Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon
nicht gewusst? Wieso hat keiner von uns gesehen, was mit dir los war?«
Ich schnappte nach Luft. »Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich genug Erbgut von meiner Mutter, um alle zu täuschen. «
Er berührte meine Wange. »Und all die Jahre hast du geglaubt, Gestaltwandler zu sein?«
Ich nickte. Wie sollte ich es nur erklären? Wie konnte ich erwarten, dass er es verstehen würde?
»Nach dem Vollmond warst du sicher …«
»Vollkommen verzweifelt.«
Er zog mich an sich. Ich nahm seine Wärme und Kraft in mich auf und genoss den Trost, den er mir anbot.
Ich weiß nicht, wie lange er mich im Arm hielt. Als wir uns irgendwann hinsetzten, zog er mich auf seinen Schoß und presste mich an sich.
»Also, was ist im Käfig passiert?«, fragte ich nach einer Weile.
»Als ich wach wurde und du nicht da warst, hab ich mich aufgeführt wie ein Wilder. Ich wollte hier raus, um Mason zu töten.«
»O Connor, es tut mir so …«
»Hör auf, dich für Dinge zu entschuldigen, für die du nichts kannst. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich hatte Angst, du wärst verletzt oder tot. Einen Moment lang dachte ich sogar, du und Mason …«
»Mason? Igitt!«
»Als ich wieder in der Lage war, einigermaßen klar zu denken, konnte ich es mir auch nicht vorstellen. Also dachte ich, du wärst verletzt oder tot. Als du durch die Tür gekommen bist, hatte ich alle Mühe, Mason nicht zu zeigen, wie froh ich war, dass es dir gut ging. Aber jetzt weiß er es, denn er hat ja sicher nichts Besseres zu tun, als uns zu belauschen.«
»Ich hatte solche Angst, du würdest böse auf mich sein, weil ich es dir nicht schon früher erzählt habe.«
Er sah mir in die Augen und zeichnete mit dem Daumen meine Gesichtszüge nach. »Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Und das Timing war denkbar schlecht. Aber ich kann verstehen, wie schwer es für dich sein musste, mir oder irgendjemand anderem zu erzählen, dass du keine Gestaltwandlerin bist. Bis vor ein paar Tagen habe ich dich doch kaum wahrgenommen. Warum solltest du jemandem, den du gerade erst richtig kennengelernt hast, dein größtes Geheimnis zu verraten?«
»Ich hätte es tun sollen. Ich vertraue dir von ganzem Herzen.«
Ein warmer Ausdruck trat in seine Augen. »Irgendwann ist mir klar geworden, dass es, abgesehen von ein paar Prellungen, nichts brachte, mich gegen die Gitterstäbe zu werfen, und ich fing an, nachzudenken. Dieser Bluterguss an deinem Arm. Er stammt nicht von Mason, sondern von mir, von unserem Ringkampf, vor ein paar Tagen.«
Ich hätte es gern abgestritten, aber wenn ich das, was von Connors Gefühlen für mich übrig geblieben war, retten wollte, musste ich vollkommen ehrlich sein. Ich nickte. »An meinem Oberschenkel hab ich noch einen. Aber so etwas ist ganz normal bei einem heftigen Ringkampf. Du wolltest mich ja nicht mit Absicht verletzen.«
»Als du im Medienraum warst …«
»Konnte ich die leeren Plätze nicht sehen. Ich musste warten, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.«
»Als ich dich geküsst habe und in Wolfsgestalt davongelaufen bin, bist du mir nicht gefolgt, weil du es nicht konntest. «
Am liebsten wäre ich vor Scham im Erdboden versunken, aber ich murmelte: »Ja, das stimmt.«
»He!«, sagte er zärtlich.
Erst jetzt merkte ich, dass ich angefangen hatte, zu weinen. Ich schnäuzte mich und wischte mir die ärgerlichen Tränen von den Wangen. »Es tut mir leid.«
»Du sollst dich doch nicht für etwas entschuldigen, an dem du keine Schuld hast.«
»Ich hasse es, mich wie ein Mädchen aufzuführen.«
»Es gefällt mir, dass du ein Mädchen bist.« Er strich mir das Haar aus dem Gesicht. Ich hatte es nach dem Duschen noch nicht wieder geflochten. »Es gefällt mir sehr.«
Er küsste zuerst meinen einen Mundwinkel und dann den anderen. Seine Berührung war so leicht, als würde ein Schmetterling auf einer Blüte landen. Er ließ seine Lippen über meine gleiten und wiederholte die Bewegung mit der Zunge. Hitze loderte in mir auf.
»Es ist mir egal, dass du dich nicht verwandeln kannst«, sagte er leise, bevor er mich küsste. Das war leicht zu sagen, während es nur uns beide gab in dieser kleinen Welt, ohne zu wissen, was der morgige Tag bringen mochte. Aber zurück in der realen Welt würde ihm klar werden, was für ein grotesker Freak ich war, und seine Gefühle für mich würden sich ändern. Doch mir blieb diese Nacht, und ich wollte das Beste daraus machen.
Der Tod lauerte zwischen den Schatten.
Weitere Kostenlose Bücher