Zauber der Hoffnung
Mann. Sie ist es. Ohne Zweifel. Haben Sie die Gespräche über Funk nicht mitbekommen?“
Ihm fiel ein, dass er sein Funkgerät leise gedreht hatte. „Nein, kein Wort.“
„Sie wurde hundertprozentig identifiziert. Layla Parker. Und die Sanitäter haben sie auch, ähm, erkannt.“
Maura. Arme Maura. Wie sollte sie das jemals überleben? Und seine Mutter – sie hatte ihre Enkelin verloren. Seine Familie hatte schon so viel durchgemacht, wieso jetzt noch dieser unvorstellbare Verlust?
„Sie brauchen wahrscheinlich medizinische Versorgung“, meinte der Sheriff nach einem Moment besorgt. „Die Rettungsassistenten sagen, dass sie die ganze Zeit in dem kalten Wasser gewesen sind.“
Riley rieb sich über das Gesicht, unfähig, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als diesen vernichtenden Schmerz. „Ich bin in Ordnung. Ich muss nur die Kleidung wechseln.“
„Brauchen Sie was Trockenes zum Anziehen? Ich habe bestimmt was im Kofferraum. Wird nicht besonders passen, aber ich schätze, das spielt jetzt keine Rolle.“
„Nein, ich habe selbst was dabei. Ähm, danke, Sheriff.“
Grover nickte. „Sie sollten jetzt bei Ihrer Familie sein. Jemand muss es Ihrer Schwester und Ihrer Mutter beibringen. Meine Leute und die State Patrol kümmern sich um alles andere.“
Er hatte recht. Verdammt, er hatte recht. Entsetzen schnürte ihm die Luft ab, als er dem Sheriff hinterherschaute, der zu seinem Wagen ging, um Absperrband sowie einen digitalen Fotoapparat herauszunehmen, um die Unfälle zu dokumentieren.
Riley hatte in seinem Berufsleben schon einige Angehörige benachrichtigen müssen. Nicht viele, aber einige. Doch nichts war mit dem hier zu vergleichen. Selbst in seinen schlimmsten Albträumen hätte er sich so ein Szenario nicht vorstellen können: seiner eigenen Schwester sagen zu müssen, dass ihre Tochter tot war, seiner Mutter, dass sie ihre Enkelin verloren hatte.
Mit steifen Gliedern stieg er in seinen Streifenwagen und startete den Motor. Luft strömte aus der Heizung, prickelte über seine nasse Haut, konnte aber den Eisklumpen in seinem Magen nicht zum Schmelzen bringen.
Er dachte an Claire und ihre Kinder, verängstigt, frierend und verletzt, und dann wieder an den unermesslichen, unvorstellbaren Schmerz, den er jetzt geliebten Menschen zufügen musste. Claire war verletzt – Layla war tot, Herrgott noch mal –, und das alles seinetwegen. Wegen ein paar kopfloser Sekunden, in denen er einen Fluchtwagen hatte stoppen wollen.
Das Gewisper, das er seit seiner Rückkehr immer wieder in der Stadt gehört hatte, schien durch seinen Kopf zu hallen. Die, die ihn nicht in Hope’s Crossing haben wollten, hatten recht.
Er gehörte nicht hierher. Er hätte niemals nach Hause kommen dürfen.
Ein schreckliches Seemonster zerrte an ihren Beinen, zog sie nach unten in die schwarze, eisige Tiefe des Silver Strike Reservoirs.
Ihre Kinder. Sie musste zu ihren Kindern. Sie kämpfte mit aller Macht gegen die Kreatur an, kratzte auch noch den letzten Rest an Kraft zusammen, die Kraft einer Bärin, die ihre Jungen beschützte. Das Monster brüllte auf, Seegras drang in ihre Nase und schlang sich um ihr Gesicht. Das Monster konnte sie haben, verdammt, aber auf keinen Fall ihre Kinder . Claire kämpfte noch heftiger gegen den Druck an, schnappte nach Luft, rang um das Leben ihrer Kinder …
Ein Klappern und ein leises Fluchen durchdrangen ihrenAlbtraum, Claire blinzelte, und ihr Herz hämmerte immer noch wie wild.
Einen Moment lag war sie desorientiert, wusste nicht, weshalb sie am ganzen Körper Schmerzen hatte. Sie hatte einen metallischen Geschmack im Mund und das vage Gefühl, dass etwas Furchtbares geschehen war. Einen langen Augenblick konnte sie sich nicht daran erinnern, was.
„Oh, gut. Du bist wach.“
Plötzlich tauchte übergroß das Gesicht ihrer Mutter vor ihr auf, unwillkürlich sog Claire scharf den Atem ein.
Zunächst wusste sie nicht, was so anders an ihrer Mutter war – und dann begriff sie. Zum ersten Mal, seit Claire denken konnte, trug ihre Mutter kein Make-up – nicht einmal Lippenstift, den sie sogar aufzulegen schien, wenn sie nur ins Badezimmer ging. Ruth sah eingefallen aus, die Augen rot umrandet und mit tiefen Schatten darunter.
„Die Kinder. Wo … sind sie?“ Ihre Kehle war rau, sie glaubte wieder das Kitzeln von Seegras in der Nase zu spüren. Eine Nasenkanüle, wie sie erkannte. Sie lag in einem Krankenhausbett, an Monitore, Maschinen und Sauerstoff angeschlossen.
„Den
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