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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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so gut ich konnte, während ich durch das Skop blickte und Sams Aufenthaltsort zu sehen verlangte. Das Skop zeigte ihn mir, wie er im sanften Licht der Straßenlaterne vor seinem Fenster schlief. Sein Haar hob sich wie ein aufgeschichtetes Lagerfeuer von seinem Kissen ab.
    Das Geschrei und das Hämmern an der Tür wurden immer lauter.
    Ich hatte den genauen Wortlaut des offiziellen Vergessenszaubers vergessen und würde einen meiner eigenen Zauber benutzen müssen. Nachdem ich meinen Zauberstab saturiert hatte, steckte ich die Spitze in den Sendeport. »Vergiss mich«, sagte ich. »Vergiss mich und Leona und Meteor. Vergiss das Portal und Elfenland. Vergiss alles, was mit uns zu tun hat.« Ich zögerte und fügte dann hinzu: » Ad eternum. Für immer und ewig.«
    So. Das war’s.
    Die Kabinentür flog mit einem lauten Rumms auf. Ich hatte keine Zeit mehr zu überprüfen, ob sich Sams Gesichtsausdruck unter dem Einfluss des Zaubers verändert hatte. Ich befreite mich von dem schlafenden Elf, tauchte unter dem Skop ab und drückte mich gegen die Wand.
    »Transera nos« , sagte ich und stellte mir dabei den einsamen, baufälligen Balkon vor.
    Was würden meine Eltern sagen, wenn sie mich jetzt sehen könnten? Verdreckt und erschöpft in einemschmutzigen und verknitterten Kleid am Rande eines schäbigen Balkons sitzend und von allen für eine Belohnung von zehntausend Radia-Einheiten gejagt. Eine violette, erdbesessene Elfe, die nicht fliegen konnte und deren beste Freundin in den Eisernen Landen gefangen gehalten wurde.
    Während ich auf Meteor wartete, probierte ich immer wieder, meine Flügel zu bewegen. Ich konnte nach wie vor nicht fliegen, aber meine Sprünge gewannen allmählich an Höhe. Vielleicht verwandelte mich das Troll-Elixier in einen Kobold.
    Bei dem Gedanken an Kobolde fiel mir wieder Laz ein, der Elf aus dem Hässlichen Krug. Und der Gedanke an Laz brachte mich auf eine Idee.

Ich stellte mir das Schild des Hässlichen Krugs vor und beförderte mich dorthin.
    Es hing immer noch in all seiner heruntergekommenen Pracht vor dem einstöckigen Gebäude neben der Grenzmauer zur Kobold-Kolonie. Ich wollte nicht dort sein, erst recht nicht in den frühen Morgenstunden, aber wenn mir irgendjemand verraten konnte, wie ich in die Eisernen Lande gelangen – und zusammen mit Leona wieder herauskommen konnte –, war das Banburus Lapislazuli.
    Ich hoffte, ihn in der Gaststube zu finden.
    Schallendes Gelächter und lautes Trommeln drangen aus dem Hässlichen Krug in die Nacht hinaus. Ich behielt die angeschlagene Tür im Auge, und als eine Elfe herausgestolpert kam, nutzte ich die Gelegenheit, um an ihr vorbei in die Schenke zu schlüpfen.
    Die Gaststube wurde von einem Meer von Kerzen erleuchtet; offensichtlich wollte hier niemand auch nur die geringste Menge Radia auf magische Leuchtkugeln verschwenden. Flackerndes Kerzenlicht erhellte einen Raum, der länger war, als ich in Erinnerung hatte, und in dem sich johlende Elfen und großmäulige Kobolde an voll besetzten Tischen drängten und aus dampfenden Krügen tranken. Schrilles Kichern mischte sich unter donnerndes, männliches Gelächter, und der schwere, berauschende Duft, an den ich mich noch erinnerte, hing in der Luft.
    Ich drückte mich an der Wand entlang, die der einzige noch freie Platz zu sein schien. Auf der anderenSeite des Raums spielte eine Kobold-Kapelle auf Fiedeln und Trommeln, deren Musik den übrigen Lärm mit rhythmischem Geheul unterlegte.
    Ich konnte in dem Dunst der Schenke kaum etwas erkennen und brauchte mehrere Minuten, um Laz an einem Tisch in der Ecke bei den Musikern auszumachen. Er saß mit seinen langen Beinen unter seinem Stuhl verschränkt da und teilte Karten an eine bunt gemischte Gruppe Spieler aus.
    Beryl hatte mich immer wieder vor Karten von der Erde gewarnt. Man benutzte sie für Glücksspiele, hatte sie mir erklärt, und Beryl zufolge stürzten Glücksspiele wie auch der Verzehr von Kaffee und Schokolade jeden unweigerlich ins Verderben.
    Ich bewegte mich weiter an der Wand entlang, prallte jedoch immer wieder mit randalierenden Gästen zusammen. Wenn jemand nach Zeichen einer unsichtbaren Elfe Ausschau gehalten hätte, wäre meine Spur wahrscheinlich nicht zu übersehen gewesen. Aber alle waren offenbar völlig in ihre Gespräche vertieft, sodass ich mich unbemerkt weiterschleichen konnte, bis ich hinter Banburus Lapislazulis graublauem Kopf stand.
    Die anderen Spieler an dem schweren Messingtisch betrachteten konzentriert

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