Zarias Sehnsucht

an, und ich streckte eine Hand aus. Der Gnom drehte seine Hand und ließ den Keks in meine fallen. »Danke«, hauchte ich. »Danke!« Behutsam reichte ich den Keks an Meteor weiter, bevor ich Purzel umarmte. »Alle diese Kekse sind für dich«, sagte ich zu ihm.
    »Für mich«, wiederholte er grinsend. »Und Zari!« Er hielt mir einen weiteren hin.
    »Iss du ihn«, forderte ich ihn mit einem Lächeln auf.
    Er biss herzhaft hinein, gurrte glücklich und krümelte die eingesunkenen Kissen auf dem Hochsitz voll.

Ich war so glücklich über Purzels Geschenk, dass mich selbst der Anblick von Laz nicht verärgern konnte, der immer noch inmitten meiner Freunde schwebte – jedenfalls in keinem unerträglichen Maße.
    »Dann haben wir jetzt alle Bestandteile außer einem?«, fragte ich.
    »Du hast das Nectara?« Laz klang wie vom Donner gerührt.
    »Das überrascht Sie , was?«, entgegnete ihm Meteor.
    »Die Trolle haben euch gefangen genommen!« Laz’ raue Stimme sprang eine Oktave höher. »Als ich gehört habe, dass ihr entkommen seid, bin ich sofort hierher geeilt. Wie habt ihr es angestellt, mal ganz zu schweigen davon, das Nectara zu stehlen?«
    Ich seufzte. »Sparen Sie sich die Mühe, Laz. Wir wissen Bescheid.«
    »Sie sind ein Spion der Trolle«, entrüstete sich Meteor.
    »Ich bin kein Spion der Trolle.«
    »Dann ist es also reiner Zufall, dass die Trolle meinen Namen kannten und wussten, dass ich eine Feynara bin und warum wir ins Trollreich gekommen sind?«
    Laz hob eine Hand. »Moment mal. Sie wissen, dass du eine Feynara bist?« Er rieb sich mit den Fingerknöcheln über die Stirn. »Zwerge«, murmelte er.
    »Was haben Zwerge damit zu tun?« Ich schrie beinahe.
    »Als du den Troll-Mantel in aevum derk verwandelt hast, waren doch Zwerge anwesend … oder?«
    »Und wenn schon.«
    »Die Zwerge arbeiten für die Trolle.«
    »Ha!«, entfuhr es Meteor. »So wie die Gnome für sie arbeiten?«
    Aber Laz hatte mich neugierig gemacht. Ich selbst hatte erst vor einer Woche einen Zwerg über die Trolle sprechen hören. Daran erinnerte ich mich ganz deutlich. Troll-Magie. Wir Zwerge haben geschworen, uns nie in ihre Angelegenheiten einzumischen.
    Dieser verflixte Laz beharrte auf seinem Standpunkt. »Die Zwerge müssen es den Trollen verraten haben.«
    Meine Flügel hingen schlaff herunter. »Die Trolle haben von dem aevum derk gewusst, bevor ich eingetroffen bin. Darauf waren sie schon die ganze Zeit aus. Ich frage mich, warum sie es nicht einfach an sich genommen haben, anstatt darauf zu warten, dass ich es ihnen gebe.«
    Laz schob das Kinn vor. »Bitte sag mir, dass du es nicht getan hast.«
    Da ich nicht wusste, wo ich hinsehen sollte, ließ ich den Blick zu Purzel wandern, der selig seine Kekse verdrückte.
    »Zaria? Sag mir, dass du den Trollen das aevum derk nicht gegeben hast.«
    Ich drehte mich zu Laz. »Es war im Austausch … für das Nectara.«
    »So seid ihr also entkommen.« Mit einem Schlag sah er völlig anders aus: nicht träge, nicht unbekümmert, nicht grimmig, hämisch oder belustigt. Er sah müde aus. Sehr müde.
    Meteor neigte den Kopf in meine Richtung. »Glaubst du wirklich, es waren die Zwerge?«, flüsterte er.
    »Ja«, flüsterte ich zurück.
    Der Schmuggler starrte teilnahmslos auf den Boden.
    »Gehen wir nach oben«, sagte ich, in der Hoffnung, dass sich meine Freunde daran erinnern würden, warum das Zimmer meiner Mutter ein sichererer Ort zum Reden war. Dieschwarze Asche im Kamin sollte es ihnen wieder in Erinnerung rufen.
    »Ja«, erwiderte Leona. »Laz kann hierbleiben und auf den Gnom aufpassen.«
    »Und wovon träumst du nachts?« Ich war beeindruckt, wie schnell sich Laz wieder gefasst hatte. Sein Ton war ein wenig streitlustig, und er zog seinen Hut in einen kecken Winkel. »Ihr seid auf meine Hilfe angewiesen.«
    »Wie könnten Sie uns helfen?«, fragte ich.
    »Ich habe einen Anhaltspunkt, was den letzten Bestandteil betrifft.«
    »Einen Anhaltspunkt «, sagte Leona spöttisch.
    »Gehen wir nach oben«, wiederholte ich. »Wir können dort weiterreden.« Mir war der Gedanke zuwider, Laz ins Zimmer meiner Mutter zu lassen, aber wir würden ihn nie loswerden, es sei denn, ich bat Meteor, ihn mit einem Schürhaken zu verjagen.
    Leona ging voran. Purzel sprang zu mir herüber und verteilte überall Kekskrümel. Er zupfte an meinem Ärmel und zeigte auf den höchsten Hochsitz. Dort lag Andalonus und schlief tief und fest.
    Ich verstand ihn nur zu gut. Er hatte mit den Wichteln getanzt.
    Er