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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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seinem goldüberkrusteten Montblanc spielte.
    »Na«, sagte Hugentobler launig, »haben unsere Erbsenzähler rausgekriegt, dass der Bundeszwerg noch ein paar Mia nachlegen muss?«
    Der COO winkte ihn in den Besuchersessel und sagte humorlos wie immer: »Wir sind finanziell bestens aufgestellt und erfüllen alle Kriterien der Eigenkapitalisierung. Aber wir mussten leider einen neuen dringlichen Termin in Bern anberaumen. Bevor ich Sie ins Bild setze, möchte ich der Form halber darauf hinweisen, dass die Stillschweigensvereinbarung samt Konventionalstrafe immer noch Gültigkeit hat, ebenfalls Ihre Funktion als bevollmächtigter Gesandter der EBS.«
    »Schön«, sagte Hugentobler, »dann möchte ich der Form halber darauf hinweisen, dass die Abgeltung meiner Bemühungen in Sachen Milliardenkredit meiner Meinung nach keine Nachverhandlungen umfasst.«
    »Es sind keine Nachverhandlungen«, sagte der COO, »es scheint da ein neues Problem aufgetaucht zu sein, angesichts dessen wir die Rückendeckung unserer Regierung brauchen. Obwohl wir das nicht genau definiert haben, bin ich von der Geschäftsleitung dazu autorisiert worden, Ihnen eine weitere Aufwandsentschädigung zu offerieren. Wenn Sie hier bitte gegenzeichnen wollen.« Als Beweis seiner besonderen Gewogenheit reichte ihm der COO seinen Füller über den Tisch, Hugentobler unterschrieb mit grüner Cheftinte und steckte einen weiteren Barcheck über eine Million ein. Wenn das so weitergeht, dachte er, kaufe ich mir nicht mehr ein Haus an einem Golfplatz, sondern einen Golfplatz mit Haus. Da kann ich wenigstens sicher sein, dass mir kein Deppen-Banker der EBS über den Weg läuft. Dann lehnte er sich zurück und hörte zu.
    Während der ganzen Fahrt nach Bern in der gepanzerten schwarzen Limousine schüttelte Hugentobler den Kopf und sagte sich eins ums andere Mal: Wie kann man nur so blöd sein, unvorstellbar. Der gleiche Bundesweibel, immer noch gleich lächerlich angezogen, führte ihn ins Allerheiligste des Schweizer Finanzministers. Dem reichte sein persönlicher Assistent gerade Hugentoblers Vollmacht rüber, als er Platz nahm. »Herr«, wieder ein kurzer Blick auf das Papier, »Hugentobler, ich muss schon sagen, dass ich es doch für angebracht hielte, nehmen Sie das nicht persönlich, dass Ihr VR-Präsident oder CEO die Freundlichkeit hätte, die Verhandlungen mit der Landesregierung zu führen. Aber item, meiner Kenntnis nach ist die Angelegenheit Bundesbürgschaft soweit erledigt, oder gäbe es da noch etwas zu thematisieren?«
    »Aber nein« sagte Hugentobler, »unsere Quartalszahlen könnten angesichts der Gesamtumstände nicht besser sein, die EBS ist mitten im Turn around, was unsere gesamte Bankspitze natürlich restlos auslastet, und …«
    Der Bundesminister hatte sich einen Moment erleichtert zurückgelehnt, die Brille von der Nase genommen und wedelte nun Hugentoblers Wortschwall weg: »Fein, das freut die Landesregierung außerordentlich, denn wie Sie sicher mitbekommen haben, mussten wir in der Öffentlichkeit, geschürt von der Sensationspresse, einige Prügel einstecken. Aber ich nehme nicht an, dass Sie sich da nur persönlich bedanken wollten, also wenn Sie zum Punkt kommen wollen.« Dir fällt gleich wieder die Brille aus der Hand, dachte Hugentobler und kam zum Punkt.
    Dem Bundesminister fiel die Brille aus der Hand, und sein persönlicher Assistent machte sich erst mal gar nicht die Mühe, sie aufzuheben. Diesmal sprang der Magistrat auch nicht aus seinem Stuhl, sondern streichelte in einer hilflosen Bewegung seine beeindruckende Glatze. Ein bleiernes Schweigen erfüllte den Raum, dann meinte Hugentobler zu hören, wie der Bundesminister mit den Zähnen knirschte. Dann räusperte sich sein Gegenüber: »Habe ich Sie da richtig verstanden, die EBS hat systematisch in den USA Beihilfe zu Steuerhinterziehung begangen und das IRS fordert nun, unterstützt vom Justizministerium und autorisiert vom Präsidenten persönlich, die Offenlegung von Hunderten von Konten?«
    »So würde ich das nicht formulieren wollen«, sagte Hugentobler, »eine Due Diligence entsprechender Vorgänge hat leider ergeben, dass einzelne Mitarbeiter der EBS in Überschreitung ihrer klaren Vorgaben, sich an die Regelungen des QI-Abkommens zu halten, gewisse Transaktionen durchführten, die juristisch gesehen möglicherweise zu Verwicklungen führen könnten, die vor allem aus Sicht eines möglichen Reputationsschadens …«
    »Papperlapapp«, unterbrach ihn der

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