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Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon

Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon

Titel: Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawthorne
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Antworten.
    Ich gab mir keine Mühe, zum hinteren Teil des Herrenhauses zu schleichen. Das brachte nichts bei Nachtwachen mit derart ausgeprägtem Geruchssinn. Es überraschte mich, dass ich noch keinen von ihnen erblickt hatte, aber wahrscheinlich patroullierten sie entlang der äußeren Einfriedung. Ihre Aufgabe war es, jeden, der nicht hierhergehörte, fernzuhalten. Sie waren nicht da, um uns von etwas Verbotenem abzuhalten. Schließlich hatten wir alle einen Eid geschworen, uns ehrenhaft zu verhalten. Einen Eid, den ich nun brechen wollte.
    Als ich die Hintertür erreichte, drehte ich den Knauf um und war nicht überrascht, dass sie verschlossen war. Ich ließ den Kartenschlüssel durch den Schlitz gleiten und sah, wie das blinkende rote Lämpchen grün wurde. Ich holte tief Luft, schlüpfte geräuschlos hinein und zog die Tür hinter mir zu.
    Jetzt hieß es, auf der Hut zu sein. Ich befand mich in
einem Teil des Hauses, in dem wir uns möglichst nicht aufhalten sollten. Der Flur war unbeleuchtet. Mit geschlossenen Augen rief ich mir ins Gedächtnis, wie alles ausgesehen hatte, als die Ältesten uns in diesen Bereich geführt hatten. Es war eine geräumige Diele. An den Wänden befanden sich Tische mit Bildern und Statuen verdienstvoller Wölfe. Wenn ich einfach in der Mitte blieb, würde es schon gutgehen.
    Langsam und vorsichtig arbeitete ich mich vorwärts, bis meine Augen sich an die Finsternis gewöhnt hatten und ich Schatten von Gegenständen ausmachen konnte. Einige der Türen standen offen. Bleiches Mondlicht drang durch die Fenster und in den Flur. Aber keine der offenen Türen interessierte mich.
    Mit hämmerndem Herzen blieb ich vor einer verschlossenen Tür stehen. Wenn man mich erwischte, würde mir mein Rang als Dunkler Wächter aberkannt werden – aber das würde ohnehin geschehen, wenn ich nicht ein paar Antworten fand. Ich legte die Hand auf den Türknauf, und ein kalter Schauer durchlief meinen Körper. Ich war mir nicht sicher, ob der Knauf so kalt war oder meine Hand. Es war, als würden die Geister der Vergangenheit mich anhauchen. »Also los«, murmelte ich. Mit zusammengekniffenen Augen drehte ich den Knauf herum.
    Die Tür öffnete sich.
    Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht vor Erstaunen laut nach Luft zu schnappen. Ich war mir nicht sicher, was ich erwartet hatte, oder was ich getan hätte, wenn die Tür verschlossen gewesen wäre. War jemand in dem Raum? Arbeitete einer der Ältesten noch um diese späte Stunde?
Oder vertrauten sie uns, dass wir uns an die Anordnung hielten, diesen Raum nicht zu betreten? Oder hatte jemand einfach vergessen, die Tür abzuschließen?
    Ich zuckte zusammen, als die Türangeln beim Öffnen quietschten. Hastig schaute ich mich um und beschloss, es zu riskieren. Ich stieß die Tür auf und trat ein.
    Niemand war dort.
    Ich schaltete das Licht an und schob den Dimmer herunter. Ein antiker Mahagonitisch stand vor einem gewaltigen Kamin. Der steinerne Sims wurde an beiden Enden von eingemeißelten, wild aussehenden Wölfen geziert. Wahrscheinlich sollten sie die Dunklen Wächter repräsentieren, die über die Schätze wachten. Der Raum war riesig und voll mit verschnörkelten Brokatsesseln und gedrechselten Truhen und Kommoden. Ich sah die Ältesten vor mir, wie sie hier herumsaßen und die Kostbarkeiten betrachteten, die in den Truhen lagerten. Zwei Wände waren mit Regalen versehen, in denen ledergebundene Bücher standen, aber die interessierten mich nicht. Das Werk, um das es mir ging, befand sich in der gläsernen Vitrine auf einem Sockel in der Ecke.
    Ich stellte meinen Rucksack auf einen Stuhl, nahm einen Briefbeschwerer vom Tisch und war zu allem bereit, um an das Buch zu kommen. Über die Konsequenzen würde ich mir später den Kopf zerbrechen. Ich handelte überstürzt, aber ich war verzweifelt. Doch als ich vor der Vitrine stand, sah ich kein Schloss, nur Scharniere. Konnte es so einfach sein? Vollkommen ungesichert?
    Vorsichtig hob ich den gläsernen Deckel an und tat einen Seufzer der Erleichterung. Ich konnte mein Vorhaben ausführen, ohne Spuren zu hinterlassen. Ich legte den Briefbeschwerer
beiseite und ergriff das uralte Buch. Mit Mühe schleppte ich das schwere Werk zum Tisch. Ehrfurchtsvoll legte ich es ab. Mein Herz schlug so heftig, dass ich nichts weiter hören konnte als das Blut, das in meinen Ohren rauschte. Ganz langsam klappte ich den Buchdeckel auf.
    Nicht entzifferbare Symbole starrten mir entgegen.
    Hatte ich wirklich

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