Zauber der Hoffnung
ersten Mal in ihrem Leben war Claire dankbar, dass sie so viel zu tun hatte. Mit all den Dingen in ihrem Leben zu jonglieren ließ kaum Platz für irgendetwas anderes.
Da waren die Eltern-Lehrer-Konferenz zum Schulende, die Arzttermine, String Fever und der rasend schnell näher rückende Nachbarschaftstag, und erst spätabends, wenn sie todmüde ins Bett fiel, hatte sie Zeit, über Riley nachzudenken. Dann lag sie unter dem Quilt, den ihre Großmutter genäht hatte, als Claire ein Kind gewesen war, und hatte das Gefühl, etwas Besonderes verloren zu haben.
Die restliche Zeit war sie viel zu beschäftigt, so wie jetzt. Nur noch zwei Wochen blieben bis zum Giving-Hope-Day, und Claire musste noch die äußerst komplizierte Halskette fertigstellen, die sie extra für die Auktion entworfen hatte.
Im Augenblick befanden sich zwei Kundinnen im Laden, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Janie Hamilton war eine dralle, hübsche, aber müde aussehende Frau, die vor Kurzem erst nach Hope’s Crossing gezogen war. Sie saß an dem Werktisch und bastelte bunte Ohrringe aus Draht und Lampwork-Perlen, während die schlanke und elegante Sarah Colville, die regelmäßig den Sommer hier verbrachte, gerade auf der Suche nach Inspiration einige Zeitschriften durchblätterte.
„Danke, dass ich Ihr Werkzeug benutzen darf.“ Janie lächelte vorsichtig. „Bei meinem Umzug habe ich meine Werkzeugkiste irgendwie verloren, und bisher hatte ich noch keine Zeit, eine neue zu kaufen. Die Werkzeuge waren wirklich gut, und ich kaufe nur ungern auf die Schnelle irgendetwas Billiges.“
„Das ist überhaupt kein Problem. Ich freue mich über Ihre Gesellschaft. Haben Sie und Ihre Kinder sich bereits gut eingelebt?“
„Ja, danke. Alle sind sehr freundlich zu uns.“
Claire hatte von Ruth erfahren, dass Janie Witwe und hierhergezogen war, um näher bei ihrer Mutter und ihrer Tante zu wohnen. So kurz vor Schuljahresende umzuziehen erschien Claire allerdings merkwürdig, doch sie wollte nicht neugierig sein.
„Wenn ich fragen darf, woran arbeiten Sie gerade?“, fragte Janie. „Sieht so aus, als würde das etwas ganz Besonderes werden. Dieses große Herz hier ist toll. Ist das aus Rosenquarz?“ Claire schloss einen Bindering mit der Zange. „Ja. Den hat eine Freundin nicht weit von hier gefunden.“
„Das ist ein toller Anhänger für die Kette.“
„Danke. Ich hoffe, dass ich bald damit fertig werde. Leider bin ich im Moment nicht in Höchstform. Jedenfalls mache ich diese Halskette für den Benefiz-Tag.“
In das Schmuckstück wollte sie verschiedene Edel- und Halbedelsteine einarbeiten, die alle in den Rocky Mountains gefunden worden waren. Dazu wollte sie verschiedene Knüpftechniken verwenden, die ihr im Moment allerdings schwerfielen.
„Kann mir vorstellen, dass das mit dem Gips nicht leicht ist.“ Claire lächelte. „Stimmt, aber ich werde mich da irgendwie durchkämpfen. Ich hoffe, dass das Stück bei der Auktion einen guten Preis erzielt. Das Geld fließt dann in einen StipendiumFonds.“
„Lassen Sie mich mal einen Blick darauf werfen“, bat Sarah, die an den Tisch getreten war, und auf einmal hätte Claire das Schmuckstück am liebsten versteckt. Sarah war eine richtige Künstlerin, im wahrsten Sinne des Wortes, eine bekannte Malerin, die mit ihrem Mann ein Ferienhaus in Hope’s Crossing besaß. Die Winter verbrachten sie lieber in ihrem Haus in Tucson, doch im Sommer bevorzugten sie die kühleren Berge.
Sie war eine von Claires Lieblingskundinnen, und sie freute sich immer, wenn Sarah den Laden betrat. Nur eben heute nicht, wo sie so hart mit dieser Halskette zu kämpfen hatte.
„Ist noch lange nicht fertig“, sagte sie.
„Ach, seien Sie nicht so bescheiden. Sie wissen doch, dass die Kette einfach spektakulär aussehen wird, ganz besonders derKontrast zwischen diesem Aquamarin und dem Topas. Wie wäre es, wenn ich sie Ihnen einfach sofort abkaufe? Dann kann ich es mir ersparen, bei der Auktion mitzubieten.“
„Aber wo bleibt denn dann der Spaß?“
„Ich merke schon, Sie werden es mir nicht leicht machen, oder?“
„Ich muss doch etwas zu der Auktion beisteuern. Schließlich organisiere ich die ganze Angelegenheit.“
„Von der Auktion habe ich noch gar nichts mitbekommen“, erklärte Janie. „Wann findet sie statt?“
„Morgen in zwei Wochen. Wir planen einen ganzen Nachbarschaftstag, wo die Leute sich gegenseitig helfen sollen. Im Gedenken an ein Mädchen, das letzten Monat bei
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