Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
züngeln fröhlich über die dort liegende Gestalt und verzehren sie. Es wird nicht viel übrig bleiben, aber es wird genug sein, um allen vorzumachen, dass Zara, das einzige Kind von Benedict, Erzmagier von Asphodel, tot ist.
Ich löse die schalldichte Hülle auf und nicke Twiss zu, die mich mit vor abergläubischer Furcht weit aufgerissenen Augen anstarrt, sich jedoch augenblicklich umdreht und mich eilig aus der Kammer führt.
13
T wiss hat sich in Nichts aufgelöst. Dieses Mädchen scheint mit den Palastmauern verschmelzen zu können. Stirnrunzelnd blicke ich auf die Stelle, an der sie gerade noch gestanden hat, und zucke erschrocken zusammen, als eine Hand nach meinem Arm greift. Das Gesicht der Diebin erscheint vor mir in der Dunkelheit und ich blinzle überrascht.
Twiss’ Lippen verziehen sich zu einem freudlosen Lächeln. Dann lässt sie mich wieder los, wirbelt herum und schleicht an der Wand entlang geduckt den Korridor hinunter. Nach ein paar Metern bleibt sie stehen und wirft mir über die Schulter einen Blick zu. Die Botschaft ist klar und deutlich: Folge mir und bleibe dicht hinter mir!
Ich versuche ihre Bewegungen nachzuahmen, aber meine Arme und Beine stellen sich noch ungeschickter an als sonst. Als ich um eine Ecke husche, stelle ich fest, dass ich sie schon wieder verloren habe. Um mich herum sind nichts als Schatten und kalter toter Stein. Plötzlich taucht am Ende des Korridors der Schein einer Fackel auf. Hastig presse ich mich in eine Wandnische und unterdrücke einen Aufschrei, als ichneben mir unerwartet den kleinen warmen Körper der Diebin spüre, die eine beinahe nervtötende Gelassenheit ausstrahlt. Einen Augenblick später marschiert ein Trupp bewaffneter Wächter vorbei, der eine kleine Horde Vieh eskortiert – Gildenangehörige … mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Erkenntnissuchende. Als die Wächter und ihre Gefangenen außer Sichtweite sind, dreht Twiss den Kopf und spuckt aus. Es ist das einzige Geräusch, das sie während des gesamten Weges macht.
Im Gegensatz zu mir. Ich beiße jedes Mal die Zähne zusammen, wenn ich mit der Schulter die Wand streife oder meine Stiefelabsätze über den Steinboden kratzen, und handle mir dabei stets einen vorwurfsvollen Schulterblick von Twiss ein. Die Diebin scheint sich allein durch die Art, wie sie sich bewegt, steht und atmet, unsichtbar machen zu können. Obwohl es ketzerisch ist zu denken, dass Vieh über Magie verfügt, kann ich es mir nicht anders erklären.
Als wir schließlich die Kellergewölbe erreicht haben, drückt förmlich jede ihrer Bewegungen ihre Verachtung für mich aus, und ich bleibe entnervt stehen.
»Warte!«, zische ich und entzünde ein kleines magisches Licht, das blassblau über meinem Kopf flackert. Ich habe es satt, mich praktisch blind fortzubewegen, und hier unten droht uns mit Sicherheit keine Gefahr – die Wächter haben an diesem Ort nichts verloren. Wir allerdings auch nicht. Warum hat mich die Diebin hierhergeführt? Twiss wirbelt zu mir herum und bedeutet mir mit einer ungeduldigen Geste, still zu sein, aber ich schüttle hartnäckig den Kopf. »Ich mache keinen Schritt mehr, bevor du mir nicht gesagt hast, wohin wir gehen!«
»Das werd ich Euch ganz bestimmt nicht auf die Nase binden«, flüstert sie aufgebracht. »Nicht einmal Bruin habe ich davon erzählt. Nur Diebe dürfen darüber Bescheid wissen. Und jetzt haltet die Klappe und folgt mir, oder ich gehe ohne Euch weiter!«
Ich stemme empört die Hände in die Seiten und setze zu einer wütenden Erwiderung an, als sie plötzlich anfängt zu schreien und sich windend und drehend wie ein an einer Schnur befestigter Ball in die Luft aufsteigt.
»Ich störe wirklich nur ungern, aber ich fürchte, ich muss …« Die Stimme kommt aus einem dunklen, direkt vor uns liegenden Durchgang. Ich brauche kein Licht, um zu wissen, wem sie gehört. Ich kenne diese Stimme nur zu gut. »… was habt Ihr zu dieser Uhrzeit hier unten zu suchen, Lady Zara? Und dann noch in dieser Gesellschaft …«
Rotes Magierlicht schwebt über unseren Köpfen, in dessen grellem Schein sich Aluids höhnisches Gesicht aus der Dunkelheit schält. Die unter seinen Arm geklemmte Weinflasche erklärt, was er hier zu suchen hat – mein Tutor gönnt sich eine Pause von dem nächtlichen Einsatz, um den Weinkeller zu plündern. Er mustert mich mit verquollenen, blinzelnden Augen und sieht zufrieden aus wie eine Katze, die eine Maus gefangen hat und es kaum erwarten
Weitere Kostenlose Bücher