Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
kann, mit ihr zu spielen.
Twiss fängt erneut an zu schreien. Sie baumelt mitten in der Luft, und mir bleibt das Herz stehen, als ich sehe, wie die Arme und Beine des Mädchens sich an ihren Körper pressen, als würde eine unsichtbare Kraft sie zusammenquetschen. Die Diebin ist in einer Hülle aus verdichteter Luft eingeschlossen, die ich mit bloßem Auge kaum erkennenkann. Ganz langsam lässt Aluid sie immer kleiner werden, um sie darin zu zermalmen.
»Hört auf!« Mein Atem geht stoßweise und mein Puls rast. Noch nie habe ich mich mit einem anderen Magier in einem echten Kampf gemessen, und ich habe keine Ahnung, ob meine Kräfte stark genug sind, um gegen einen Großmeister zu bestehen. Doch vielleicht muss es gar nicht so weit kommen – ich bin Benedicts Tochter. Für irgendetwas muss es schließlich gut sein.
»Ich befehle es Euch!« Ich versuche, meine Stimme ruhig und beherrscht klingen zu lassen und so viel Autorität wie möglich hineinzulegen.
Aber Aluid ignoriert mich einfach. Er teilt sein Magierlicht in drei Feuerbälle auf, schleudert sie durch das Gewölbe und entzündet damit drei an der Wand befestigte Fackeln. Selbstgefällig betrachtet er sein Werk, bevor er sich mit einem amüsierten Ausdruck im Gesicht zu mir umdreht. Würde er von meiner Verbindung mit den Erkenntnissuchenden wissen, wäre er entsetzt, außer sich, rasend vor Zorn – aber nicht amüsiert. Sein Mienenspiel verrät, dass er darüber nachdenkt, wie er die Situation am besten zu seinem Vorteil nutzen kann.
»Diese niedere Kreatur hat Euch berührt, Zara.« Aluid blickt zu der sich krümmenden, stöhnenden Twiss auf und verzieht angewidert den Mund. »Und seht sie Euch nur an – wir haben es hier ohne Zweifel mit einer Diebin zu tun. Wahrscheinlich eine von diesen Gesetzlosen, die wir aufgegriffen haben. Ich werde sie zu ihren Freunden in den Kerker zurückbringen. Und ich danke Euch. Es war richtig, mich davon abzuhalten, sie zu töten. Das Vieh ist möglicherweise im Besitz wertvoller Informationen.«
Mein Blick zuckt unwillkürlich zu Twiss hinauf, deren Körper mittlerweile in Fötushaltung zusammengequetscht ist, aber wie es scheint, wirkt kein weiterer Druck mehr auf sie ein. Schnell zwinge ich mich, vor Aluid eine kalte und ungerührte Miene aufzusetzen.
»Damit ist allerdings noch nicht geklärt …«, fährt er fort und verengt die Augen zu schmalen Schlitzen, »… was Ihr mitten in der Nacht im Kellergewölbe des Palasts treibt und warum Ihr euch dazu herabgelassen habt, Euch mit dieser Kreatur zu unterhalten, Zara.«
»Für Euch immer noch Lady Zara.« Ich setze meinen hochmütigsten Blick auf. »Wie kommt Ihr überhaupt dazu, infrage zu stellen, was ich hier tue? Ich handle auf Anweisung meines Vaters, und Ihr werdet dieses Stück Vieh jetzt auf der Stelle wieder meiner Gewalt übergeben. Oder wollt Ihr euch vielleicht auch noch anmaßen, den Willen des Erzmagiers anzuzweifeln?«
»Ich denke …«, Aluid tritt auf mich zu, und ich widerstehe nur mit Mühe dem Impuls, von seiner Nähe zurückzuzucken, »… wir sollten Euren Vater fragen, was damit geschehen soll. Nur um uns zu vergewissern. Und er wird sich bestimmt sehr über Euren unerwarteten Besuch freuen«, fügt er lächelnd hinzu. »Es ist schließlich kein Geheimnis, wie zugetan er Euch ist.«
Mein Herzschlag dröhnt in meinen Ohren. Schade, dass er nicht so dumm ist, wie ich dachte. Ich erwidere das Lächeln, schärfe meinen Willen zu einer glänzenden Klinge und durchtrenne seine Magie mit einem einzigen Hieb.
Twiss sackt wie ein Stein zu Boden. Eilig weiche ich vor Aluid zurück, dessen Gesicht sich vor Schock und Empörungverzerrt, als er begreift, was ich getan habe. Während ich meine Magie für den ersten Kampf in meinem Leben sammle, höre ich sich eilig entfernende Schritte. Twiss hat mich allein zurückgelassen.
»Was im Namen der Zeit …« Mein Tutor lässt die beiden Türen des Gewölbes ins Schloss fallen und kommt auf mich zu.
»Ihr habt Euch meinem Befehl widersetzt!« Ich versuche vergeblich, nicht vor ihm zurückzuweichen. Von allen meinen Tutoren hasse ich Aluid am meisten. Selbst für einen Magier ist er unerträglich arrogant. Und sein Atem stinkt nach Fisch.
»Die Diebin spioniert für uns!« Es ist eine leicht zu durchschauende Lüge, aber irgendetwas muss ich sagen. »Sie spioniert für uns die Erkenntnissuchenden aus. Ich kontrolliere ihren Geist.« Ein Blick auf sein Gesicht reicht, um zu wissen, dass er kein
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