Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon
kann nicht empfehlen, es allein durchzumachen.« Zumindest hatte ich jetzt die Wahrheit gesagt.
Mias begeisterte Miene verfinsterte sich. »Aber du hast überlebt.«
»Nur mit knapper Not.« Es war gemein, das zu sagen, doch ich hatte keine andere Wahl. Ich wollte nicht ihren Tod auf mein Gewissen laden.
»Aber wenn ich mich vorbereiten würde, wie du es getan hast …«
»Du hast noch ein Jahr Zeit«, schnitt ich ihr das Wort ab. »Bis dahin findest du sicher noch einen Gefährten.« Hatte nicht Lindsey fast dieselben Worte zu mir gesagt, um mich zu beruhigen? Hinterlist war mir zuwider. Noch vor wenigen Tagen hatte ich dieselben Argumente vorgebracht wie Mia. Aber jetzt wusste ich es besser. Zumindest wusste ich, dass es nicht so einfach war.
»Ich finde es absolut altmodisch, dass wir Gefährten haben müssen«, sagte Mia störrisch und schob energisch das Kinn vor.
»Ach, hör schon auf, Mia«, sagte Samuel. »Einige von uns mögen die Traditionen.«
»Und einige mögen sie nicht. Schau dir nur an, wie viele technische Neuerungen es hier gibt. Wir sollten auch sonst mit der Zeit gehen.«
»Wenn wir unsere Sicherheit mithilfe von Technologie verbessern, so hat das nichts mit der Aufrechterhaltung unserer Traditionen zu tun.«
»Und ob.«
»Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für solche Diskussionen, Leute«, sagte Jocelyn verärgert, als hätte sie diese Debatte schon tausendmal geführt. Sie lächelte mich an. »Wir wollten dir nur kurz Hallo sagen. Wir bewundern dich. Es würde sicher ein bisschen zu weit gegen, wenn … wenn wir dich mal anfassen?«
Als Nächstes würden sie meine zerknautschte Serviette bei eBay versteigern. »Entschieden zu weit.«
Sie nickten mir ein letztes Mal zu, bevor sie sich kichernd entfernten und sich ein paar Mal umschauten, als könnten sie es immer noch nicht fassen, dass ich dieselbe Luft atmete wie sie. Wer hätte gedacht, dass sich irgendjemand außer mir selbst darum kümmern würde, dass ich es allein durchgestanden hatte? Und wie hätte ich ahnen sollen, dass ich mir mit meinen Lügen über das Geschehene eine schwere Verantwortung aufbürdete?
Ich gehörte zu den Dunklen Wächtern. Von mir wurde erwartet, unser Volk zu schützen. Ich sollte aufstehen, um Aufmerksamkeit bitten und die Wahrheit sagen. Ich erwog die Vor- und Nachteile, und stellte mir vor, wie demütigend es sein würde, als ein Schatten auf meinen Teller fiel. Mit rasendem Herzen sah ich auf, in der Hoffnung, Connor zu sehen. Stattdessen stand Daniel vor mir, der Junge, mit dem
die Ältesten mich verkuppeln wollten. Er schenkte mir ein warmherziges Lächeln, das ich erwiderte. Keine Feindseligkeiten. Er war ein netter Junge, aber wir beide hatten von Anfang an gewusst, dass wir kein Paar werden würden.
Er stellte seinen Teller auf den Tisch und setzte sich. »Freut mich zu sehen, dass du mich doch nicht gebraucht hast«, zog er mich auf.
»Alle sehen mich an, als wäre ich ein Freak.« Vielleicht war es auch nur Einbildung, weil ich wusste, dass ich einer war.
»Du bist eine Legende. Aber ein paar von den Jungs haben Angst, dass der Mythos, einen Gefährten zu brauchen, von weiteren Mädchen ignoriert werden könnte.«
»Ja, davon hatte ich bereits einen Vorgeschmack. Ein paar von den Neuen haben mich belagert. Ich weiß nicht, ob ich mich geschmeichelt fühlen oder entsetzt sein soll bei der Vorstellung, ich könnte einen neuen Trend ausgelöst haben. «
»Die meisten Leute würden sich im Scheinwerferlicht sonnen.«
»Ich bin nicht wie die meisten Leute.«
»Da würde ich nicht widersprechen. Also, wie war es wirklich?«
»Wahrscheinlich genauso wie für dich, als du es zum ersten Mal durchgemacht hast.« Ich wurde immer geschickter darin, auszuweichen und eindeutige Antworten zu umgehen.
»Furchterregend, aber phantastisch?«
»Genau. Also, was war hier so los, während ich weg war?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.
»Nicht viel, soweit ich weiß. Falls du es noch nicht wissen solltest, Lucas hat ein Treffen angeordnet, um uns auf den neuesten Stand zu bringen.Wir sollen nach dem Frühstück ins Ratszimmer kommen.«
Daniel erzählte ein paar Dinge, die sie über Bio-Chrome in Erfahrung gebracht hatten. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Ich gehörte zu dem Sherpa-Team, das die Gruppe einige Wochen zuvor in die Wildnis geführt hatte, bevor wir ihre Ziele kannten. Ich wusste alles, was es über sie zu wissen gab. Mason Keane und sein Vater, der das Projekt leitete,
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