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Zauber der Hoffnung

Zauber der Hoffnung

Titel: Zauber der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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jedem sofort ins Auge stach? Er seufzte. Alles, was er wusste, war, dass er in Claire Tatum schon als dummer kleiner Junge verschossen gewesen war, in die beste Freundin seiner älteren Schwester.
    Anfangs war Claire für ihn auch so etwas wie eine Schwester gewesen, die ihn herumkommandierte und ihm ständig auf die Nerven fiel. Wann genau sich das änderte, konnte er nicht sagen, aber er erinnerte sich noch, wann er sie zum ersten Mal als Frau wahrgenommen hatte.
    Er war dreizehn gewesen, und sie hatte wie so oft bei seiner Schwester übernachtet, um ihrem eigenen deprimierenden Leben zu Hause zu entfliehen. Er war mitten in der Nacht aufgestanden, weil er auf die Toilette musste. Claire kam in derselben Sekunde heraus, sie trug dünne Shorts und ein Tanktop ohne BH. Es war ein kühler Abend, und er konnte die dunklen Umrisse ihrer Brustwarzen unter dem fast durchsichtigen Stoff erkennen.
    Schläfrig hatte sie ihn angelächelt, ehe sie über den Flur zurück in Alex’ Zimmer verschwunden war. Deutlich sah er vor sich, wie er nur dagestanden hatte, viel länger als nötig, mit trockenem Mund. Sein Körper hatte reagiert wie … nun, wie der Körper eines Dreizehnjährigen nun einmal reagierte.
    So hatte seine sexuell höchst aufgeladene, aber doch eher enthaltsame Pubertät begonnen. Dieser Moment, an den er öfter gedacht hatte, als gut für ihn gewesen war.
    Genau genommen stellte dies vermutlich bis heute den erotischsten Moment seines Lebens dar.
    Er streckte sich ein wenig aus und blickte auf die Uhr. Zwei. Er hatte drei Stunden lang in Claire Bradfords Sessel geschlafen – länger, als es ihm jemals in den letzten zwei Wochen gelungen war.
    Der Unfall. Ein Schauer fuhr über seinen Rücken und verjagte auch noch den letzten schönen Gedanken. Sofort stach wieder der vertraute Schmerz mitten in sein Herz.
    Layla.
    Ach Layla.
    Er schloss die Augen und sah wieder Maura vor sich. Er fuhr täglich bei ihr vorbei, immer in der Hoffnung, dass sich etwas geändert hatte, doch seine fröhliche, glückliche Schwester war verschwunden. Sie war in den letzten beiden Wochen gealtert, ihre Haut wirkte blass und trocken, ihre Züge waren angespannt und bitter.
    Sie behauptete, ihm keine Vorwürfe zu machen. Erst gestern hatte sie ihre Hände an sein Gesicht gelegt. „Es war nicht dein Fehler, Ri. Wage ja nicht, das zu denken. Du hast nur deine Arbeit getan.“
    Sein Verstand sagte ihm, dass sie recht hatte, dadurch wurden seine Schuldgefühle allerdings nicht kleiner.
    Er hatte wirklich hässliche Dinge in seiner Zeit als Undercoveragent erlebt, Dinge, die ihn in seinen Träumen noch immer verfolgten. Aber in mehr als zehn Jahren in diesem Job hatte ihn nichts so getroffen wie dieser Unfall, bei dem das Kind seiner Schwester getötet worden war.
    Die Kälte kroch noch tiefer in seine Knochen, und er schaute zum Kamin in die ersterbende Glut. Der Wind hatte irgendwann in der Nacht nachgelassen, aber er konnte noch immer das sanfte Prasseln des Regens hören.
    Mit einem schnellen Blick auf Claire versicherte er sich, dass sie noch immer tief und fest schlief. Leise stand er auf und ging – gefolgt von ihrem komisch aussehenden Hund – zum Kamin. Irgendjemand – vielleicht dieser Idiot Bradford? – hatte einen Stapel Holz aufgeschichtet. Er stocherte einen Moment mit dem Schürhaken durch die Asche, bis sie rot aufglühte, und warf dann einen Holzblock darauf. Es knisterte einen Moment, bevor er Feuer fing. Riley starrte in die Flammen, da hörte er ein Geräusch hinter sich.
    Als er sich umdrehte, hatte Claire sich aufgesetzt und streckte ihre gesunde Hand nach der Lampe aus. Ihr Haar war zerzaust, ihre Wange vom Kissen zerknittert, dennoch sah sie immernoch wunderschön und vor allem viel erotischer als damals mit sechzehn aus.
    Und sein Körper zeigte – wenig überraschend – dieselbe Reaktion wie damals in seinem Elternhaus.
    „Wie spät ist es?“ Ihre Stimme klang heiser, was in dieser Hinsicht auch nicht gerade hilfreich war.
    „Kurz nach zwei. Du hättest mich nicht schlafen lassen dürfen.“
    Gähnend massierte sie sich den Arm oberhalb des Gipses. „Du hast so müde ausgesehen. Ich dachte, ein paar Minuten Ruhe würden dir guttun.“
    „Ein paar Minuten, ja. Doch das war vor drei Stunden.“
    Sie lächelte ihn reumütig an. „Ich fürchte, ich bin auch eingenickt. Tut mir leid. Hast du Nackenschmerzen wegen des Sessels?“
    „Nein. Offen gestanden, habe ich besser geschlafen als … irgendwann in

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