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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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gut auf ihn zu sprechen zu sein, und plötzlich wird mir klar, dass sie seine Geliebte war.
    Als Nächste ergreift Falu das Wort, und die tiefe Stimme der großen dunkelhaarigen Frau verlangt uneingeschränkte Aufmerksamkeit. »Der Erschaffer, den Ihr als Geisel haltet – ist er der Schlüssel? Ihr seid ein kluger Mann, Benedict, aber ich verstehe nicht, wie ein einzelner Junge eine ganze Stadt zerstören soll.«
    »Der Schlüssel. Eine angemessene Analogie, Falu«, erwidert mein Vater in respektvollem Ton, den er den anderen gegenüber vermissen lässt. »Nachdem wir uns nun schon seit etlichen Jahren im Krieg befinden, sind wir dem Ziel, die Erschaffer zu zerstören, nie näher gewesen. Dieses Vieh vermehrt sich wie Ratten, während wir von Generation zu Generation weniger werden. Also habe ich einen Schlüssel besorgt, der uns ein Tor im Großen Wall öffnen wird. Sobald ihre Verteidigung dort niedergeschlagen ist, können wir der Reihe nach ihre Städte einnehmen. Der endgültige Sieg ist zum Greifen nah! Wir müssen nur noch die Hand ausstrecken und ihn uns nehmen. Denkt doch nur an die Unsterblichkeit, die wir erlangen, wenn wir die Welt auf ewig von den Erschaffern und ihren Höllenmaschinen befreit haben!«
    »Wenn ich das richtig verstehe«, entgegnet Tressam säuerlich, »dann wollt Ihr uns dazu verpflichten, uns an diesem Krieg zu beteiligen und Euch unsere Soldaten und Tribute zur Verfügung zu stellen. Aber ich warne Euch, Benedict. Noch bin ich nicht überzeugt. Um meine Zustimmung zu bekommen, müsst Ihr mir schon ein bisschen mehr über Eure Pläne erzählen.«
    »Das sehe ich genauso, Benedict«, stimmt Falu ruhig zu.
    »Eine blutige Hetzjagd«, sagt Aris kalt lächelnd und tritt auf meinen Vater zu. »Ich kann es kaum erwart…«
    Ein Sirren wird laut und Aris verstummt mitten im Wort. Ein gefiederter Pfeilschaft ragt aus der Kehle des Magiers, der mit einem schrecklichen gurgelnden Geräusch auf die Knie sackt und anschließend vornüberkippt.
    Einen Atemzug lang herrscht Totenstille, dann schwingt mein Vater sich wie ein schwarzer Wirbel in die Lüfte. Die anderen Magier folgen ihm mit blutrot, blau und golden flatternden Roben. Riesige Adler, die gemeinsam über dem Hügel kreisen. Ich verkrieche mich zitternd in unserem Gefieder. Der Falke ist verstört von dem Geruch menschlichen Bluts und möchte am liebsten fliehen, aber ich wage es nicht, unsere Deckung ausgerechnet jetzt zu verlassen. Ich sollte den Geist des Falken freigeben und in meinen Körper zurückkehren … doch erst muss ich wissen, was geschehen ist. Es hätte mein Vater sein sollen, der dort tot im Staub liegt. Wäre Aris doch nur nicht vorgetreten … Oh bitte, Zeit, lass den Todesschützen entkommen! Ist der Wolfshund der Attentäter? Nein, ausgeschlossen. Er wacht bei meinem Körper. Er hat versprochen …
    Aber noch bevor ich mich entscheiden kann, ob ich fliehen oder bleiben soll, sehe ich, wie die Magier tiefer kreisen und landen. Sie verschwinden zwischen den Olivenbäumen auf der anderen Seite des Hügels, und kurz darauf ertönt ein Aufschrei, der voller rasender Enttäuschung ist. Die Stimme meines Vaters.
    Ich warte, halte verzweifelt den Geist des Falken fest, der immer wieder versucht, sich von mir zu befreien, als sieplötzlich zwischen den Bäumen auftauchen und angeführt von meinem Vater zurückkommen. Vor ihm in der Luft schwebt eine Diebin. Es braucht nur einen Blick, um zu wissen, dass sie tot ist. Und auf einmal begreife ich, was passiert ist. Meisterin Quint muss ihr ein Gift mitgegeben haben, mit dem die Todesschützin sich selbst gerichtet hat. Oh ihr Götter.
    Als der leblose Körper in meiner Nähe zu Boden geschleudert wird, sehe ich, dass es eine junge Frau ist, die nicht älter als fünfundzwanzig sein kann. Sie war einmal sehr hübsch. Jetzt sind ihre Züge im Todeskampf verzerrt. Was immer Quint ihr gegeben hat, es war kein leichter Tod. Hasserfüllt blicke ich zu meinem Vater und empfinde grimmige Freude, als ich die Verbitterung in seinem Gesicht sehe.
    Ich werde es dir heimzahlen, Vater. Jede einzelne deiner Gräueltaten.
    »Seht Ihr!« Benedict ist außer sich. »Eine Diebin! Die auf der Lauer gelegen hat. Sie wussten von diesem Treffen. Zweifelt Ihr jetzt immer noch an mir? Die Diebe sind unser schlimmster Feind. Aris hat sie für Ungeziefer gehalten. Und genau das sind sie auch, aber dieses Ungeziefer hier hat ihn getötet.«
    Er hat vor Zorn die Zähne gebleckt. Und vor Angst. Endlich!

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