Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
Vom Netzwerk:
Handschuhen, die bis zu den Ellbogen reichten. Er hatte einen zweiten Mantel dabei, den er über mich warf.
    Der Mantel war so schwer, als wären mehrere Tonnen Gestein in seinen Stoff gewoben. Er zerdrückte meine Flügel! Ich versuchte sofort, ihn wieder abzuwerfen.
    Ebenso hätte ich versuchen können, mich aus einem Schlackenhaufen zu befreien.
    Ich griff verzweifelt nach meinem Zauberstab, doch obwohl ich ihn zu fassen bekam, floss keine Magie durch ihn hindurch. Mir kam es so vor, als verstärke sich der Druck auf meine Flügel zusehends.
    »Resvera den.« Ich sprach den Brechzauber in der Hoffnung, den Mantel zu zerreißen.
    Der Zauber zeigte keine Wirkung.
    »Was hast du getan?«, wollte ich herausschreien, aber meine Stimme war unglaublich schwach.
    »Tut mir leid«, erwiderte Laz barsch. »Sie haben die Belohnung für deine Auffindung auf fünfzigtausend Radia erhöht. Wenn ich dich ausliefere, bekomme ich ein Vermögen, ohne irgendein Risiko eingehen zu müssen.«
    »Du hast mich angelogen.« Ich brachte nicht mehr als ein Flüstern heraus.
    Laz zuckte mit den Achseln. »Das ist nur ein Geschäft.«
    Er trat auf mich zu. Offensichtlich rechnete er mit keiner Gegenwehr, als er den Knopf an meinem Halszumachte. Ich versuchte, ihn zu schlagen, aber meine Arme und Beine wurden mit jeder Sekunde schwerer. Laz schloss den Gürtel des Mantels und schnürte meine Flügel und Arme eng an meinen Körper. Er machte den Gürtel mit einer engen Schnalle zu.
    »Bitte«, flüsterte ich. »Nimm ihn ab. Er bringt mich um.«
    »Du wirst nicht daran sterben. Sie wollen dich lebend.« Er öffnete die Tür. »Ich habe den Mantel bei einem Kartenspiel von einem Kobold gewonnen, der eine ziemliche Pechsträhne hatte. Vor Inkrafttreten des Kobold-Erlasses war er noch ein Prinz unter den Seinen gewesen, und dieser Mantel war seit den Troll-Kriegen in seiner Familie von Generation zu Generation weitergereicht worden. Er ist mit einer seltenen Art von Troll-Magie versehen.«
    Troll-Magie? Nicht schon wieder! Ich hatte mich noch nicht einmal vollständig von dem Elixier erholt.
    Laz seufzte. »Solange du den Mantel trägst, ist deine Magie wirkungslos.«
    Wirkungslos? Mir schnürte es die Kehle zu.
    »Einen kleinen Trost gibt es«, fuhr er fort. »Es kann dich auch sonst niemand verzaubern.« Er trat durch die Tür und steckte den Kopf zurück in den Raum. »Ein gut gemeinter Rat: Kämpf nicht dagegen an. Nimm einfach hin, dass deine magischen Kräfte geringer sind, als die einer roten Elfe mit Magie-Stufe eins.«
    Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Ich trat einen zittrigen Schritt nach vorne und brach zusammen. Als ich aufzustehen versuchte, riss mich ein heftiger, stechender Schmerz wieder zu Boden.
    Das stampfende Schlagen der Trommeln erstarb auf einmal. Ich vernahm Protestschreie, über die sich Laz’ Stimme erhob. »Verschwindet! Ratsmitglieder sind unterwegs.«
    Lautes Geschrei, davoneilende Füße und knallende Türen waren die Antwort.
    Ich stellte fest, dass der Mantel den Druck nicht weiter erhöhte, solange ich ganz still dalag. Hatte Laz das gemeint, als er mir riet, meine Lage hinzunehmen?
    Als er die Tür wieder öffnete, kreisten meine Gedanken ausschließlich darum, wie wichtig es war, ruhig zu bleiben. Alles andere war mir egal.
    Laz trat für Lily Morganit beiseite. In ihrem Haar schimmerten Opale. Perlenstränge hingen über dem Ausschnitt ihres zartpinken Kleids, und wie immer duftete sie nach Lilien.
    Ich hustete, was eine erneute qualvolle Druckwelle auslöste.
    »Hier«, sagte Laz. »Die Elfe, nach der Sie suchen.«
    Lily blickte auf mich hinunter. Es war bestimmt ein befriedigender Anblick: gefesselt und machtlos, erschöpft, tieftraurig und verängstigt. Ich bemühte mich, eine trotzige Miene aufzusetzen, sah aber vermutlich eher lächerlich als tapfer aus.
    »Es hätte nicht so ausgehen müssen, Zaria«, sagte Lily. »Du hast ein paar äußerst bedauerliche Entscheidungen getroffen.«
    Ich schwieg. Selbst wenn ich meine Stimme hätte benutzen können, was hätte ich darauf erwidern sollen?
    »Haben Sie ihr den Zauberstab abgenommen?«, fragte Lily Laz.
    »Hab’s probiert. War nichts zu machen«, knurrte er. »Er hat mich angegriffen. Aber unter diesem Mantel ist er unbrauchbar.«
    Lily kniff ihre Perlmutt-Augen zusammen.
    Laz trat nervös von einem Bein aufs andere. »Die Prämie ist mir egal. Es war schwierig genug, sie zu fangen.«
    Eine Prämie dafür, dass man meinen Zauberstab

Weitere Kostenlose Bücher