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Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition)

Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Renner
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zu lange fern, Zara, sonst schaffst du es möglicherweise nicht mehr zurück. Es nützt uns nichts, wenn du herausfindest, was die Bastarde aushecken, die Informationen aber nicht mehr an uns weitergeben kannst.«
    »Marcus hat recht. Und jetzt geht.« Floster zögert, dann greift sie nach meiner Hand und drückt sie kurz. »Mögen die Götter mit dir sein, Zara, Tochter von Eleanor.«
    Der Wolfshund und ich sitzen in derselben Wachstube, in die ich in jener Nacht hineingestolpert bin, als mich Twiss hierherbrachte. Von hier aus ist es der kürzeste Weg in den Palast, ohne die Katakomben verlassen zu müssen. Ich trage einen dicken wollenen Umhang über meiner Ledertunika. Die Ratte läuft unruhig in ihrem Käfig hin und her und spürt offensichtlich, dass gleich etwas geschehen wird. Es heißt, Ratten seien klug. Ich mag sie trotzdem nicht.
    »Es ist Zeit, Zara.« Der Wolfshund weiß, dass ich Angst habe. Aber das kümmert mich nicht. Ich kann mich blind darauf verlassen, dass er mich töten wird, wenn ich versage. Der Gedanke ist so absurd, dass ich kurz auflache.
    »Alles in Ordnung?«, fragt er besorgt.
    Ich nicke und spüre, wie die vertraute Aufregung von mir Besitz ergreift und die Angst fortwischt. Ja, es ist Zeit. Ich blicke vom Wolfshund zu der Diebin, deren Aufgabe es ist, die Ratte in den Keller des Palasts zu bringen und dort freizulassen. Sie ist um die dreißig, also schon lange kein Halbling mehr – wahrscheinlich traut Floster ihnen nicht, wenn es um mich geht. Sie ist so ruhig und still, dass ich sie nicht sehen würde, wenn ich nicht wüsste, dass sie da ist. Wieder erstaunt mich diese verblüffende Gabe der Diebe … doch dann schiebe ich den Gedanken beiseite, um mich zu konzentrieren.
    Ich nicke dem Wolfshund zu, atme tief durch und sammle mich. Es ist einfach. Ich bin dazu geboren, dies zu tun. Es fühlt sich so richtig an … so vollkommen. Magie zu wirken kann nicht böse sein. Ausgeschlossen. Nur Menschen sind böse. Magie ist einfach … Magie. Es ist der letzte Gedanke in meinem eigenen Körper.
    Dunkelheit ist gut. Im Dunkeln bleiben, an Wänden entlanghuschen, sich in schmalen Ritzen verstecken. Und schnuppern. Meinen Weg erschnuppern. Scharf, schwer, verfault, süß. Stein, tot, kalt. Holz, trocken und zäh. Nag es, kau es. Keine Zeit. Will fressen. NEIN! Weiter. Dorthin, wo die Riesen leben. Rieche Käfer! Ein Sprung. Fang ihn, fang ihn. Halt ihn fest. Zappelt. Knack ihn. Zerkau ihn. Süßsauer. Schlucken. Lecker … Mehr Käfer. NEIN!
    Die Ratte ist nicht einfach zu beherrschen. Sie ist gerissen. Mit Abstand das klügste Tier, dessen Geist ich je kontrolliert habe.
    Wir kriechen. Ratten-Zara. Sie jagt uns höher und höher, zwingt uns, die gute Dunkelheit zu verlassen und zu den Riesen hinaufzulaufen, die dort oben auf der Lauer liegen, um uns einzufangen, zu schlagen, wehzutun. Mit ihren Hunden und Feuerstöcken, die die Dunkelheit totmachen. Sie lässt uns nicht zurückkehren zu den finsteren stinkenden Orten, wo sichere, herrliche, verrottende Dunkelheit ist. Licht. Ssssss. Licht tötet. Um die Ecke springen, schlittern, gleiten, kriechen, rennen, schneller als die Riesen. Durch kalten Gewölbestein und Feuerstöcke.
    Die Ratte bekämpft mich bis zuletzt, peitscht mit dem Schwanz und sträubt das Fell, als ich sie zwinge, durch Korridore zu schleichen, an Wänden entlangzukriechen, von Schatten zu Schatten zu huschen. Näher und näher zur Bibliothek meines Vaters. Im Palast herrscht höchste Alarmbereitschaft. Wächter und Tribute eilen hektisch hin und her. Aber niemand sieht uns.
    Und endlich erkenne ich durch die trüben Augen der Ratteden Eingang, den ich suche: die Tür zur Bibliothek meines Vaters.
    Kein Licht sickert darunter hindurch. Bis auf die Wächter, die auf ihren Kontrollrundgängen regelmäßig hier vorbeikommen, ist der Korridor leer. Die Erzmagier sitzen noch beim Abendessen, werden sich aber anschließend hierhin zurückziehen, um über die finsteren Pläne zu sprechen, die mein Vater geschmiedet hat. Im Speisesaal gibt es zu viele Ohren. Ohren von Dienern, von Vieh. Und mein Vater weiß jetzt endgültig, dass er ausspioniert wird. Er wird sie hierherbringen, in sein Allerheiligstes.
    Quetschen, schlängeln, drücken. Unsere Knochen werden dünn und biegsam, als wir uns mit tastenden Schnurrhaaren unter der Tür hindurchschieben. Schöne Dunkelheit, gute Dunkelheit. Iiiihhhh … Wir zischen, sträuben das Nackenfell vor Angst und Abscheu. Ein Katzenbiest

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