Zauber der Hoffnung
schaue noch schnell nach, ob das Gartentor richtig geschlossen ist, damit er nicht wieder abhauen kann.“
„Danke.“
Er ging durch die Hintertür, froh über die gute Ausrede, wieder den dringend benötigten Abstand zu ihr zu gewinnen. Die Bergluft fühlte sich kühl auf seinem Gesicht an, er atmete tief ein. Niemals wieder hätte er dieses Haus betreten dürfen. Er hätte einfach diesen mürrischen kleinen Hund auf der Veranda absetzen und wieder nach Hause gehen sollen. Dorthin, wo er sicher war.
Er hatte Monate seines Lebens unter skrupellosen Verbrechern gelebt, doch keiner hatte ihm auch nur annähernd so viel Angst eingejagt wie Claire Bradford.
Er ließ sich viel Zeit im Garten. Als er es nicht mehr länger hinauszögern konnte, betrat er erneut die Küche, wo Claire gerade die Spülmaschine anstellte.
„Du hattest recht, das Gartentor war offen. Ich habe es zugemacht, jetzt sollte es dem kleinen Ausreißer nicht mehr gelingen abzuhauen.“
„Fantastisch. Danke dir.“
„Gute Nacht dann. Und noch mal vielen Dank für das Abendessen.“
„Gern geschehen“, entgegnete sie, als er schon auf dem Weg nach draußen war. „Oh, warte. Vergiss die Zimtkekse nicht.“ Behalte sie, hätte er beinahe gesagt, aber sie würde sowieso darauf bestehen, dass er sie mitnahm.
Er kam noch einmal zurück in die Küche. Sie streckte ihm den Plastikbehälter hin. „Hier, bitte. Dazu morgen früh nochein Kaffee aus Mauras Buchhandlung, und du hast das perfekte Frühstück.“
Es gelang ihm, zurückzulächeln, wobei er mit einer Hand fest den Türknauf umklammert hielt. Er nahm den Behälter entgegen, als ob er mit Sprengstoff gefüllt wäre, der jede Sekunde explodieren konnte.
„Ich fand es sehr nett“, sagte sie. „Warum sollen wir nicht weiterhin gute Freunde bleiben, nur weil …“
Sie verstummte und errötete.
Er schloss die Augen. „Weil ich keine Minute in deiner Nähe sein kann, ohne dich am liebsten mit Angies Zimtplätzchen von Kopf bis Fuß einzureiben, um dir dann den Zimt Zentimeter für Zentimeter wieder abzulecken.“
Sie schluckte, blickte auf die Zimtkekse, auf seine Lippen und wieder auf das Gebäck in seiner Hand. Mit einem unterdrückten Stöhnen schleuderte er den Behälter auf die Küchentheke, packte sie und ließ die Tür mit einem schnellen Fußtritt ins Schloss fallen.
Er stürzte sich auf ihren Mund, schmeckte Zimt und Kaffee und noch einen Hauch von Rosmarin. Sie öffnete die Lippen, ihre Zungen umkreisten sich. Sie seufzte auf, vergrub die Finger in seinem Haar, und sowie sie ihn fester an sich zog, verlor er auch noch das letzte bisschen Willenskraft.
Der Kuss war wild und leidenschaftlich, aufgeladen mit all der Wut und Sehnsucht der letzten beiden Wochen.
Trotz allem wurde sein übermächtiges Verlangen von dem Gedanken durchdrungen, dass sie wahrscheinlich nicht länger auf ihrem Gipsbein stehen konnte. Wenn er sie weiter küssen wollte – und das wollte er! –, musste er sie in eine bequemere Position bringen.
Ohne den Kuss zu unterbrechen, hob er Claire hoch. Sie rang kurz nach Atem, wehrte sich allerdings nicht, sondern schlang die Arme um seinen Nacken und hielt sich an ihm fest, während er sie durch die Küche ins Wohnzimmer trug.
Er bettete sie auf das Sofa, und da sie die Arme nicht von seinemHals löste, hatte er keine andere Wahl, als sich auf sie sinken zu lassen, vorsichtig, um ihr nicht wehzutun.
Sie küssten sich lange, nebeneinander auf der Couch ausgestreckt, und nichts war mehr wichtig außer ihrer zarten Haut, ihrem weichen Mund, ihrem zitternden Körper.
„Ich konnte in den letzten beiden Wochen an nichts anderes denken“, flüsterte sie dicht an seinen Lippen. „Ich habe jede Nacht von dir geträumt. Morgens allein und voller Sehnsucht nach dir aufzuwachen war einfach schrecklich.“
Er schloss die Augen, ihre Worte jagten ihm einen sanften Schauer über den Rücken. Was sollte er erst sagen? Vielleicht hatte sie zwei Wochen lang von ihm geträumt, er aber träumte schon ein halbes Leben lang von ihr.
Er küsste sie, aufs Neue davon überwältigt, dass Claire Tatum Bradford hier war, in seinen Armen, und ihn küsste, als ob sie nie genug davon bekommen könnte.
Ihm erging es nicht anders. Er wollte mehr, er wollte sich in ihr verlieren, in ihrem Duft und der Zartheit ihrer Haut.
Er stützte sich auf einem Ellbogen ab, verzaubert von dem leicht klopfenden Puls an ihrem Hals. Zärtlich ließ er seine Zunge darübergleiten. Claire stöhnte
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