Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon
Lindsey. Lucas und ich haben gerade darüber geredet, morgen Früh ein paar Suchtrupps loszuschicken.«
»Nach Reden sah das aber nicht aus, was ihr gemacht habt«, zog ich sie auf. Gleichzeitig zog ich sie fest an mich, weil ich ihre Unterstützung brauchte, wenn auch aus anderen Gründen, als sie dachte.
»Wir haben sehr wohl miteinander geredet – zwischen zwei Küssen«, versicherte sie mir.
Als wir uns voneinander lösten, zwang ich ein ironisches Lächeln auf meine Lippen. »Weiß gar nicht, warum so ein Theater darum gemacht wird. Es war nicht annähernd so schlimm, wie alle immer behauptet haben.«
Ich war dankbar, dass Lucas da war. Ohne seine Anwesenheit wäre ich vielleicht unvorsichtig geworden und hätte Kayla die Wahrheit gesagt. Ihre Freude über meine Rückkehr hatte mich umgehauen – ich hatte nicht erwartet, dass sie so besorgt war und sich derart über meine Rückkehr
freuen würde. Anscheinend mochte sie mich lieber, als ich gedacht hatte. In gewisser Weise machte es mir diese Erkenntnis noch schwerer, denn wenn ich doch zum inneren Kreis gehörte, würde es umso härter sein, diese Art der Kameradschaft zu verlieren.
»Trotzdem wäre es mir lieber gewesen, wenn du jemanden mitgenommen hättest. Ich meine, du bist einfach fortgegangen, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Die Ältesten sind ganz schön ausgerastet«, sagte Kayla.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Ältesten wegen mir oder sonst jemandem ausrasten könnten. Sie bewahrten immer eine unglaubliche Ruhe, als hätten sie jegliche Aufregung längst hinter sich gelassen. Ich sah Lucas an. »Danke, dass du mir niemanden hinterhergeschickt hast.«
»Hättest du nicht allein sein wollen, hättest du jemanden mitgenommen, hab ich mir gedacht«, erwiderte Lucas.
»Ich danke dir für dein Vertrauen.« Ich wollte jetzt wirklich das Thema wechseln und musste ihm ohnehin sagen, was ich entdeckt hatte. »Auf dem Rückweg bin ich übrigens fast über eine Schlingenfalle gestolpert.«
Lucas erstarrte, genau wie Connor zuvor. »Bio-Chrome? «
Ich biss mir auf die Unterlippe. Hätte ich mich verwandelt, wäre mein Geruchssinn geschärft gewesen, und ich hätte es mit Gewissheit sagen können. »Ich glaube ja. Ich habe Connor draußen getroffen, bevor ich reingekommen bin. Ich hab ihm davon erzählt. Er ist hingelaufen, um sich ein Bild zu machen.«
Lucas nickte zufrieden. »Gut. Er wird der Sache auf den Grund gehen.«
Er schlenderte auf mich zu und sah mich prüfend an, als würde er nach Fellbüscheln suchen. »Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?«
Von wegen Themawechsel! »Aber ja! Wieso denn nicht?«
Er zog seine dunklen Brauen hoch, weil ich mich so starrsinnig verhielt. »Ich glaube, noch keine Wölfin hat die erste Transformation bislang allein durchgestanden, zumindest gibt es keine Aufzeichnungen darüber. Die Ältesten werden mit dir reden wollen.«
Großartig. Das hatte mir gerade noch gefehlt.
»Ich bleibe in der Nähe«, sagte ich unbekümmerter, als ich mich fühlte, und beschloss erneut, das Thema zu beenden. »Die Sache ist jetzt erledigt.« Nachdem ich meinen Rucksack aufs Bett gehievt hatte, sah ich die beiden an. »Und euer kleines Rendezvous hier ist ebenfalls erledigt.«
Kayla umfasste meinen Arm, so wie Leute es tun, wenn sie schlechte Nachrichten zu überbringen haben und glauben, ihren Gesprächspartner stützen zu müssen. »Als du Connor gesehen hast, hat er dir da von Lindsey und Rafe erzählt?«
»Ja.«
»Ganz schön überraschend, was?«
»Nicht besonders.« Sie und Lindsey standen sich sehr nah. Ich mochte Kayla, aber ich fühlte mich ihr nicht schwesterlich verbunden oder so. Vielleicht war meine Distanziertheit darauf zurückzuführen, dass mit meinen Gestaltwandlergenen irgendetwas nicht in Ordnung war. »Als du Lindsey letzten Sommer zum ersten Mal gesehen hast, hast du dich ihr gleich verbunden gefühlt, nicht wahr?«
Kayla war von Statischen adoptiert worden und wuchs
weit entfernt von Gestaltwandlern auf. Im letzten Sommer war sie in den Wald zurückgekehrt, in dem ihre leiblichen Eltern getötet worden waren.
»Ja, das stimmt. Es war irgendwie seltsam, aber gleichzeitig schön.« Errötend schenkte sie Lucas ein zärtliches Lächeln. »Aber die Verbindung, die ich zu Lucas gespürt habe, hat mir zu Anfang richtig Angst gemacht.«
»Warum?«
»Es war, als hätte mich ein Baseballschläger getroffen. Ich habe ständig an ihn gedacht, obwohl ich mir nicht einmal sicher war,
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