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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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sie das merkwürdige Schauspiel gar nicht, das sich ihr bot. Ihre mit einem Seil zusammengebundenen Flügel hingen trotz der Brandwunde an einem der Flügel gerade und ruhig herunter, und sie verschränkte die Hände demütig.
    »Sie steht unter einem Zauber«, hörte ich eine Stimme an meiner Schulter.
    »Andalonus!«
    Er stand grinsend neben mir. »Und jetzt?«
    »Pass auf.«
    Blutstein steuerte mit einem Blick voller Verachtung auf uns zu. Er hob seinen Zauberstab, ein Stab aus Kupfer mit einer Heliotrop-Spitze. »Du wirst für deine Verbrechen bezahlen, Zaria«, zischte er.
    Der Klang seiner kalten, tonlosen Stimme versetzte mich zurück in die Schulzeit, und für einen Augenblick war ich wieder seine Schülerin und die schüchterne, kleine Elfe, die seine Autorität und sein Missfallenfürchtete. Ich erstarrte und vergaß völlig, dass mein Schutzschild jeden Zauber, den Blutstein gegen mich aufbot, auf ihn zurückwerfen würde.
    Andalonus stieß herab, schnappte sich Blutsteins Zauberstab und flitzte ihn wild schwenkend hin und her. Blutstein schrie und setzte ihm nach, konnte den flinken Andalonus jedoch nicht fangen, der den Zauberstab in Leonas Käfig warf.
    Blutstein blieb kurz wutschnaubend in der Luft stehen und setzte dann zum Angriff auf die Zwerge unter ihm an. »Leona, ich werde dich retten«, rief er und verpasste dem Zwerg, der ihm am nächsten stand, einen Tritt.
    Andalonus zwinkerte mir zu. »Ich hole den Zwerg vom Käfig herunter, während unser guter Freund Blutstein die anderen ablenkt.«
    Er schoss auf den Zwerg mit dem gespaltenen Kinn zu, packte ihn an beiden Armen und hob ihn vom Käfig. Unter ihm wehrte Blutstein drei weitere Zwerge ab.
    Ich hielt meinen Schreibstift wie einen Dolch, sauste nah an Leonas Käfig heran und steckte meine Hand durch die oberen Gitterstäbe. Es gelang mir, ihren Kopf gerade noch so zu berühren.
    »Extred rev dolehr« , schrie ich.

Leona gab einen langen, schrillen Klagelaut von sich. Selbst Lilys Zwerge nahmen ihre Knüppel herunter und starrten sie an. Blutstein nutzte die Gelegenheit, um sich seinen Zauberstab zurückzuholen … und ihn auf mich zu richten.
    »Hast du nicht schon genug verbrochen?«, brüllte er.
    Ich sauste zurück zum Käfig und berührte Leonas Kopf ein zweites Mal. »Banjan ex lomel.«
    Sie verstummte. Drei Zwerge sprangen auf den Käfig und zwangen mich zum Rückzug.
    »Resvera den!« , brüllte ich und hielt meinen Zauberstab auf das Seil, mit dem Leonas Flügel zusammengebunden waren. Ich wagte es nicht, den Käfig aufzubrechen, aus Angst, die Zwerge könnten meine Freundin zermalmen.
    »Mein Zauberstab, Zari«, rief Leona. »Sie haben meinen Zauberstab.«
    Ich sah auf den Granittisch hinunter. Das mit einem Vorhängeschloss versehene Eisenkästchen war verschwunden.
    Hinter dem Tisch mühte Meteor sich ab, mit dem Zauberstab nahe genug an Magistria Magnetit heranzukommen. Ich wusste, was er dachte: Wenn die Vorsitzende des Hohen Rates begriff, dass sie unter einem geschichteten Zauber gestanden hatte, würde sie den übrigen Ratsmitgliedern anordnen, die geschichteten Zauber offenzulegen, unter denen sie standen. Aber Wolframit und sieben andere Ratsmitglieder hatten sich vor der Magistria aufgereiht. Jedes Mal, wenn Meteor nach vorneschoss, setzten sie zum Gegenangriff an und drängten ihn zurück.
    Währenddessen hielt sein Vater zwei weitere Ratsmitglieder mit erhobenem Zauberstab in Schach: eine Elfe mit pinkfarbenem Haar und spindeldürren Armen, die aussahen, als könnten sie das Gewicht des Rubins an ihrem Handgelenk kaum halten, und ein wohlbeleibter Elf mit einem fliederfarbenen Lockenkopf.
    Warum unternahm Zirkon nichts, um die geschichteten Zauber offenzulegen, unter denen seine Kollegen standen? Warum zeigt er ihnen nicht, dass Lily auch sie in ihren Bann geschlagen hatte? Er war doch sicherlich in der Lage, einen Zauber der Stufe 40 durchzuführen? Oder war er nur zu geizig, die dafür nötigen Radia-Einheiten auszugeben?
    Ich musste Meteor helfen! Gerade als ich auf die Magistria herabstoßen wollte, ließ mich ein Schrei von Leona innehalten und herumwirbeln. Ein paar Zwerge hatten ihren Käfig geöffnet. Sie zerrten sie heraus und verdrehten ihren verletzten Flügel.
    Ich flog blitzschnell zu ihr hinüber. Blutstein lag regungslos am Boden. Ohne mich aus den Augen zu lassen, schwangen die Zwerge ihre Knüppel durch die Luft, während ich außer Reichweite über ihnen schwebte.
    »Meteor!«, schrie eine Stimme.
    Es

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