Zauber der Hoffnung
tust du das?“
„Was tue ich?“, fragte Alex mit vollem Mund.
„Du lässt ihn immer dastehen wie einen Schuljungen mit einer Schublade voller Kondome. Er ist inzwischen ein erfolgreicher Polizist. Vielleicht solltest du daran ab und zu mal denken und ihm etwas mehr Respekt zeigen.“
Alex blinzelte. „O…kay“, presste sie hervor.
„Ich meine, was ist denn schon der Unterschied zwischen euch beiden? Du bist fünfunddreißig und warst in deinem ganzen Leben mit keinem Mann länger als zwei Wochen zusammen. Du hast genau dieselben Schwierigkeiten, dich zu binden, wie er. In deinem Fall ist es in Ordnung. Riley allerdings ist gleich ein Schweinehund.“
„Willst du damit andeuten, dass ich eine Schweinehündin bin, Claire? Denn darüber können wir gern diskutieren, wenn du das willst.“
Obwohl Alex’ Stimme ruhig klang, konnte Claire die Wut in ihren Augen erkennen. Das brachte sie wieder zur Vernunft. Warum hatte sie das überhaupt gesagt? Alex war ihre beste Freundin. Sie liebte sie wie eine eigene Schwester.
„Entschuldige. Du weißt, dass ich nichts Schlechtes über dich denke, Süße. Aber Riley …“ Sie hielt inne. „Er ist am Boden zerstört wegen des Unfalls und dem, was passiert ist. Layla und Taryn und … alles. Lass ihn in Ruhe, okay?“
„Schön“, erwiderte Alex nach einem Moment. „Und um dir zu beweisen, was für eine nette, liebende Schwester ich bin – nicht zu vergessen gute Freundin –, werde ich dich nicht einmal fragen, warum du ihn plötzlich derart verteidigst.“
Claire war sich nicht sicher, ob sie die Frage überhaupt hätte beantworten können, auch wenn Alex nicht so großmütig gewesen wäre.
„Jetzt, wo wir das geklärt haben, sag mir die Wahrheit: Wie geht es dir wirklich?“
Seit Rileys Erscheinen vor zwei Stunden hatte Claire nicht mehr an ihre Schmerzen gedacht.
„Zumindest fühle ich mich nicht mehr so, als ob mich eine Pistenraupe einen ganzen Skihang hinuntergezerrt hätte.“
„Das ist doch schon mal was.“
„Jetzt kann ich es nicht mehr abwarten, wieder im Laden zu sein. Es gefällt mir gar nicht, die ganze Arbeit auf Evie abzuwälzen.“
„Sie kriegt das gut hin.“ Alex stand auf und trug ihren Teller zur Spüle, so wie ihr Bruder zuvor. Allerdings setzte sie noch einen drauf und begann, die Spülmaschine auszuräumen.
„Ich habe heute Morgen mit Katherine gesprochen“, sagte Claire.
„Ich habe schon ein paar Tage nicht mehr mit ihr geredet. Was gibt es Neues?“
„Taryn wird künstlich ernährt.“
„Mann, das ist wirklich schrecklich.“ Für Alex, der gutes Essen alles bedeutete, musste die Vorstellung, durch einen Schlauch in der Nase Nahrung zugeführt zu bekommen, besonders schlimm sein.
„Sie sind auf der Suche nach einer Reha-Klinik. Die Ärzte meinen, sie könne noch eine Woche im Krankenhaus bleiben, doch wenn sie bis dahin nicht aus dem Koma erwacht ist, wird sie verlegt.“
So viel Trauer. Sie konnte es fast nicht aushalten. Sie musste irgendetwas tun, um ihren Freundinnen den Schmerz ein wenig zu erleichtern, aber sie wusste einfach nicht, was. Das Übliche – Mahlzeiten kochen oder Grußkarten schreiben – reichte einfach nicht aus. Sie musste mehr tun.
„Genug davon“, bestimmte Alex mit fester Stimme und schloss die Tür der jetzt leeren Spülmaschine. „Lass uns was Schönes machen. Ich muss erst um fünf im Restaurant sein, also bleib ich bis dahin bei dir.“
„Ich brauche keinen Babysitter.“
Alex zog eine Augenbraue hoch. „Wer hat denn mit dir gesprochen? Ich bin hier, weil ich Chester besuchen wollte.“
Als er seinen Namen hörte, hob Chester den Kopf und warf Alex den glücklichsten Blick zu, den er mit seinen herabhängenden Augen zustande brachte.
„Sehr gut, du prächtiger Schmuseaffe. Du bist so ein guter Junge. Ja, das bist du.“ Chester erhob sich ergeben, trottete zu Alex und drückte sich an ihr Bein. „Chester und ich kuscheln uns zusammen und schauen uns Charade an, stimmt’s?“
Er leckte ihre Hand, sein Schwanz rotierte so aufgeregt, dass man damit hätte Butter schlagen können.
Alex grinste den Hund an, dann sah sie zu Claire auf. „Ich schätze, du könntest dich uns anschließen.“
„Besten Dank“, entgegnete Claire trocken.
„Der perfekte Nachmittag, oder? Wir bewundern Audrey Hepburn und ihre Hüte und schmachten den wunderbaren Cary Grant an.“
Das klang wirklich perfekt, wie Claire zugeben musste. Besser wäre höchstens gewesen, Riley noch etwas länger
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