Zauber der Hoffnung
Infusionskanüle, drückteein paar Knöpfe und lächelte dann wieder breit. „Aber selbstverständlich.“
Sie nahm einen großen, durchsichtigen Plastikbecher vom Rollwagen und hielt Claire den Strohhalm an die Lippen.
„Das hätte ich doch machen können“, meinte Ruth. „Du hättest nur zu fragen brauchen.“
Claire antwortete nichts, viel zu köstlich schmeckte das herrlich kalte Wasser.
„Im Augenblick fühlen Sie sich bestimmt schrecklich, oder?“ Die sanfte Besorgnis in Brookes Stimme rührte sie auf einmal zu Tränen.
Sie blinzelte sie weg, zuckte nur mit den Schultern. Sie hasste es, so hilflos zu sein. „Hatte schon bessere Tage.“
„Jetzt bekommen Sie noch ein Schmerzmittel. Über die Infusion.“
„Wann kann ich nach Hause?“
„Das muss Dr. Murray entscheiden. Doch ich schätze, es dauert noch mindestens ein paar Tage wegen der Kopfverletzung und der Operation.“
Claire blickte ihre Mutter überrascht an. „Nicht Jeff?“
„Du weißt, dass er dich nicht operieren durfte, weil ihr verheiratet wart. Aber er hat sich immer wieder mit Jim Murray abgesprochen.“
„Dr. Bradford sieht gerade nach einem anderen Patienten ein paar Zimmer weiter“, sagte Brooke. „Bestimmt kann er noch schnell bei Ihnen vorbeischauen, bevor er nach Hause geht.“ Brooke tippte gerade ein paar Notizen in den Computer neben dem Bett, da wurde die Tür aufgestoßen, und Jeff betrat das Zimmer. Sein Haar hatte seit einiger Zeit mindestens genauso viele blonde Strähnen wie das von Brooke, der Schnitt war jugendlich strubbelig und passte so gar nicht zu seinem grünen OP-Kittel und dem weißen Mantel.
Sie hätte schwören können, dass er sich irgendwann in den letzten Monaten Botox hatte spritzen lassen, aber er hätte sich wohl eher mit seinem eigenen Skalpell foltern lassen, als das zuzugeben.
„Hallo. Claire. Ruth. Brooke.“
Brooke schenkte ihm ihr freundliches Lächeln, doch Claires Mutter blühte geradezu auf, wie immer in Jeffs Nähe. Wie es schien, betrachtete sie die Scheidung ihrer Tochter als die größte Tragödie ihres Lebens, schlimmer noch als das skandalöse Ende ihrer eigenen Ehe.
Jeff beachtete sie kaum, griff stattdessen nach Claires Krankenbericht. Als er ihn mit seinen kräftigen Finger, die sie einmal so geliebt hatte, durchblätterte, seufzte Claire auf. Sie wusste nicht, was im Moment schwerer auf ihr lastete: die Gipsverbände oder ihr eigenes Versagen.
Trotzdem war sie froh, nicht mehr mit ihm verheiratet zu sein, und zwar aus genau diesem Grund: Sie war für ihn mehr oder weniger unsichtbar geworden.
„Du hast mich nicht operiert.“
Er sah auf. „Ich habe assistiert. Jim Murray war dein Chirurg. Er ist ein guter Mann. Ich habe gerade seinen Bericht gelesen.“
Die beiden arbeiteten in derselben Praxis. Claire versuchte, sich an den Mann zu erinnern. Er war etwas kleiner als Jeff, hatte einen stahlgrauen Schnurrbart und freundliche Augen.
Plötzlich meldete sich der Piepser, den die Krankenschwester um den Nacken trug. Sie warf einen Blick darauf und wandte sich dann zu Jeff um. „Wenn Sie mich hier nicht brauchen, Dr. Bradford, dann muss ich mich jetzt um einen anderen Patienten kümmern.“
„Danke“, sagte er. Nachdem sie gegangen war, griff er nach Claires gebrochenem Arm, hob ihn an und bewegte ihre Finger. Dafür, dass er gar nicht ihr behandelnder Arzt war, führte er sich ganz schön auf.
„Wie geht es den Kindern?“, fragte sie, während er seine Aufmerksamkeit auf ihren Knöchel richtete.
„Ganz gut. Ich habe gerade mit Holly telefoniert, sie sagte, dass die beiden sich den ganzen Nachmittag ausgeruht haben, selbst Owen. Sie macht Popcorn, und wenn ich nach Hause komme, wollen wir uns alle zusammen einen Film anschauen.“
Claire verspürte schon wieder dieses absurde Bedürfnis loszuweinen. Noch nie hatte sie sich so sehr gewünscht, in ihrem gemütlichen Wohnzimmer auf der Couch zu liegen, an ihre Kinder gekuschelt, Popcorn zu essen und einen blöden Film zu sehen.
„Mach dir keine Sorgen um die beiden“, sagte Jeff mit seiner strengen Hör-auf-mich-ich-bin-Arzt-Stimme. „Du solltest dich jetzt ganz auf dich konzentrieren.“
Leider wusste sie nicht, wie das ging, und hatte es vermutlich nie gewusst.
„Das Auto. Das uns entgegengekommen ist. Hat die Polizei den Fahrer gefunden?“
Ruth und Jeff tauschten einen Blick, und Claire glaubte zu erkennen, wie ihre Mutter leicht den Kopf schüttelte. „Mach dir darüber jetzt keine Gedanken“,
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