Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
Schatten an der Wand entlangschiebt.
»Gebt auf. Lange haltet Ihr sowieso nicht mehr durch«, presst Aluid zwischen gefletschten Zähnen hervor. Er sieht aus, als wäre er enthauptet worden, und seine Augen sind in dem blutverschmierten Gesicht zu wütenden Schlitzen verengt. »Ihr habt Euch mit diesem Abschaum zusammengetan, ist es nicht so? Euer Vater sollte Euch dafür hinrichten lassen. Eure eigene Art zu verraten … das ist das schändlichste Verbrechen, das ein Magier begehen kann!« Ein weißer Speichelfaden tropft von seinem Kinn.
Meine Beine beginnen unkontrolliert zu zittern und ich schließe verzweifelt die Augen. Aluid hat recht – lange halte ich nicht mehr durch.
»Das ist Euer Ende!«
Ich kann zwar sein Gesicht ausblenden, nicht aber seine zeternde Stimme.
»Die Göttin der Zeit ist auf meiner Seite – ich werde jeden Moment hier rauskommen und Euch Eurem Vater ausliefern. Benedict wird Euren Geist säubern, bis Euer Kopf so leer ist wie eine geknackte Walnussschale. Es wird nicht mehr viel von Euch übrig sein, wenn er mit Euch fertig ist. Macht Euch dieser Gedanke Angst, Mylady?«
Erschöpft sacke ich auf die Knie. Mit einem Triumphschreischiebt Aluid meinen Geist beiseite, und ich spüre, wie der Stein um ihn herum aufweicht. Er hat gewonnen. Ich falle vornüber, werde von Übelkeit durchflutet und verliere langsam das Bewusstsein.
Ich werde mich selbst töten. Ich werde nicht zulassen, dass sie mir meinen Geist nehmen. Dunkelheit zieht sich hinter meinen Augen zusammen, und während ich in sie hineindrifte, höre ich ein hartes, dumpfes Geräusch und Aluids Stimme verstummt.
Dann kehrt Stille ein.
14
M ein ganzer Körper ist zu Eis erstarrt. »Kommt zu Euch! Hört Ihr mich? Wacht endlich auf oder ich lasse Euch hier sterben!«
Twiss’ finster auf mich herabschauendes Gesicht taucht vor mir auf und verschwimmt wieder.
»K-k-kalt …«, stammle ich zitternd.
»Steht auf!« In Twiss’ Stimme liegt keinerlei Mitgefühl und ihre Miene ist hasserfüllt – ein Ausdruck, der bei Vieh immer nur dann aufblitzt, wenn es sich unbeobachtet glaubt. Ein Hass, den sie sonst hinter stoischen Gesichtern verbergen, die so blank und reglos wirken, als wären sie aus jahrhundertealtem Olivenholz geschnitzt.
»Wenn Ihr Euch nicht bald bewegt, sterbt Ihr.« Twiss hievt mich an den Schultern in eine sitzende Position. »Na los, hoch mit Euch! Nun macht schon. Wir müssen schleunigst von hier weg. Ich hab keine Lust, mich erwischen zu lassen, schon gar nicht mit dem hier.«
Mit dem hier … Aluid. Mein Atem reicht nicht aus, um nach ihm zu fragen. Ich schaffe es noch nicht einmal, mich hinzuknien.Die Kälte lähmt meinen Willen und ich ertrinke in einem Meer aus Eis. Ich bin so müde. Warum habe ich die Dunkelheit verlassen, in der nichts mehr eine Rolle spielte? Weder mein Vater noch die Magier oder Swift … Ich schließe die Augen.
Ein brennender Schmerz am Hinterkopf lässt sie mich ruckartig wieder aufschlagen. Twiss hat beide Hände in meine Haare gekrallt und zieht energisch daran, als sei sie fest entschlossen, sie mir auszureißen.
»Aufhören!« Meine Lippen sind so taub, dass ich das Wort kaum aussprechen kann, aber der brennende Schmerz verleiht mir neue Kraft. »Lass los!«
Statt zu gehorchen, steht die Diebin auf, sodass mir gar nichts anderes übrig bleibt, als mich ebenfalls hochzurappeln. Vornübergebeugt stolpere ich hinter ihr her, während sie mich wie ein Bauer, der einen störrischen Ochsen an der Kandare führt, durch das Gewölbe zerrt, und schreie sie an, mich endlich loszulassen.
»Seid still, verdammt! Oder wollt Ihr vielleicht, dass der ganze Palast zusammenläuft und uns mit ihm hier findet?«
Mit ihm. Aluids Gesicht erscheint vor meinem inneren Auge. Dann das von Benedict, dessen kalte Beherrschtheit sich in Raserei verwandelt. Bei dem Gedanken, was er mit mir anstellen wird, dreht sich mir der Magen um. Ich verstumme und Twiss lässt endlich meine Haare los. Die Tränen wegblinzelnd, die der Schmerz mir in die Augen getrieben hat, richte ich mich auf und reibe mir den Kopf.
»So, und jetzt haltet Euch gefälligst auf den Beinen und sorgt dafür, dass Ihr in Bewegung bleibt.« Sie sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an, bereit, mich erneut an denHaaren zu packen. »Ihr habt Euch bei dem Kampf so verausgabt, dass fast nichts mehr von Euch übrig geblieben ist. Das ist jetzt schon das dritte Mal, dass ich Eure Haut gerettet habe.« Twiss nickt zur Mitte des
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