Zauber der Hoffnung
Und während sie Schicht um Schicht Tapeten entfernt, Wände gestrichen und die alten Holzböden abgeschliffen hatte, um für ihre Familie ein hübsches, warmes Zuhause zu schaffen, hatte sie überhaupt nicht mitbekommen, dass ihre Ehe in die Brüche ging.
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit das gewesen sein muss.“
„Ja, aber wie ich meinen Kindern immer sage, wenn sie sichüber ihre Hausaufgaben beschweren oder übers Aufräumen, schätzen wir das am meisten, wofür wir hart gearbeitet haben.“
„Das stimmt allerdings.“
Sie biss in ihr Sandwich. Es hätte mit ihrer berühmten Fünf-Gewürze-Mayonnaise so viel besser geschmeckt, allerdings konnte sie die Zutaten nicht oben vom Regal holen.
„Ist dir das Haus nach der Scheidung nicht zu viel geworden?“
„Frag mich im Herbst noch mal, wenn ich das Gemüse ernte – vorausgesetzt, ich schaffe es dieses Jahr, welches anzupflanzen – und die Blätter zusammenrechen und das Haus winterfest machen muss.“
„Also ist das ein Ja?“
„Meine Mutter hat mich gedrängt, das Haus zu verkaufen, nachdem … nun, nachdem Jeff ausgezogen war, aber ich konnte es einfach nicht nach all der Arbeit, die wir in die Renovierung gesteckt hatten. Ich wollte nicht alles verlieren, verstehst du?“
Die Worte waren ihr einfach so herausgerutscht, jetzt war es allerdings zu spät.
Riley kniff die Augen zusammen, seine Miene verdüsterte sich, und zugleich wirkte er ungeheuer sexy. „Ich sage es jetzt einfach frei heraus. Der Mann war ein Idiot, nicht zu kapieren, was er alles hatte.“
Er schaute sie so durchdringend an, dass sie ein Schauer überlief. Sie erwiderte den Blick, bis die Spannung fast unerträglich wurde.
Sie stellte ihr Wasserglas ab, fragte sich, ob ihr Gesicht wirklich so rot sein konnte, wie es sich anfühlte, und bemühte sich, freundlich zu lächeln. „Vielen Dank, Riley. Nett von dir, so was zu sagen.“
„Daran ist nichts nett, Claire.“
Seine Stimme klang heiser. Bevor sie etwas entgegnen oder sich bewegen oder irgendetwas tun konnte, streckte er die Hand nach ihr aus und strich mit dem Daumen zärtlich über ihr Kinn. Hitze jagte durch ihren Körper, pulsierend und lebendig, siewollte sich an ihn schmiegen, wie ihr alberner Hund es bei ihr immer tat, um nach weiteren Streicheleinheiten zu betteln.
„Claire“, flüsterte er sanft, und dann legte er die ganze Hand unter ihr Kinn, rückte näher an sie und küsste sie.
Seine Lippen fühlten sich hart und warm an und schmeckten nach frischer Luft. Herrlich und ein wenig wild. Er überstürzte nichts, bewegte seinen Mund kaum, und alles in ihr seufzte auf.
Sie hatte das Gefühl, als wäre sie jahrelang eingefroren gewesen, als hätte sie wie die Berge nur darauf gewartet, dass nach langen Tagen der Dunkelheit endlich die Sonne aufging. Die Augen geschlossen, genoss sie seinen Duft und seinen Geschmack, die Wärme seiner Finger, diese wundervolle, köstliche Hitze, die in ihr aufstieg.
Hör nicht auf, dachte sie. Oh bitte, hör nicht auf.
Sowie er leise aufstöhnte, beugte sie sich weiter vor, er griff in ihr Haar …
Undeutlich nahm sie ein unschönes Geräusch war, eine Haustür, die irgendwo ins Schloss fiel, und dann eine Stimme, die einfach nicht zu diesem herrlichen Moment gehörte, den sie gerade erlebte.
„Hey du“, hörte sie Alex aus dem Flur rufen. „Warum steht Rileys Pick-up mit Ästen vollgeladen vor deiner Tür?“
Sie erstarrte, wich schnell zurück, sah in seine lindgrünen – jetzt irgendwie verschleierten – Augen und griff mit zitternden Händen nach ihrem Sandwich.
Gerade noch rechtzeitig. Sekunden später erschien Alex in der Küche. „Hey. Hier seid ihr.“
„Richtig. Ähm. Hier sind wir. Hi.“
Chester, der Rileys Schwester heiß und innig liebte, sprang auf und eilte zu ihr hinüber, um sich seine Streicheleinheiten bei ihr abzuholen. Während Alex ihn eingehend kraulte, ließ sie ihren Blick zwischen Claire und Riley hin und her wandern.
Claire kannte ihre beste Freundin zu gut, sodass sie nicht erschrocken zusammenzuckte, als diese die Augen zusammenkniff. Was genau sah sie? Waren ihre Lippen geschwollen? Ihr Haar zerzaust? Sie hätte gerne mit einer Hand ihre Frisur wieder gerichtet, allerdings konnte sie das schlecht tun, denn Alex musterte sie derart prüfend, wie sie es immer mit dem Gemüse auf dem Wochenmarkt machte.
Zitternd holte Claire Luft, doch aus irgendeinem Grund entschied Alex sich dafür, nichts zu sagen.
„Hey,
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