Zauber der Begierde
ausgesprochen
ist. Wenn der Befehl unterbrochen wird, um sich mit irgend jemandem zu
unterhalten, hört der Gehorsam unverzüglich auf.« Rushka hielt einen Moment
inne und betrachtete das Feuer. »Du siehst also, unsere Chroniken besagen, wenn
du ihm genau in die Augen siehst und seinen wahren Namen nennst, wird er deinem
Befehl gehorchen.« Rushka ging unruhig vor dem Fenster im Hauptsaal auf und ab.
»Wie
lautet sein wahrer Name?«
Rushka
lächelte schwach und zeichnete einige Symbole in die Asche des Kamins. »Wir
sprechen ihn nicht laut aus. Aber er ist der Schwarze, der Überbringer des
Vergessens. Er hat noch viele andere Namen, aber es ist nur dieser eine, der
dich betrifft.«
Hawk
konnte es nicht glauben. Hätte er nur Adams Namen in Gälisch ausgesprochen,
hätte er es gehabt. »So einfach, Rushka? Du meinst, er war so frech und sich
seiner Sache so sicher, daß er sich Adam Black nannte?« Amadan Dubh. Hawk wiederholte den Namen in
der Stille seines Verstandes. Wörtlich übersetzt bedeutete es Adam Black.
»Jawohl.
Aber es gibt immer noch einen Haken bei der Sache, Hawk. Zuerst mußt du ihn
finden. Er kann nur gezwungen werden, wenn er anwesend ist und du seinen Namen
aussprichst, während du ihm direkt in die Augen siehst. Und man sagt, daß seine
Augen einen Mann umgehend in den Wahnsinn treiben können.«
»Da
war ich schon«, murmelte Hawk abwesend. »Warum hast du mir das alles nicht
erzählt, als er noch da war? Bevor er Adrienne mit sich nahm?«
Rushka
schüttelte den Kopf. »Hättest du mir geglaubt, wenn ich dir erzählt hätte, daß
Adam einer mythischen Rasse angehört? Daß wir glaubten, daß er das Mädchen
wegen einer merkwürdigen Rache hergebracht hat? Lydia erzählte mir, du wolltest
nicht einmal glauben, daß sie aus der Zukunft kam, bis du sie schließlich
selbst verschwinden sahst.«
Hawks
Augen bewölkten sich, und er rieb sich ungeduldig das Kinn.
»Da
ist was dran«, gab er schließlich zu, ungern. »Aber du hättest mich warnen
können -«
»Das
tat ich, Hawk, erinnerst du dich? Soweit es mir möglich war, am Tag von
Zeldies Beerdigung.«
Der
Hawk nickte ernüchtert. Wahr. Und sein Geist war so erfüllt gewesen vom
Gedanken an seine Frau, daß er sein Verlangen über alle Warnungen gestellt
hatte.
»Davon
abgesehen, selbst wenn ich gedacht hätte, daß du mir glauben würdest, hätte ich
es dir vermutlich dennoch nicht erzählt. Das Feenwesen zu nötigen ist der
allerletzte Ausweg. Es ist gefährlich. Mit dem wahren Namen des Narren kannst
du ihn nur ein einziges Mal nötigen - und nur präzise nach dem Buchstaben
deines Gesetzes. Der Narr gehorcht exakt dem, was du sagst. Solltest du sagen:
>Ich befehle dir, Adrienne zurückzubringen^ würde er sie bringen müssen.
Aber sie könnte tot sein, weil du nicht ausgeführt hast, in welchem Zustand.«
Der
Hawk warf den Kopf zurück und ließ ein Wehklagen der Enttäuschung ertönen.
Rushka
fuhr fort. »Oder wenn du sagen solltest: »Bring mich zu ihr<, würde er es
tun müssen, aber du könntest tot sein oder in eine Eidechse verwandelt, wenn
ihm der Gedanke kommen sollte. Es ist ein sehr gefährliches Unterfangen, den
Narren der Feen zu nötigen.«
Der Hawk rieb sich das
glattrasierte Gesicht und starrte brütend in die Flammen. Er hörte ganz genau
zu, als Rushka fortfuhr. Er sortierte die Flut von Informationen, prüfte und
wählte mit Bedacht. Es könnte klappen. Ja, es könnte. Als Rushka schließlich
schwieg, verging eine Zeit der Stille, in der nur das Prasseln des Kaminfeuers
zu vernehmen war.
»Solltest du dich entschließen,
es zu versuchen, haben wir immer noch ein kleines Problem, mein Freund«, warnte
Rushka.
»Was ist es?« fragte der Hawk
abwesend.
»Er ist fort. Wie willst du ihn
finden? Ich habe Männer gekannt, die ihr ganzes Leben lang nach den legendären
Feen gesucht haben und dennoch nicht einmal einen streunenden Kelpie zu Gesicht
bekamen.«
Hawk überlegte einen Augenblick,
dann lächelte er. »Selbstsüchtig, sagst du, ist er?«
»Ja.«
»Eitel, offensichtlich.«
»Ja«, bestätigte Rushka.
»Neigt zu Wutausbrüchen und
dazu, Unheil anzurichten, so hattest du dich, glaube ich, ausgedrückt.«
»Ja.«
»Und es könnte passieren, daß er
hierherkommt, getrieben von etwas so Menschlichem wie Eifersucht. Auf mich.«
»Das ist wahr.«
»Gut. Dann bin ich dabei, seine
eklige kleine Welt aufzu- mischen.«
»Was hast du vor, Hawk?« fragte
Rushka, und der Hauch eines Lächelns flog über sein
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