Zauber der Hoffnung
Verrückte das Verandalicht an- und ausgeknipst hatte.
„Gut. Ich muss einfach noch ein paar Wochen durchhalten, bis ich einen Gehgips bekomme und diesen bescheuerten Bürostuhl endlich vergessen kann.“
„Toll.“ Alex war mit ihrer Sandwich-Kreation fertig, die sie locker in ihrem Restaurant hätte servieren können.
So war sie schon immer gewesen, selbst als kleines Mädchen. Claire lächelte bei dem Gedanken an all die Stunden, die sie gemeinsam in der McKnight-Küche verbracht hatten, um Brownies oder Popcornkugeln oder Kekse zu machen.
„Hast du heute schon nach Maura gesehen?“, erkundigte sich Claire und bemerkte, dass Rileys Miene versteinerte.
„Ich habe ihr gerade einen Korb mit Muffins vorbeigebracht.“
„Wie geht es ihr?“
„Schwer zu sagen. Sie ist wie ferngesteuert. Man könnte glauben, sie steht unter Medikamenten oder so, dabei weigert sie sich, irgendetwas zu nehmen. Sie meint, das würde nur ihr Hirn betäuben und den Schmerz hinauszögern.“
„Ist jemand bei ihr?“, fragte Riley. Claire hörte die Bitterkeit in seiner Stimme, sie sah, dass seine Kiefermuskeln zuckten.
„Sage. Gott sei Dank ist sie da.“
Arme Sage. Claire hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie bei aller Sorge um Maura überhaupt nicht an deren zweite Tochter gedacht hatte, die immerhin ihre einzige Schwester verloren hatte. Sage. Klug und witzig und ungewöhnlich hübsch. Sage wollte Architektin werden. Sie studierte gerade im zweiten Jahr in Boulder an der University of Colorado.
„Sie muss Montag wieder zurück“, erklärte Alex und setzte sich an den Tisch. „Übernächste Woche sind die Abschlussprüfungen.“
„Das wird hart für Maura, ganz allein im Haus zu sein.“ Es war auch für Claire anfangs schwierig gewesen, wenn Jeff die Kinder abholte und sie in dem großen Haus zurückblieb.
„Sage wollte die Uni hinschmeißen und zu Hause bleiben, weil sie sowieso schon zwei Wochen verpasst hat. Aber Maura will davon nichts hören. Und sie hat recht. Immerhin steht Sage kurz vor dem Abschluss, und es wäre dumm, ein ganzes Semester hinzuwerfen. Ich weiß nur nicht, wie Maura damit zurechtkommt, wenn Sage wieder weg ist. Ich schätze, Ma wird eine Weile bei ihr bleiben, falls sie damit einverstanden ist.“
Das bezweifelte Claire. Wie allen McKnight-Frauen war Maura ihre Unabhängigkeit wichtig, sie brauchte ihren Freiraum, selbst im größten Schmerz.
Rileys Gesichtsausdruck war während des Gesprächs immer verschlossener geworden. Jetzt stand er auf, stellte seinen Teller in die Spüle wie jemand, der von einem Haushalt voller Frauen gut erzogen worden war.
„Wahrscheinlich schließt die Deponie samstags früher“, sagteer mit rauer Stimme. „Ich fahr mal besser los, damit ich die Äste noch abliefern kann.“
Er nahm Handschuhe und Schutzbrille von der Küchentheke, bei der Bewegung spannte sich sein T-Shirt über seinen kräftigen Rückenmuskeln. Claire schluckte schwer und wandte schnell den Blick ab.
„Danke noch mal für …“ Deine Hilfe im Garten, dass du mich um den Verstand geküsst hast, dass ich mich begehrt gefühlt habe. „… alles.“
Er lächelte, dennoch konnte sie seine große Trauer deutlich in seinen grünen Augen sehen. „Gern geschehen. Danke für das Essen.“
Er zupfte leicht an Alex’ Haar. „Bis bald, Nervensäge.“ „Tschüss, Idiot.“
Claire schaute ihm nach, dann wandte sie sich wieder Alex zu, nur um festzustellen, dass ihre Freundin sie wieder mit diesem bohrenden Blick musterte.
„Okay, was ist hier los?“
Claire zwang sich, nicht zu erröten. „Was meinst du?“
„Hat Riley dich belästigt?“
„Belästigt? Nein, natürlich nicht. Er hat mir geholfen. Du hast doch die Äste auf seinem Pick-up gesehen. Er hat mindestens zwei Stunden in meinem Garten gearbeitet.“
„Und das war alles , was er getan hat?“
„Worauf willst du hinaus, Alexandra?“
„Keine Ahnung. Vielleicht spinne ich ja. Aber irgendwas kam mir komisch vor.“
„Okay, du spinnst. Hier ist nichts komisch.“
Alex wirkte nicht überzeugt, und Claire deutete mit ihrem Gips auf ihr Bein. „Schau mich mal an. Nicht besonders verführerisch.“
„So ein bisschen Gips würde Riley sicher nicht aufhalten. Du weißt doch, wie er ist.“
Claire runzelte die Stirn. Natürlich hatte sie in all den Jahren immer wieder mitbekommen, was Rileys Schwestern überseinen Frauenverschleiß behaupteten. Und auf einmal störte es sie. Mehr noch, es machte sie traurig.
„Warum
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