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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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dich Gefahren aussetzen würden, die du noch gar nicht begreifen kannst.«
    Ich erwartete, dass sie mich als Nächstes fragen würde, wo das Zauberbuch war. Sie tat es nicht.
    »Glaub mir, Kind«, sagte sie lediglich.
    Ich ließ einen weiteren Moment verstreichen, bevor ich ihr antwortete. »Wenn ich Ihnen vertrauen soll«, begann ich und ärgerte mich über das Zittern in meiner Stimme, »müssen Sie zuerst die Zauber aufheben, mit denen Sie Beryl belegt haben.«
    Sie runzelte die Stirn. »Stimmt etwas mit deinem Vormund nicht?« Sie klang aufrichtig besorgt.
    »Das wissen Sie nur zu gut.«
    »Ich habe leider keine Ahnung, wovon du redest. Was stimmt nicht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und genau deshalb brauchst du eine Mentorin.« Lily gab einen weiteren Seufzer von sich und sah auf ihre Uhr. »Ich gebe dir zwei Tage Bedenkzeit, ob du mich den Enthüllungszauber anwenden lässt. Solltest du dich am dritten Tag immer noch weigern, werde ich den Hohen Rat von deinem Täuschungsmanöver in Kenntnis setzen.« Sie richtete ihren Zauberstab auf die Tür. Sie öffnete sich lautlos. »Geh.«
    Es war zwar nicht besonders würdevoll, sich vorzubeugen, um Sams Stift aufzuheben, aber ich tat es dennoch.

Als ich die EOM-Kuppel verließ, nahm ich den rosafarbenen Marmor im Hof kaum wahr. Die leuchtenden Farben der Blumen im Garten taten mir in den Augen weh. Mir schwirrten wild Gedanken im Kopf herum. Sollte ich Lilys Angebot, mir von meiner Familie zu erzählen, im Austausch gegen einen Enthüllungszauber annehmen? Und wenn ich sie abwies? Was würde ich tun, wenn der Hohe Rat meinen Zauberstab zurückverlangte?
    »Sie will dich unter ihre Kontrolle bringen«, hatte Beryl gesagt.
    Wenn man mir doch nur eine ehrliche Mentorin zugewiesen hätte, jemanden, dem ich vertrauen konnte, jemanden, der mir alle meine Fragen, die ich zur Magie hatte, beantwortete.
    Ich hätte in die Königliche Bibliothek gehen und versuchen können, herauszufinden, was ich für Beryl tun konnte. Ich hätte Meteor aufsuchen und sehen können, ob ich mit ihm darüber reden konnte, was gestern Abend passiert war.
    Aber ich konnte den Gedanken, dass Meteor wütend auf mich war, nicht ertragen. Meine Flügel schlugen schwerfällig und hielten mich auf meinem Heimweg nach Galena nur mit knapper Not in der Luft. Ich flog durch die Pforte, aber je näher ich mich meinem Haus näherte, umso mehr wollte ich Beryl aus dem Weg gehen. Was würde sie heute wohl sagen und tun?
    Letzte Woche hätte ich meine Freunde aufgesucht. Doch jetzt dachte Meteor, ich hätte ihn verzaubert, und ich hatte keine Ahnung, wo Leona sich herumtrieb. Andalonus hatte ich seit unserem letzten Schultag nicht mehr gesehen; vermutlich glaubte er, ich hatte gelogen, als ich ihm sagte, seine Farbe sei für mich nicht von Bedeutung.
    Meine Flügel schmerzten, als hätte man sie mit Eisen gefesselt, während ich mich an Andalonus’ letzte Worte erinnerte: »Ist es wirklich so schlimm, violett zu sein? … Denk an all das Gute, das du tun kannst.«
    Aber ich hatte nichts Gutes getan.
    Ich hatte eine Unmenge Radia-Einheiten darauf verwandt, mich selbst zu schützen. Lily hatte in einer Sache recht – wenn ich so weitermachte, würden meine Vorräte aufgebracht sein, noch bevor ich das fünfzigste Lebensjahr erreichte. Vielleicht sogar noch früher.
    Ich öffnete meine Uhr und hielt sie mir vors Gesicht. Der winzige goldene Zeiger, der die Radia-Menge angab, hatte sich ein ganz klein wenig bewegt. Er lag nicht mehr direkt auf der Linie zwischen Violett und Rot, der Linie, von der ich gedacht hatte, sie bedeute »keine Farbe«, und die Beryl als volles Violett bezeichnet hatte. Sobald der Zeiger sich so weit bewegt hatte, dass er sich auf der ersten Markierung innerhalb des violetten Bereichs befand – ein Zehntel der Farbe –, würde ich eine Million Radia-Einheiten verbraucht haben. Bis dahin war es noch ein wenig hin. Allerdings hatte sich der Zeiger bereits bewegt, obwohl ich meine Uhr erst vor Kurzem erhalten hatte. Das war nicht gut.
    Ich flog zur höchsten Stelle über den Galena-Fällen. Ich hatte die leise Hoffnung, Leona dort anzutreffen, aber es war niemand da.
    Mein Blick wanderte zu dem farblosen Sandsteinfelsblock des Zinnien-Portals. Wenn ich zur Erde ging, konnte ich im Zauberbuch meiner Mutter lesen. Vielleicht hatte sich Cinna Turmalin Notizen über geschichtete Zauber gemacht.
    Ich sah mich um. Kinder spielten in dem Teich tief unter mir; über mir sah ich niemanden.
    Ich

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