Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)
hierhergebracht hast. In meine Kammer, Halbling. Ich erwarte einen vollständigen Bericht von dir.«
Sie bedeutet Twiss mit einer herrischen Geste zu verschwinden und dreht sich dann zu den Wächtern um, die mich umzingeln. »Steckt die Magierin ins Loch und sorgt dafür, dass sie ganz bleibt.«
Sie wirft mir einen letzten unergründlichen Blick zu, bevor sie sich schließlich abwendet und Twiss folgt. Eilig machen ihr die Halblinge Platz, als sie wie ein Flussboot, das durch Schilf pflügt, aus der Höhle schreitet. Ein Mann löst sich aus der Gruppe von Erkenntnissuchenden und folgt der Herrin mit der muskulösen Anmut eines Wolfshunds. Er ist einer der wenigen erwachsenen Diebe, hat schwarzes Haar, ist weder klein noch groß, von Kopf bis Fuß in dunkles Leder gekleidet und wirft mir im Vorbeigehen einen rätselhaften Blick zu.
Stunden später erwache ich in völliger Dunkelheit. Mein Herz schlägt aus wie ein verängstigtes Fohlen. Ruckartig richte ich mich auf und entzünde instinktiv mein Magierlicht, konzentriere mich auf die flackernde blaue Flamme und zwinge meinen Atem, sich zu beruhigen, bis mein Herzschlag sich wieder normalisiert hat und die Panik nachlässt.
Ich erinnere mich, in eine Öffnung in einer Wand gestoßen worden und vor Erschöpfung zusammengebrochen zusein. Als ich mich jetzt umschaue, sehe ich, dass ich in einer Art Erdloch eingesperrt bin, das kaum größer ist als der Strohballen, auf dem ich sitze. Die mich umgebenden Wände sind nur notdürftig gekalkt, die Decke hängt so tief, dass ich noch nicht einmal den Arm auszustrecken brauche, um sie zu berühren, und in die gegenüberliegende Wand ist eine niedrige Holztür eingelassen, deren Bretter mit Luftlöchern und einem kleinen rechteckigen Sehschlitz in der Mitte versehen sind, der wie ein blindes Auge mit einer Klappe verdeckt ist. Erneut steigt Panik in mir auf.
Ich bin eine Gefangene der Diebe!
Schauergeschichten, die in Magierkreisen verboten sind und nur flüsternd und hinter vorgehaltener Hand weitergegeben werden, spuken durch meinen Kopf. Geschichten über Magier, die mit durchschnittener Kehle oder Pfeilspitzen im Rücken gefunden wurden. Über schattenhafte Wesen, die ganz in Leder gekleidet mitten unter uns wandeln, ohne dass wir sie bemerken, und deren Geist noch kein Magier bezwungen hat.
Sie werden mich nicht töten. Dafür bin ich viel zu nützlich für sie.
Ich starre auf die Holztür. Mein Kopf dröhnt, mein Mund ist wie ausgedörrt und ich spüre jeden Muskel in meinem Körper. Ich habe fast meine gesamte Magie aufgebraucht. Es wird Tage dauern, bis ich mich wieder erholt habe … falls ich überhaupt so lange am Leben bleibe. Selbst wenn die Diebe mich nicht töten, wird mein Vater mittlerweile meine Spur aufgenommen haben. Er wird von meiner Ketzerei, von meinem Verrat wissen, und ich bin mir nicht sicher, ob mein inszenierter Tod ihn wirklich täuschen kann. Schaudernd denke ich an die aufgegriffenen Erkenntnissuchendenund bin unsagbar froh, dass die Diebe ihr Lager stets geheim gehalten haben.
Es herrscht vollkommene Stille. Als wäre ich der einzige Mensch, der in diesem Labyrinth lebend zurückgelassen wurde. Ich könnte die Tür mit einem einzigen Gedanken einstürzen lassen, doch mir ist klar, dass sie nicht dazu da ist, um mich einzuschließen – sondern um mich vor den Halblingen zu schützen.
Ich schlinge die Arme um meinen Körper und halte mich selbst fest, bis das Zittern so weit nachlässt, dass ich den Nachttopf bemerke. Gepriesen sei die Zeit! Schnell springe ich von meinem Lager auf und stoße mir dabei den Kopf an der niedrigen Decke. Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich lasse mich wieder auf den Strohballen fallen und stoße sämtliche Schimpfwörter aus, die ich kenne. Es sind nicht annähernd genug, aber seltsamerweise geht es mir danach besser. Als ich den Topf benutze, sehe ich, dass jemand für Papier und einen Krug mit Wasser gesorgt hat, und fühle Dankbarkeit in mir aufwallen.
Dankbarkeit? Allmählich begreife ich, was es bedeutet, eine Gefangene zu sein. Zum ersten Mal spüre ich die überwältigende Verwundbarkeit, die man empfindet, wenn man keine Kontrolle mehr über die eigenen Grundbedürfnisse hat. Und auf einmal verstehe ich auch Aidans nur mühsam beherrschten Zorn.
Als ich wieder auf dem zerfledderten Strohballen sitze, versuche ich, den modrigen Geruch zu ignorieren und nachzudenken. Ist Herrin Floster Freundin oder Feindin? Was hat sie mit mir vor? Mir fällt
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