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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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Bundesminister und bückte sich selbst nach seiner Brille, »halten Sie mich eigentlich für blöd?«
    Na ja, dachte Hugentobler, aber er sagte: »Herr Bundesminister, nichts läge mir ferner, Sie haben ja mit Ihrer mutigen und richtigen Entscheidung, uns …«
    »Verstehe ich Sie weiter richtig«, unterbrach ihn der Bundeszwerg und fuchtelte mit seiner Brille, »Sie verlangen jetzt von der Landesregierung, dass wir die EBS anweisen, entsprechende Konten offenzulegen, weil sie das nicht selbst tun kann, weil sie sonst gegen das Bankgeheimnis verstoßen würde, das sie immer wie ein Bollwerk verteidigt, aber gerade selbst schleift?«
    Na siehst du, dachte Hugentobler, bist ja wirklich nicht blöd. »Darf ich Sie daran erinnern«, fauchte der Bundesminister nun, »dass Sie mir, auch im Namen aller Führungsgremien der EBS, angesichts des ungeheuerlichen Milliardenkredits versicherten, dass damit alle Probleme erledigt seien, wir haben keine Leichen mehr im Keller, war doch wohl Ihre Formulierung, nicht wahr?«
    »Diese Aussage war aufgrund unseres damaligen Wissensstands völlig korrekt«, verteidigte sich Hugentobler, »aber angesichts der ungeheuren Dynamik der Situation und der Größe der EBS als Global Player, und es handelt sich auch nicht um Hunderte von Konten, sondern lediglich um 244 …«
    Der Bundesminister wedelte die Wortblasen mit einer Handbewegung weg: »Nun, wie auch immer, ich werde dieses Anliegen juristisch prüfen lassen, das sollte nicht länger als …«, er warf seinem persönlichen Assistenten einen Blick zu, »… nicht länger als zehn Arbeitstage«, warf der ein, »also, nicht länger als zehn Arbeitstage dauern, dann werde ich Sie umgehend über das Ergebnis informieren. Wäre es das für den Moment?«
    »Ähem«, räusperte sich Hugentobler, »nicht ganz, bedauerlicherweise hat uns die Steuerbehörde der USA ein Ultimatum gestellt, und zwar bis morgen Abend 24.00 Uhr amerikanischer Zeit.«
    Der Bundeszwerg schloss für einen Moment die Augen: »Und was ist die Drohung hinter dem Ultimatum?«
    »Nun«, sagte Hugentobler so locker wie möglich, »bedauerlicherweise hat das Justizministerium durchblicken lassen, dass es in Erwägung ziehen würde, uns absurderweise, nun, die Formulierung lautet wohl, als kriminelle Vereinigung, anzuklagen. Das ist natürlich ungeheuerlich, hätte aber als mögliche Konsequenz, dass unsere Banklizenz in den USA eingezogen würde.«
    »Und dann wäre die EBS schon wieder pleite, richtig?«, fragte der Bundesminister.
    Hast doch ein paar graue Zellen unter deiner Glatze, dachte Hugentobler: »Nun, das ist nicht ganz auszuschließen, und angesichts des potenziellen Schadens für das Schweizer Volksvermögen …«
    Hugentobler erhob sich und ignorierte den stechenden Blick des Bundesministers, dem es in diesem Moment klar geworden war, dass die EBS ihn, die gesamte Regierung, das Parlament und das Volk in Geiselhaft genommen hatte.

Achtzehn
    Das ist ja wie auf einem Basar hier, dachte Kuster, so schwierig hätte er sich das nicht vorgestellt. Seit einer geschlagenen Stunde saß er im Allerheiligsten der Abteilung Private Banking der Kreditunion seinem Noch-CEO Bürgisser gegenüber. Jeder der beiden hatte ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber in der Hand. Damit bewaffnet gingen sie gemeinsam die Kundenliste von Kuster durch, um sich die Ausbeute seiner achtjährigen Kundenkeilerei zu teilen. Leider nicht sehr brüderlich, wie Kuster feststellen musste, denn Bürgissers Ansatz war klar: nichts für Kuster, alles für die Kreditunion, und vornehmlich für Bürgisser persönlich, der offenbar den Kanal nicht voll genug kriegen konnte.
    »Darf ich dich daran erinnern«, sagte Bürgisser gerade, der offenbar perfekt vorbereitet war, »dass Hämmerli erst dann 22 Mio nachschob, als ich dir gestattete, dass er an meinen Apéro riche mit den Swarovskis teilnehmen durfte und ich dann auch noch den Kristallschwan, den er sich einfach einsteckte, aus meiner Privatschatulle bezahlte? Also Hämmerli bleibt in unserem Portefeuille, da wollen wir doch die Kirche im Dorf lassen.«
    Okay, dachte Kuster, einen reichen Kleptomanen kann ich wirklich nicht gebrauchen, soll der den halt haben und damit glücklich werden.
    »Du weißt ja«, schob Bürgisser überflüssigerweise noch nach, »dass wir ja nur aus Kulanz und im Sinne einer einvernehmlichen Abwicklung unserer Trennung überhaupt dieses Gespräch führen, und ich gehe natürlich davon aus, dass du uns sowohl bei

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