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Zarin der Vampire: Blut der Sünde. Horror-Mystery-Thriller (German Edition)

Zarin der Vampire: Blut der Sünde. Horror-Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Zarin der Vampire: Blut der Sünde. Horror-Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatana Fedorovna
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Kanonendonner. Dumpf drang er durch die Wände des Kellerzimmers. Er war lauter geworden.
    Wir Mädchen, der Leibarzt, unser Diener, das Kammermädchen, der Koch und Papa standen. Insgesamt waren wir elf Personen. Es gab außer den zwei Stühlen keinerlei Möbel im Raum. Mama setzte den Zarewitsch auf den zweiten Stuhl. Er legte seinen Kopf auf ihren Schoß. Papa, der nun neben ihm stand, streichelte liebevoll seine Hand.
    Wie hatten wir das Leben mit unserem Baby genossen – so nannten wir Ljoschka manchmal auch. War Ljoschka guter Dinge und fröhlich, schien der Sonnenschein überall im Palast. Ging es ihm durch die vielen Medikamente oder eine Verletzung schlecht, hingen düstere Wolken über unserem Leben. Er musste leider äußerst vorsichtig sein. Das widersprach seinem ungestümen Wesen. Bei Spaziergängen wurde er darum sogar von zwei Kosaken getragen, über deren Verschiedenheit er gern scherzte.
    Die Leiden und Schmerzen seiner Krankheit hatten sein goldenes Herz noch mitleidsvoller gemacht. Jedem, der litt, spendete er Trost. Er war einer dieser wenigen, ganz besonderen Menschen, die nur sehr selten in dieser hässlichen Welt geboren werden. Christen nennen solche Menschen „Heilige“, die Buddhisten nennen sie „Boddhisatvas“.
    Ich hatte als älteste Schwester viel Zeit mit ihm verbracht und bei seiner Erziehung geholfen – von Anfang an. Mama schimpfte manchmal mit mir, da ich ihm aus ihrer Sicht zu wenig Tischsitten beigebracht hatte. Aber wie sollte man diesem Charmeur Grenzen setzen? Einmal hatte er beim Empfang einer Dame den Schuh ausgezogen und eine Erdbeere hineingesteckt. Deswegen durfte er lange Zeit nicht mehr mit anderen Gästen essen.
    Anders als wir fühlte sich Ljoschka jedoch mehr als Russe denn als Deutscher. Papa hatte ihm das eingeredet, da er der Zarewitsch und somit der zukünftige Zar war. Deswegen trug er wie alle Romanows gern die russische Marineuniform und sprach bewusst nur diese Sprache. Selbst wenn Mama ihn außerhalb des Unterrichts etwas auf Deutsch fragte, antwortete er ihr auf Russisch.
    Als Papa wegen des Krieges im Feldlager war, begleitete er diesen dorthin. Die Erlebnisse hatten beide verbunden. Wir Schwestern und Mama pflegten in dieser Zeit die Verwundeten. Ich hatte dabei viel Leid gesehen.
    Keiner sprach nun ein Wort, da die Angst ihre Flügel ausgestreckt hatte. Ich war mit dreiundzwanzig Jahren das älteste Kind und bildete den äußeren Abschluss unserer verängstigten nächtlichen Gruppe.
    Es war jetzt 01:20 Uhr morgens. So standen wir verhöhnt und erniedrigt in diesem kühlen Zimmer und warteten auf weitere Anweisungen. Wir alle spürten, dass etwas anders als sonst war.
    Furcht schnürte unsere Hälse zu und ließ bei meiner Schwester Anastasija Tränen kullern. Diesen Gefallen wollte ich den roten Bestien nicht gewähren. Wir würden sicher sterben. Das war unser letzter Morgen.
    Der kleine Zarewitsch hustete und weinte. Mama strich ihm zärtlich über das Gesicht. Ihr Blick lag jedoch beschwörend auf mir. Wir hatten uns oft gestritten, da ich sehr eigensinnig sein konnte. Wie gern hätte ich all meine harten Worte nun in Worte der Liebe verwandelt. Für mich war dies die kostbarste aller Familien. Ich umschloss die dunkle Ampulle in der Hand noch fester.
    Papa sah mich traurig, aber konsterniert an. In seinen warmen Augen stand alle Liebe.
    Diesmal würde ich jedoch Mamas Rat folgen. Hätte doch auch Papa schon früher auf sie gehört! Wer weiß besser als eine Mutter, was für die Kinder gut ist? Sein Rat hatte sich zu oft als falsch erwiesen.
    Wir hätten dieses Land verlassen sollen, wie es uns die Verwandten unserer Mutter geraten hatten. Das Volk, dem Papa sich so verbunden fühlte, spuckte jetzt auf uns.
    In einem günstigen Moment – während ich mich scheinbar bekreuzigte – ließ ich das kleine Gefäß in meinen Mund gleiten und positionierte es unter meinen Backenzähnen. Ein kräftiger Biss würde das Glas bersten lassen. Ich wollte leben und nicht sterben! Mein Hals schnürte sich zu.
    Papa sah mich mit großen Augen an und schüttelte nochmals leicht den Kopf. Mama nickte mir fordernd zu.
    Ich schloss als Antwort ganz langsam und leicht meine Lider. Ein nur für mich erkennbares Lächeln zeichnete sich im Gesicht meiner wunderbaren Mutter ab. Diese bekreuzigte sich nun ebenfalls. Dann sah sie liebevoll zu meinem Vater. Würde es das letzte Mal sein?
    Rasputin hatte das letzte Mal wohl richtig vorausgesagt.
    Würden doch nur die

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