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Zarias Geheimnis

Zarias Geheimnis

Titel: Zarias Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Zauberstab aus, als wollte sie Böses abwehren. »Zaria Turmalin, aufgrund der Schwere deiner Vergehen hast du in meinen Augen das Recht verwirkt, vor dem Hohen Rat sprechen zu dürfen.«
    Zustimmendes Raunen ging durch die Menge.
    »Dennoch«, fuhr Lily fort, »erfordert König Oberons Gesetz, dass man dich anhört. Berichte uns daher, wasgestern auf der Erde passiert ist und warum du Leona Blutstein verwundet hast. Leider macht es das Kleidungsstück, das du trägst, unmöglich, deine Stimme zu verstärken, aber ich bin gerne bereit, mich neben dich zu stellen und mir deine Antworten anzuhören.«
    Sie wusste also, dass der Mantel ihr nicht erlaubte, Magie an mir anzuwenden.
    Ich legte all meine Kraft in meine Antwort, aber vergebens – meine Stimme war zu schwach, um von irgendjemand anderem als Lily gehört zu werden. »Sagen Sie mir, warum ein Zwerg, der einen Elfen niedergeprügelt hat, mit einem eisernen Knüppel neben Ihnen steht.«
    Sie schenkte dem keine Beachtung und fuhr mit der nächsten Frage fort. »Wer hat dir beigebracht, geschichtete Magie zu gebrauchen?«
    Als stünde es bereits fest, dass ich sie gebraucht hatte.
    Wie selbstsicher sie knapp über dem Boden schwebend aussah, während ihre eleganten Röcke wie eine Satinglocke hin und her schwangen, die Rubine in ihrem Haar rote Funken versprühten und sie ihren Zauberstab wie ein Zepter hielt.
    Ich blickte an ihr vorbei auf die Menge. Zehntausend Augenpaare durchbohrten mich. Was war ich für sie? Jemand, der seine Freunde verzauberte und verriet. Eine Mörderin.
    Ich sah einen Kopf mit Haaren wie blauer Seifenschaum auf und ab hüpfen – ein Geist, der meinen Blick erhaschte und mich ermutigend anblickte. Andalonus.Ich hatte Angst um ihn. Was würden sie mit Leuten anstellen, die weiter an mich glaubten?
    Unter Schmerzen blickte ich zu Leona, die nicht nur in einem Käfig, sondern auch in mehrere übereinandergeschichtete Zauber gefangen war.
    Und Meteor, ebenfalls hinter Gittern.
    Ich wandte mich wieder Lily zu.
    Sie neigte den Kopf. »Wie oft warst du verbotenerweise auf der Erde, Zaria Turmalin?«
    Ich schwieg.
    »Warum hast du an einem Menschenjungen so schrecklich Rache genommen? Was hat er getan, um dich zu kränken?«, fragte sie mit ihrer verstärkten Stimme, die vom Boden bis zur Decke hallte. »Oder hasst du einfach alle Menschen dafür, was sie deiner Familie angetan haben?«
    In diesem Augenblick ballte sich mein ganzer Kummer zusammen. Jedes Leid, jeder sengende Schmerz verschmolz zu einer gewaltigen Welle.
    Die Fesseln um meinen Hals und um meine Fußgelenke knackten und fielen auseinander; die Bruchstücke baumelten von ihren Ketten, und die Ketten klirrten gegen die Pfosten. Die Schnalle an meinem Mantel platzte auf. Und kurz darauf löste sich die Schnalle wie auch der Mantel, in den ich gehüllt gewesen war, in nichts auf.
    Es geschah in Sekundenschnelle. Alles, was von Laz’ Mantel übrig blieb, war ein Häufchen feines, dunkles Pulver zu meinen Füßen.

Der kleine Schreibstift in meiner Hand pulsierte vor Energie. Meine magischen Kräfte strömten in meine Hand, meine Arme hinauf und durch meine Flügel. Mein erster Gedanke war, außer Reichweite der Zwerge und ihrer gefährlichen Knüppel zu fliegen. Mich aus dem Mantel zu befreien, hatte mich auch von den restlichen Nebenwirkungen des Troll-Elixiers befreit. Ich schoss in die Höhe.
    Aber ein Schatten folgte mir. »Reducto et eloquen!« , schrie Lily aus vollem Halse.
    Als ihr Knebelzauber von dem Schild abprallte, der sich um mich herum aufbaute, funkelten ihre Augen vor Wut. Dann sah ich, wie ihr eigener Zauber sie an der Kehle packte.
    Der Zauber, den ich am Vorabend ausgesprochen hatte, wirkte tatsächlich. Lilys Zauber war zurückgeprallt! Ihr Unterkiefer klappte nach unten, und ihre weißen Flügel bebten unkontrolliert. Ein Ausdruck vollkommenen Erstaunens trat in ihr Gesicht.
    Dann Angst.
    In dem kurzen Augenblick, den ich brauchte, mich zurechtzufinden, flog Lily Morganit blitzschnell durch die blauen Vorhänge und verschwand.
    Ich hätte ihr nachjagen sollen – es wäre die beste Gelegenheit gewesen, sie zu fangen, jetzt da sie völlig wehrlos war. Aber ich tat es nicht. Ich war immer noch fassungslos angesichts meiner eigenen Macht und verarbeitete die Tatsache, dass ich mein furchtbares Gefängnis überwunden hatte.
    Auf dem Podium brach Chaos aus. Außer ihrem goldhäutigen Anführer bombardierten mich alle Angehörigen der Radia-Garde mit Zaubern. Mein

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