Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
nächsten Augenblick fällt das Netz über mich, und mein Vater holt mich ein wie ein Fischer, der einen dicken Fang an Land zieht. Verzweifelt greife ich nach meiner Magie, um mich zu befreien.
»Das würde ich an deiner Stelle lieber nicht tun, Zara!« Benedict hält inne. »Versuche gar nicht erst, mich mit Magie zu bekämpfen – du kannst nicht gewinnen. Ich habe einbisschen Blut verloren, nichts weiter. Davon sterbe ich nicht. Aber deine Mitstreiterin hat den Tod verdient. Oh, und was für einen. Schließlich möchte ich sie nur ungern enttäuschen. Oder dich.« Er richtet sich auf. Sein Gesicht ist totenblass, aber ich spüre, wie seine Stärke zurückkehrt.
Ich muss ihm zuvorkommen! Doch bevor ich nach meiner Magie greifen kann, entzündet Benedict einen Feuerball und schickt ihn zu Twiss, wo er neben ihrem gekrümmt daliegenden Körper in der Luft schwebt.
»Gib auf!« Die Augen meines Vaters sind auf das Netz gerichtet, das mich wie ein Umhang einhüllt. »Sonst stirbt deine Gefährtin. Ich will dich sehen, Zara. Oder ich schwöre dir, dass dieses Stück Vieh, das es gewagt hat, mich anzugreifen, heißer brennen wird als die Feuer der Hölle und nichts davon übrig bleiben wird als verkohlte Knochen.«
Ich habe keinen Zweifel daran, dass er seine Drohung wahr machen wird. Als ich aus dem Anderswo heraustrete, verengt mein Vater triumphierend die Augen. Mein Atem geht stoßweise. Ich bin erschöpft, die viele Magie hat mich aufgezehrt, und kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Aber ich darf die Hoffnung nicht aufgeben, dass er genauso am Ende seiner Kräfte ist wie ich. Und ich habe noch einen letzten Trumpf im Ärmel.
Ich sehe ihn durch das eiskalte Maschennetz aus kristallisierter Luft an. »Du hast dein eigenes Kind getötet.«
»Sie hätte schon bei der Geburt sterben sollen.« Er starrt mich an, so wie man etwas anstarrt, vor dem man sich ekelt, von dem man jedoch den Blick nicht abwenden kann. »So schreibt es das Gesetz der Magier vor. Jede Brut aus gemischtrassigen Verbindungen muss sterben.«
»Deine Tochter «, fahre ich unbeirrt fort. »Dein eigen Fleisch und Blut.«
»Vieh ist nicht menschlich, Zara. Du bist genauso sentimental wie deine Mutter. Ich weiß nicht, was die Götter dazu getrieben hat, mich ausgerechnet sie lieben zu lassen.« Er zieht eine Grimasse. »Es hat mir nichts als Kummer und Schmerz gebracht.«
»Du weißt doch gar nicht, was Liebe ist! Du besitzt noch nicht einmal eine Seele.«
Er lächelt. »Doch. Und zwar deine, mein Kind. Du gehörst nun mir. Ich habe gewonnen. Aber bevor ich deine Erinnerung säubere, sage mir – was ist das für eine Magie? Wie funktioniert sie? Wie kannst du dich vor meinen Augen verstecken und deinen Geist vor mir schützen?«
Jetzt.
Bei Swift habe ich versagt. Ich konnte sie nicht retten. Aber vielleicht schaffe ich es, Twiss zu retten. Falls sie nicht schon tot ist. Bitte, Götter! Ich spähe zu der Stelle hinüber, wo sie zusammengekauert auf dem Boden liegt. Ihre Hände sind zu Fäusten geballt, ihr Kopf bewegt sich langsam hin und her. Sie lebt! Als ich anschließend wieder in Benedicts kalte Eidechsenaugen schaue, habe ich plötzlich keine Angst mehr.
Ich sollte Angst haben. Er ist noch sehr viel mächtiger und stärker, als ich gedacht habe. Aber ich habe ihm ein ganzes Leben voller Hass und den Tod meiner Schwester heimzuzahlen. Und dann ist da noch Twiss. Und sie lebt.
»Es ist geradezu magisch, nicht wahr?«, sage ich lächelnd und bereite meinen Gegenschlag vor.
Mein Lächeln irritiert ihn. Sein Blick wird misstrauisch.
»Aber es ist keine Magie, wie wir sie benutzen, Vater. Wie lautet noch gleich unser Glaubensbekenntnis? Warte, ich werde es dir aufsagen:
Die Götter schufen die Magier und gaben ihnen Magie, damit sie über die Erde herrschen.
Dann schufen die Götter das Vieh, damit sie die Diener und die Nutztiere der Magier seien, ihnen zu dienen und sie anzubeten, bis ans Ende ihrer Tage.
Vieh besitzt keine Seele. Wenn es verendet, wird es wieder zu Staub.
Doch die Magier stammen von den Göttern ab und kehren nach ihrem Tod zu ihnen zurück, um Seite an Seite mit ihnen in der himmlischen Ewigkeit zu leben. Ist es so richtig?«
»Deine Mutter war eine Gotteslästerin, Zara!« Er zittert vor Zorn. »Sie hat den Tod dafür gefunden. Aber dich werde ich am Leben lassen. Immerhin bin ich dein Vater und du bist mein einziges Kind! Du musst nur wiedergeboren werden. Wie bei allen Geburten, wird es äußerst
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