbst Mut zu und ernte dafür einen gezischten Tadel von meiner Lehrerin. Das üppige Mahl hat Twiss mit neuem Leben erfüllt. Sie vibriert förmlich vor tödlicher Entschlossenheit, und ich muss daran denken, was sie Bruin geschworen hat.
    Wie der Schatten eines Gedankens huscht sie vor mir durch die Tunnel. Wir reisen blind, wie es die Art der Diebe ist, orientieren uns an der Beschaffenheit der Erde und denin der Luft liegenden Gerüchen. Schon bald haben wir die Tunnel erreicht, die unter dem Palast hindurchführen, und es kommt mir fast so vor, als könne ich sein kaltes, schweres Gewicht über uns fühlen.
    Wo ist mein Vater? Sitzt er in seiner Bibliothek und liest? Liegt er in seinem

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