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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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es ihr besonders gut gehen.
    »Was ist mit Euch?«, frage ich besorgt. Ihre Augen liegen in tiefen Höhlen, die Wangenknochen treten spitz hervor und ihr Teint ist wächsern. Sie scheint Fieber zu haben und ihr Körper wirkt völlig ausgemergelt. Es ist dieser Raum, denke ich unwillkürlich. Ich bin noch keine fünf Minuten hier, fühle mich aber selbst schon ganz krank. Und das liegt nicht an den feuchten Wänden oder der abgestandenen Luft – das ist überall in den Katakomben so und fällt mir kaum noch auf –, sondern an dem Schmerz, der an diesem Ort herrscht wie ein böser Dämon.
    »Sie isst nicht genug, obwohl ich ihr ständig sage, dass das nicht gut ist.« Twiss greift mit einer Zärtlichkeit, die ich noch nie zuvor an ihr bemerkt habe, nach der Hand der Silberschmiedin, führt sie zu einem Stuhl und drückt sie sanft hinein. Anschließend nimmt sie ein wollenes Tuch von einem Haken und legt es ihr fürsorglich um die Schultern.»Du bleibst schön hier sitzen und wärmst dich ein bisschen auf, und ich gehe es schnell holen, ja?«
    Tabitha blickt mit einem liebevollen Lächeln zu Twiss auf. »Ist gut, meine Kleine.«
    Nachdem Twiss in dem hinteren Teil der Kammer verschwunden ist, wendet die Silberschmiedin sich mir zu. Ihre Augen wirken gehetzt, und es versetzt mir einen Stich, als unsere Blicke sich begegnen und sie wegschaut.
    »Twiss hat es mir gesagt«, beginnt Tabitha leise zu sprechen und sieht dabei auf ihre Hände hinunter, die wie zwei tote Vögel in ihrem Schoß liegen. »Sie hat mir erzählt, was Ihr vorhabt. Ich hoffe, Ihr seid ihr deswegen nicht böse …«
    Doch, das bin ich. Philip, Marcus, Meisterin Quint und jetzt auch noch Tabitha. Zu viele Menschen, die von meinem Plan wissen. »Es wäre mir lieber, sie hätte es für sich behalten«, antworte ich.
    »Das verstehe ich.« Ihre großen grauen Augen, die ihrem schmalen Gesicht etwas Eulenhaftes verleihen, huschen kurz in meine Richtung, bevor sie wieder ins Leere starren. »Aber sie hat sonst niemanden, mit dem sie reden kann. Über Bruin. Es ist sehr hart für das Kind.«
    »Genau wie für Euch.« Kummer und Leid überziehen diesen Raum wie eine zähe schwarze Pechschicht. Der Schmerz ist so roh und geballt, als wäre die Wunde gerade erst geschlagen worden. Ich spüre ihn, als wäre er mein eigener, und versuche verzweifelt, mich davor zu schützen, indem ich am Rand des Anderswo Zuflucht suche. Das beklemmende Gefühl lässt augenblicklich nach, und meine Erleichterung darüber ist so groß, dass ich Tabithas Erwiderung zuerst gar nicht höre.
    »… können nicht geheilt werden. Sie müssen schlicht ausgehalten werden. Aber der Tod wird letztlich die Erlösung bringen. Glaubt Ihr an ein Leben danach, Lady Zara?«
    »Ich … Ich weiß es nicht.«
    »Ich glaube daran«, sagt sie leise. »Es muss einfach so sein. Das Leben ist die Hölle. Wenn es nichts anderes gibt, dann gibt es keine Götter. Zumindest keine, zu denen ich beten möchte.«
    Ich kann sie nur hilflos ansehen, habe keinen Trost und keine Linderung für diese gebrochene Frau. Umso erleichterter bin ich, als Twiss zurückkehrt – mit einem feierlichen Gesicht und einem länglichen Gegenstand in den Händen. Kaum sehe ich, was es ist, beginnt mein Nacken zu kribbeln, als würden Hunderte von Ameisen darauf herumkrabbeln.
    »Ein Schwert!«
    Twiss kniet sich neben Tabitha und legt ihr die Lederscheide in den Schoß. Die Silberschmiedin starrt auf die Waffe hinunter, als fragte sie sich, was das sei und warum man es ihr gebracht habe. Doch dann schließt sie beide Hände um die Scheide und greift so fest zu, dass ihre Knöchel weiß hervortreten. Ganz langsam tritt ein entschlossener Ausdruck auf ihr gesenktes Gesicht. Es ist, als würde sie einen inneren Kampf ausfechten. Schließlich nickt sie, presst die Lippen zusammen und zieht das Schwert in einer einzigen fließenden Bewegung aus seiner Scheide.
    »Wir haben es zusammen angefertigt«, sagt sie und hält das Schwert so, dass die Klinge das Licht einfängt. »Bruin und ich.«
    Seine Muskelkraft und ihre Anmut. Es ist unübersehbar ihr gemeinsames Werk. Und obwohl der Anblick einer Waffe,die in der alleinigen Absicht geschmiedet wurde, Magier zu töten, mich instinktiv mit Grauen erfüllt, kann ich nicht anders, als ihre Schönheit zu bewundern.
    Es ist nicht besonders lang, kann also auch mühelos von jemandem geführt werden, der nicht größer ist als Twiss. Sein Griff ist mit Lederbändern umwickelt und die

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