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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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aushändigte?
    »Wie hat der Zauberstab Sie angegriffen?«, fragte Lily.
    Laz tippte sich mit beiden Fingern an die Ohren. »Ein grelles Schrillen. Ich dachte, mir würde das Trommelfell platzen.«
    Sie sah mich durchdringend an und runzelte die Stirn. Um ihrem Blick auszuweichen, konzentrierte ich mich auf Laz’ abgetragene Stiefel.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lily eine Gruppe Zwerge, die sich an der Türschwelle drängte, mit dem Finger herbeiwinkte. Sie marschierten herein. Sie trugen Helme und gepanzerte Platten über der Brust. An ihren Gürteln hingen Knüppel, harte schwarze Knüppel, die aussahen, als bestünden sie aus Eisen.
    Konnte ich meinen Augen trauen? Durften Zwerge wirklich Eisenknüppel bei sich tragen?
    »Warte«, wandte sich Laz an Lily. »Sie schulden mir fünfzigtausend Radia-Einheiten. Bevor Sie sie mitnehmen, müssen Sie mich erst einmal bezahlen.«
    Sie legte eine Hand aufs Herz. »Also wirklich, Herr Lapislazuli, Ihre Habgier ist beschämend. Sie sollten es als Ihre Pflicht Elfenland gegenüber betrachten.«
    Laz reckte das Kinn vor. »Versuchen Sie ja nicht, sich herauszureden.«
    Sie gestikulierte elegant mit einer Hand. »Sie werden Ihre Belohnung schon zu gegebener Zeit erhalten. Ich kann Ihre Bezahlung nur nicht sofort in die Wege leiten.«
    Laz zog seinen Zauberstab. »Glauben Sie, ich weiß nicht, wie viele Radia Sie bei sich haben? Sie sind der Forcier! Wie oft habe ich meine Steuer an Sie übertragen?«
    Laz’ Worte wirkten wie ein Zauber auf meinen Geist, wie ein Zauber, durch den ich plötzlich alles begriff. In diesem Augenblick fügten sich ein Dutzend Puzzlestücke, die Lily betrafen, zu einem so klaren Bild zusammen, dass ich mich fragte, wie ich sie bisher hatte übersehen können.
    Ich hatte ihr misstraut, ja. Ich war verwirrt und wütend gewesen, überwältigt, traurig, verängstigt. Ich hatte mir gewünscht, ich könnte sie ihrer Macht entledigen. Aber alle diese Gefühle hatten mich nur von der Wahrheit abgelenkt.
    Jetzt erkannte ich es.
    Kein Wunder, dass sie nicht darum besorgt war, Radia zu verbrauchen. Kein Wunder, dass sie angeboten hatte, meinen Zauberstab alleine und ohne die Hilfe von Zirkon und Wolframit mit einem Enthüllungszauber zu belegen. Sie hatte den Zauber gleich zweimal hintereinander angewendet, ohne mit der Wimper zu zucken, und tags darauf noch ein drittes Mal – insgesamt hatte es sie 150 Radia gekostet. Mit einem weiteren Zauber hatte sie mich und mein Zuhause durchsucht. Teure Zauber, und dennoch hatte sie sie bedenkenlos ausgeführt.
    Wie selbstgefällig und herablassend sie gewesen war, als sie mir einen Vortrag über die unnötige Verschwendung von Radia gehalten hatte, jedoch über ihre eigenen Vorräte verfügte, wie es ihr beliebte.
    Ich dachte an Seth, den Wärter der Aussichtsstation bei den Malachit-Türmen. Seine Worte hallten mir qualvoll durch den Kopf: »… hat uns mit fünfzig Radia-Einheiten abgespeist. Die Skope funktionieren seitdem keinen Deut besser.« Natürlich hatte die Aussichtsstation bei den Malachit-Türmen nach einem Besuch der »hochnäsigen Morganit« nicht besser funktioniert.
    Sie hatte keine einzige Radia-Einheit übertragen.
    Zehn Jahre lang hatte man Lily Morganit damit betraut, die Radia-Steuern einzutreiben und die dauerhaften Zauber aufzufrischen. Doch was war, wenn sie statt ihrer eigentlichen Pflicht nachzugehen, die Radia für sich behalten hatte?
    »Mein Mentor sagt, geschichtete Zauber seien selten, weil sie so viele Radia verbrauchen« , hatte Meteor mir erklärt.
    Aber Lily hatte geschichtete Zauber überall in meinem Haus verstreut. Offensichtlich hatte sie eine Menge Radia übrig.
    Und jetzt da ich endlich anfing, die Wahrheit über sie zu erkennen, lag ich gefesselt in einem Mantel, der meine Magie unwirksam machte. Ich hatte keine Möglichkeit, dagegen anzukämpfen.

Ich wollte Laz irgendein Zeichen geben. Auch wenn er mich wegen der Radia-Belohnung hintergangen hatte, war er meine einzige Hoffnung. Er war zwar gewinnsüchtig, aber ich bezweifelte, dass ihm bewusst war, wie teuflisch Lily tatsächlich sein konnte. Wenn er mich einfach aus dem Mantel befreite, konnten wir vielleicht zusammen entkommen.
    Doch sobald ich versuchte, den Kopf vom Boden zu heben, wurde der Mantel schwerer und drückte mich so fest herunter, dass ich kaum Luft bekam.
    Ich sah zu Lily auf, die Laz anfuhr: »Wie können Sie es wagen, Ihren Zauberstab gegen mich zu ziehen?«
    »Ich will doch nur die Belohnung

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