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Zauber der Begierde

Zauber der Begierde

Titel: Zauber der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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sich in
ihrem Herzen vernehmen.
    Vielleicht
will ich die ganze Geschichte überhaupt nicht kennen, schäumte sie. Sie ballte die Fäuste, bis sich die Fingernägel
schmerzhaft in das weiche Fleisch ihrer Handflächen bohrten. Ich will nach Hause, klagte sie wie ein Kind, das
sich verlaufen hatte. Ich will Moonie.
    Das ist das einzige, das
es wert ist, dorthin zurückzuwollen, dachte sie.
    Frustriert atmete sie
aus.
    »Adrienne.« Seine Stimme
kam so leise aus dem Dunkel des hinteren Hofes, daß sie zuerst glaubte, sich
geirrt zu haben.
    Sie wirbelte herum und sah ihm in die Augen. Mondlicht
fiel in breiten Strahlen durch die Bäume und warf einen silbernen Balken über
sein scharf geschnittenes Gesicht.
    »Laß mich in Ruhe, Hawk.«
    »Was hat Olivia dir erzählt?« Die Worte klangen, als
würden sie ihm gegen seinen Willen entrissen.
    »Warum gehst du nicht und fragst sie? Es scheint, als
hättet ihr zwei in der Vergangenheit ganz gut miteinander kommuniziert. Eine
Art >wortlose Kommunikation<, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Adrienne, nicht«, stöhnte er.
    »Warum nicht? Tut die Wahrheit so weh?«
    »Adrienne, es war nicht so. Es war nicht...« Seine
Stimme verhallte, und er seufzte.
    »Es war nicht was?« sagte sie eisig. Adrienne wartete.
Würde er es erklären? Das Wort Hure konnte eine
Menge unterschiedlicher Bedeutungen haben, von denen keine einzige appetitlich
war. Sie wußte, daß er mit schönen Frauen zusammengewesen war, und mit vielen,
nach dem zu urteilen, was ihr die Dienstmädchen des Comyn erzählt hatten -
aber wie viele? Tausend? Zehntausend?
    Als der Hawk nicht antwortete, setzte sie nach: »Bist
du Olivias Geliebter?«
    »Nein, Mädchen!«
    »Warst du es?« zwang sich Adrienne zu fragen.
    Hawk seufzte. »Es ist wahr, aber es ist lange her, und
du kennst nicht die Umstände -«
    Adrienne starrte ihn bohrend an. »Ich will die
Umstände nicht kennen, unter denen du mit einer Frau wie ihr zusammen warst!
Wenn du nur einen Funken von Urteilsvermögen hättest, hättest du niemals... ihr
Männer seid alle gleich!«
    Hawks Stimme verdunkelte
sich. »Gib mir eine Chance, Adrienne. Hör mir zu. Es ist nicht fair, mich für
Dinge zu hassen, die andere Männer dir angetan haben mögen. Eine einzige
Chance - das ist alles, worum ich dich bitte, Adrienne.«
    »Ich habe dir schon zu viele Chancen gegeben. Laß mich
in Ruhe, Hawk Douglas. Laß mich einfach in Ruhe!« Adrienne drehte sich auf dem
Absatz um und rannte zum Schloß, bevor sie sich durch einen Tränenausbruch vor
ihm erniedrigen konnte.
    Sie träumte von Hawk und von dem Versprechen, das sie
flüchtig in seinen Augen gesehen hatte. Der Hoffnung. Würde er sie noch wollen,
wenn er ihre Vergangenheit kennen würde? Adriennes Psyche kämpfte im Schlaf
verbissen mit ihren Zweifeln und Ängsten. Konnte sie es wagen, ihn zu lieben?
Oder besser nicht? Ihr Herz war immer noch zu aufgewühlt. Ihr Verstand
schauderte zurück vor der Möglichkeit weiterer Erniedrigung und Reue. Doch von
Tag zu Tag konnte sie der Versuchung, ihren Widerstand aufzugeben, schwerer
widerstehen. Wäre sie nur zu Hause in ihrem Kokon der Abgeschiedenheit.
Wieder in Sicherheit, aber so einsam...
    Ein Traum innerhalb des
Traumes ließ sie plötzlich erinnern, wie sie hierhergekommen war, und sie
verstand, wie sie nach Hause zurückkehren konnte. Der Weg, dem Hawk zu
entkommen und all seinen unendlichen Versprechungen von Leidenschaft und
Schmerz.
    Die Wucht der Erinnerung
ließ sie erwachen. Sie befreite sich aus dem seidenen Laken, durchschritt den
Raum und starrte hinaus in die schwarze Nacht.
    Eberhards Schachspiel.
    Endlich konnte sie sich
mit völliger Klarheit daran erinnern, womit sie sich beschäftigt hatte, kurz
bevor sie durch die Zeit katapultiert worden war, um auf des Comyns Schoß zu
landen.
    Sie war in ihrer
Bibliothek gewesen und hatte die Figuren von Eberhards Schachspiel aufgehoben.
    Dieses verdammte
Schachspiel war wirklich verflucht. Als sie es
aus Eberhards Haus mitgehen ließ, hatte sie sich davor gehütet, die Figuren zu
berühren. Eberhard hatte oft über den Fluch Witze gemacht, aber Adrienne zog es
vor, Legenden, Flüchen und Mythen aus dem Wege zu gehen. Nachdem sie das Spiel
entwendet hatte, hatte sie es eingepackt gelassen, mit der Absicht, es nur dann
auszupacken, wenn sie es verkaufen müßte.
    Sie wußte, daß sie die
schwarze Dame in der Hand gehalten hatte, als sie auf Red Comyns Schoß
aufgetaucht war, aber wohin hatte es die Figur danach

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