Zauber der Hoffnung
zu küssen.
9. KAPITEL
E r ging Claire in der darauffolgenden Woche nicht etwa aus dem Weg, er war einfach nur sehr beschäftigt. Zumindest redete Riley sich das ein, während der ungewöhnlich kalte und nasse Mai voranschritt. Noch immer versuchte er sich an seine neue Rolle als Polizeichef einer Kleinstadt zu gewöhnen, was sich durch die scharfe Kritik von J. D. Nyman und ein paar anderen Männern nicht gerade einfacher gestaltete.
Er hatte viel für die Gerichtsverhandlung wegen der Einbruchsserie vorzubereiten – Formulare ausfüllen, die anderen beteiligten Teenager befragen, eine Bestandsaufnahme des sichergestellten Diebesguts erstellen, damit die Stücke an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden konnten. Und das war noch längst nicht alles auf seiner Aufgabenliste.
Dazu kam eine halbherzige Messerstecherei im Dirty Dog zwischen idiotischen betrunkenen Urlaubern, ein Diebstahl im Supermarkt und ein Fall von häuslicher Gewalt. Da blieb wirklich nicht viel Zeit, sich um sein Privatleben zu kümmern.
Und beinahe glaubte er es auch, wenn da nicht diese nervige kleine Stimme in seinem Kopf gewesen wäre, die ihm ständig die Wahrheit einflüsterte.
Denn tief im Herzen wusste er, dass er tatsächlich einen großen Bogen um Claire machte. Dieser Kuss hatte ihn vollkommen aus der Bahn geworfen, und er hatte keine Ahnung, was er davon halten sollte.
Claire war anders als die Frauen, mit denen er sich sonst verabredete. Sie war sanft und hübsch und häuslich, eben die Art Frau, die Monate damit verbrachte, ein heruntergekommenes altes Haus für ihre Familie zu renovieren. Sie war der Typ für flauschige Quilts und warme Plätzchen und bunte Blumenkörbe auf der Verandatreppe.
Also alles, wovon er damals mit wehenden Fahnen geflohen war.
Als er am Donnerstagabend nach der Arbeit auf dem Heimweg war, fast eine Woche nachdem er das Aufflackern ihrer Verandabeleuchtung gesehen hatte, dachte er über all die guten Gründe nach, warum er sein Bedürfnis, bei Claire vorbeizuschauen, ignorieren musste. Im Grunde war es dieselbe Litanei, die er sich seit diesem umwerfenden Kuss immer wieder vorbetete.
So unglaublich diese Erfahrung für ihn gewesen war, sie durfte sich nicht wiederholen.
Claire und er waren vollkommen unterschiedlich. Seine Beziehungen waren immer locker und von kurzer Dauer, mit Frauen, die genau dasselbe wollten wie er. Sicher hatte das damit zu tun, dass sein Vater James seine Familie verlassen hatte, als Riley vierzehn war. Während er zusehen musste, wie für seine Mutter die Welt unterging, hatte er sich geschworen, niemals selbst in die Situation zu kommen, dass ein Mensch eine derartige Macht über ihn besaß. Und niemals einem anderen einen solchen Schmerz zuzufügen.
Einmal hätte er fast geheiratet. Da war er gerade mal siebzehn gewesen, und seine Freundin hatte ihm erzählt, dass sie schwanger war. Die Ehe wäre eine Katastrophe geworden, das war ihm jetzt klar. Die Fehlgeburt, die seine Freundin im zweiten Monat erlitten hatte, war damals eine Tragödie für ihn gewesen, doch im Nachhinein ein Segen.
Riley glaubte einfach nicht, dass er für ein solches Leben geschaffen war. Und die Eheprobleme seiner Schwestern hatten ihn in seiner Überzeugung nur noch bestätigt. Locker und lustig und ohne Tiefgang, das war seine Art, dann endete auch niemand mit einem gebrochenen Herzen.
Claire war ganz anders. Sie brauchte einen Mann, der bei ihr blieb. Und weil Riley nicht dieser Mann war – und zugleich keine Sekunde in ihrer Nähe verbringen konnte, ohne genau dieser Mann sein zu wollen –, war es besser, sich fernzuhalten.
Das sagte er sich also auf seinem Heimweg, während er ein Kind mit Gipsarm Fahrrad fahren sah, ohne den Pfützen auf der Straße auszuweichen.
Er musste lächeln, sowie er Owen Bradford unter dem blauen Helm erkannte. Schön zu sehen, dass ein gebrochener Arm ihn nicht davon abhielt, Spaß zu haben. Riley hatte früher selbst viele Stunden damit verbracht, das Wasser in den Pfützen möglichst hoch aufspritzen zu lassen.
Er winkte, hupte kurz beim Vorbeifahren und sah, wie Owen ihn angrinste. Er hob den eingegipsten Arm, um zurückzuwinken, kam ins Schwanken, sein Vorderrad versank in einer Pfütze, die sich als tiefes Schlagloch herausstellte. Owen baute einen ziemlich spektakulären Sturz über seinen Lenker.
Verdammter Mist . Riley trat aufs Bremspedal und hielt am Straßenrand. Als er Owen erreichte, hockte der Junge neben seinem Fahrrad und
Weitere Kostenlose Bücher