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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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kann jedoch höchstens eine Handvoll Erwachsener unter ihnen ausmachen. Wo sind die Eltern?
    Mein Blick fällt auf eine Gruppe Erkenntnissuchende, die eng beieinanderstehen und fast genauso verängstigt wirken wie ich. Den Göttern sei Dank – ich bin nicht völlig allein mit den Dieben, es haben sich auch noch andere aus der Stadt hier in Sicherheit bringen können. Ihre Verwirrung und Angst wabern wie Nebelschwaden durch die Höhle und ich würde ihnen am liebsten zurufen: Ich bin wie ihr! Euer Feind ist mein Feind. Auch ich habe alles verloren.
    Ein harter Stoß in den Rücken fordert mich auf, weiterzugehen. Stolpernd setze ich meinen Weg hinter Herrin Floster fort, als plötzlich ein junger Dieb auf meine Magier-Insignien und meine schmutzige weiße Robe aufmerksam wird und ein bedrohliches Heulen ausstößt. Im Nu strömen aus allen Richtungen Kinder herbei, deren Augen sich in mich hineinzufressenscheinen. Zwischen Furcht und Hass schwankend schrecken sie vor meinem Blick zurück, stoßen Verwünschungen und Beschimpfungen gegen mich aus und fangen schließlich an, mich mit Holzstückchen und kleinen Steinen zu bewerfen. Etwas trifft mich ins Gesicht.
    Ich presse eine Hand auf meine Wange und spüre, wie meine Finger feucht werden. Fassungslos starre ich auf das Blut, das in dem rußigen Licht dunkel wie roter Wein ist. Wie können sie es wagen? Heiße Wut steigt in mir auf und gibt mir die Kraft, die Wunde sofort wieder heilen zu lassen. Ich will noch nicht sterben! Erst recht nicht von der Hand dieser schmutzigen kleinen Bastarde! Sie werden mich bestimmt nicht davon abhalten, Swift und Gerontius zu rächen und Aidan zu retten. Als ich meine Magie sammele, um zurückzuschlagen, trifft mich ein weiterer Kiesel an der Stirn.
    »Lasst sie verdammt noch mal in Ruhe!« Twiss stürzt sich mit einem warnenden Knurren auf einen Jungen, der gerade eine Handvoll Steine auf mich werfen wollte, und hat ihn in null Komma nichts zu Boden gerungen, obwohl er doppelt so groß und breit ist wie sie. Herrin Floster zerrt Twiss von dem Jungen herunter.
    » Die Magierin ist unantastbar! « Als Flosters Stimme durch die dämmrige Höhle hallt, kehrt augenblicklich atemlose Stille ein. Mich überkommt das absurde Bedürfnis zu lachen, als ich sehe, wie ungläubiges Entsetzen die Mordlust von Dutzenden schmutziger Gesichter fortspült und vor Überraschung ein Mund nach dem anderen offen stehen bleibt.
    Nun drehen sich auch die Erkenntnissuchenden zu mir um und der Hass auf ihren Gesichtern macht unverhohlener Neugier Platz. Ich entdecke die Silberschmiedin Tabitha unterihnen, die in dem Durcheinander wie eine Insel der Ruhe wirkt. Ihre wunderschönen grauen Augen sind rot und geschwollen, ihr Gesicht von Trauer gezeichnet. Sie muss jemanden verloren haben, den sie liebt. Zum ersten Mal, seit ich sie kenne, blickt sie mir offen ins Gesicht und ich sehe in ihren Augen etwas aufblitzen … Mitgefühl?
    Twiss windet sich aus Flosters Griff und wischt sich mit dem Handrücken das Blut von der Nase – zumindest einen Treffer hat der Junge landen können.
    »Die Magierin arbeitet für uns«, ergreift die Anführerin der Diebe erneut das Wort und schafft es, die Meute allein mit ihrem Blick in Schach zu halten. »Wenn sie auch nur einer von euch anrührt, ziehe ich ihm eigenhändig die Haut ab. Sie steht unter meinem persönlichen Schutz, und ihr wisst, was das heißt!«
    Floster zieht ein Amulett über den Kopf, das an einem Lederband baumelt, und hängt es mir mit einer gebieterischen Geste um den Hals. Ich zucke zusammen, als eine grüne Jadescheibe gegen den kleinen Lederbeutel prallt, in dem ich Swifts Brief aufbewahre, und fühle mich wie ein Gegenstand, der als Eigentum gebrandmarkt wird. Am liebsten würde ich mir das Amulett vom Hals reißen, wage es aber nicht. Hunderte Augen starren fassungslos auf den Jade-Anhänger, dann ertönen unterdrückte Laute der Enttäuschung.
    Floster stemmt ungeduldig die Hände in die Seiten. »Na los, worauf wartet ihr? Macht euch wieder an die Arbeit. Und was dich angeht …« Sie dreht sich mit hochgezogenen Brauen zu Twiss um. »Noch trage ich die alleinige Verantwortung für die Gilde.« Um ihren Mund zuckt ein kaum wahrnehmbareswarmes Lächeln. Es ist die erste Gefühlsregung, die sie preisgibt. »Benimm dich, meine Kleine, oder ich verpass dir eine Tracht Prügel, die du so schnell nicht vergisst. Du hast dir schon genug Ärger eingehandelt, indem du ohne Erlaubnis die Magierin

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