Zauber der Hoffnung
letzter Zeit.“
Voller Mitgefühl betrachtete sie ihn, etwas, was er nicht wollte, deshalb entschied er sich, sie zu schockieren. „Ich muss allerdings zugeben, dass ich als Vierzehnjähriger in meinen Tagträumen etwas ganz anderes mit dir im Sinn hatte.“
Vor Verblüffung stand ihr der Mund offen, im gedämpften Licht der Lampe und des Feuers konnte er erkennen, wie ein hübsches Rot in ihre Wangen kroch. „Das ist nicht wahr.“ „Ach Claire, Liebes, und ob das wahr ist. Ich hatte eine Menge heiße Fantasien über dich. Ein vierzehnjähriger Junge hat leider meist eine ganz schön lebhafte Vorstellungskraft.“
Noch immer schien sie ihm nicht zu glauben. „Warum, in aller Welt, hättest du auch nur eine Sekunde lang von mir träumen sollen? Ich war doch nur die Freundin deiner älteren Schwester. Und du hast uns immer ignoriert, wenn du dir nicht gerade wieder einen neuen Streich ausgedacht hast.“
So wie idiotische Jungs es schon seit Jahrhunderten machten, war es ihm dabei immer nur um Claires Aufmerksamkeit gegangen. Vermutlich hatte er sich von Anfang an zu ihr hingezogengefühlt, sogar schon, bevor er sie als weibliches Wesen betrachtet hatte.
Trotz allem, was in den letzten Wochen geschehen war, musste er angesichts ihrer Überraschung lächeln. Wahrscheinlich hatte sie nicht die geringste Ahnung, dass sie nicht nur für ihn, sondern für einen ganzen Haufen pubertierender Jünglinge in Hope’s Crossing ein Objekt der Begierde gewesen war.
„Du brichst mir das Herz, Claire. Ich war schon in dich verknallt, ehe ich alt genug war zu kapieren, dass man von Mädchen nicht wirklich die Krätze kriegt. Ich hatte all diese wirklich tollen Fantasien über uns … dass du irgendwann mit sexy zerzaustem Haar zu mir kommst – Schmollmund und dunkel geschminkte Augen wie in einem Bon-Jovi-Video, du weißt schon – und mir erklärst, dass du genauso auf mich stehst wie ich auf dich. Und jetzt sagst du mir im Grunde, dass du niemals auf diese Weise an mich gedacht hast. Das ist hart.“
Ihre Augen waren riesig, er wusste nicht, ob sie entsetzt oder erfreut war. Oder beides.
Sie öffnete den Mund, wollte etwas erwidern, aber kein Wort kam heraus, sie tat ihm fast schon leid.
„Ich mach doch nur Spaß, Claire. Oh, das mit den Fantasien stimmt, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, aber das alles ist lange her. Damals waren wir vollkommen andere Menschen.“
Er bemerkte, dass sie schwer schluckte und die Finger in die Decke krallte. Jetzt hatte er sie nervös gemacht.
„Ich sollte gehen und dich weiterschlafen lassen. Hatte sowieso nie vor, so lange zu bleiben. Soll ich vorher vielleicht mal kurz mit dem Hund rausgehen?“
Wieder schluckte sie, blickte von ihm zu dem Hund, dann aus dem Fenster in die regnerische Dunkelheit.
„Das wäre toll. Danke. Noch kann ich vieles leider nicht selbst tun. Verstehst du?“
Er hätte sie am liebsten zurück in ihr Kissen gedrückt, seine Hände in ihrem Haar vergraben und diesen herrlichen Mundgeküsst. „Kann’s mir ziemlich gut vorstellen“, entgegnete er trocken. „Komm schon, Chester.“
Riley konnte sich zwar nicht erklären, wie er das machte, aber der Hund wirkte trotz seiner angeborenen bekümmerten BassetGesichtszüge begeistert. Riley öffnete ihm die Küchentür, und Chester jagte hinaus in den Regen.
Riley wartete auf ihn und genoss die kühle, feuchte Luft. Er war nur froh, dass er am nächsten Tag freihatte, vielleicht konnte er endlich etwas Schlaf nachholen. Wobei er ziemlich sicher war, dass Claire ihn ab sofort wieder in seinen Träumen besuchen würde.
Was natürlich noch immer tausend Mal besser war als diese Albträume über seine Undercoverzeit oder den Unfall.
Während er wartete, betrachtete er im Verandalicht ihren Garten.
„Scheint, dass der Sturm ein paar Äste abgebrochen hat“, sagte er, nachdem er den Hund wieder hereingelassen und mit einem Handtuch, das neben der Tür hing, abgetrocknet hatte.
„Ach, verflixt“, murmelte sie.
Wer sagt heutzutage noch verflixt, überlegte er hingerissen.
Dieses kleine alberne Wort war wie eine Mahnung. Jeder, der verflixt sagte anstelle der Verwünschungen, die er üblicherweise ausstieß, war viel zu süß für jemanden wie ihn. Er hatte eine viel zu dunkle Seele, um eine Frau wie Claire Tatum Bradford zu verdienen.
„Ich schätze, so was passiert eben in einem Garten voller hundertjähriger Bäume. Können Macy und Owen die Äste wegräumen, wenn sie Sonntagabend aus Denver
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