Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon
von uns alles wieder gut werden, und ich müsste die Wahl treffen für wen, hätte ich mich ohnehin für Connor entschieden. Selbst wenn es bedeutete, dass ich ihn verlieren würde.
Er mochte mir letzte Nacht gesagt haben, dass er mich liebte, aber das Gefühl würde nicht anhalten, wenn wir wieder unter seinesgleichen waren. Mein Vater hatte wahrscheinlich dieselben Worte zu meiner Mutter gesagt … Aber dann hatte er erkannt, was sie wirklich war. Oder vielleicht war Mom von dem angewidert, was er nicht war. Ich wünschte, ich hätte ihr mehr Fragen gestellt, aber ich war so wütend auf sie gewesen, weil sie mich all die Jahre belogen hatte. Es schien, als hätte sie mit Absicht versucht, mein Leben zu zerstören.
»Als sie dich hier rausgeholt haben, was hast du da gesehen ? Konntest du dir ein Bild vom Grundriss des Gebäudes machen?«
Ich rückte ein Stück von ihm ab und begann, einen unsichtbaren Plan aufzuzeichnen. Ich erklärte den Weg, über den wir in die Unterkünfte gelangt waren, beschrieb alles, was ich gesehen, gehört und gerochen hatte, auch wenn mir klar war, dass ein Gestaltwandler weitaus mehr wahrgenommen hätte.
»Sie haben mich nicht zum Labor geführt«, sagte ich leise.
»Das überrascht mich. Ich dachte, Mason hätte es gar nicht erwarten können, dir sein Meisterwerk zu präsentieren. «
»Ich muss immer an die armen kleinen Frettchen denken, die er in Wölfe verwandelt hat.«
»Ich wette, sie sind alle dabei draufgegangen.«
»Meinst du?«, fragte ich überrascht.
»Wie ich schon sagte, ich bin kein Biologe, aber Mason befasst sich mit Dingen, von denen er nicht die geringste Ahnung hat.«
»Glaubst du, wir sind selbstsüchtig, wenn wir andere nicht an dem teilhaben lassen, was wir wissen und was ihr seid? Ich meine, was wäre, wenn unsere schnelle Heilfähigkeit anderen wirklich helfen könnte?«
»Machst du Witze? Es gibt Gestaltwandler, die in der medizinischen Forschung arbeiten, weil wir vor der ersten Transformation genauso verwundbar und anfällig für Krankheiten sind wie jeder andere. Falls es wirklich die Möglichkeit gäbe, unsere schnelle Heilkraft anderen zugutekommen zu lassen, hätten sie sie längst genutzt. Sie verstehen unsere Körperfunktionen weitaus besser als Mason.«
Er hatte Recht. Gestaltwandler arbeiteten überall auf der Welt in den verschiedensten Berufen, auch als Ärzte und Wissenschaftler.
Unsere Unterhaltung kam nach und nach zum Erliegen, während die Stunden sich dahinschleppten und wir darüber nachdachten, was vor uns liegen mochte. Connor hoffte, dass Lucas ihn möglichst schnell aufspüren und befreien
würde, damit er sich in die Schlacht stürzen konnte. Ich fragte mich, ob ich es nach meiner Befreiung rechtzeitig ins Labor schaffen würde.
Alles, was ich wollte, war eine Spritze mit dem Serum.
Mason kam nicht, um uns zu schikanieren. Niemand brachte uns Wasser oder Nahrung.
»Was ist, wenn sie sich aus dem Staub gemacht haben?«, fragte ich irgendwann.
»Sie sind noch hier.«
Als es dunkler wurde und sich Schatten über unser Gefängnis senkten, brach die Hölle los.
15
C onnor und ich hielten uns auf unserem Deckenlager eng umschlungen und lauschten angespannt auf das, was oben vor sich gehen mochte, als die Deckenlampen plötzlich angingen und unser Gefängnis in gleißende Helligkeit tauchten.
Wir hatten uns kaum hochgerappelt, als sich die Tür öffnete. Aber statt, wie erhofft Lucas, tänzelte Mason in den Raum wie ein Kind, dessen sehnlichster Weihnachtswunsch in Erfüllung gegangen war. Außer seiner üblichen Gefolgschaft hatte er auch seinen Vater mitgebracht. Ethan trug eine längliche Schachtel auf beiden Händen, wie ein Ritter, der seinem Lehnsherrn sein Schwert präsentieren wollte. Es war eine gespenstische Prozession … Mason führte ein Theaterstück auf, und wir waren sein Publikum.
Ich spürte Connors Anspannung. Er war bereit für den Kampf.
Die Gefolgschaft bewegte sich schnell auf unseren Käfig zu. Wilson trat zur Seite. Es folgte ein zischendes Geräusch. Connor stöhnte auf und plumpste ohne seine übliche Anmut zu Boden. Erst jetzt sah ich die Elektroschockpistole, die Wilson zwischen die Gitterstäbe geschoben hatte.
»Wieso hast du das getan?«, fragte ich und hockte mich
neben Connor. Ich sah Schock und Verwirrung in seinem Blick, während er mühsam versuchte, Geist und Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen.
»In ein paar Minuten ist er wieder okay«, sagte Mason. »Komm schon. Ich will,
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