Zauber der Hoffnung
in den herrlich warmen und sonnigen Mainachmittag.
Bis auf die schneebedeckten Berggipfel war nun alles grün. Inwenigen Wochen ging das Schuljahr zu Ende. Ihre Kinder hatten jede Menge Pläne von Basketballtraining über Tennisstunden bis zu einem Campingausflug. Außerdem würde ihr Halbbruder in ein paar Monaten zur Welt kommen … der Sommer würde also genauso hektisch werden wie die letzten Wochen.
Claire kam an dem Fahrradladen vorbei, dann an dem Geschäft mit dem blinkenden Weihnachtsschmuck, den die Touristen zu jeder Jahreszeit stürmten, überquerte den Zebrastreifen und steuerte auf die Buchhandlung zu. Hoffentlich würde das Wetter am Giving-Hope-Day genauso schön werden. Sie schaute in den weiten blauen Himmel mit nur wenigen weißen Wolken …
Uff. Sie war so damit beschäftigt gewesen, in den Himmel zu starren, dass sie blindlings gegen etwas Großes, Hartes gelaufen war. Als starke Arme sie umfingen, damit sie nicht hinfiel, schnappte sie nach Luft.
„Entschuldige, Claire. Mein Fehler. Alles in Ordnung?“
Riley. In ihrem Bauch begann es zu kribbeln, sie blickte auf. Tja. Er war so umwerfend wie immer. Sie hatte ihn seit diesem einen Abend nicht mehr aus der Nähe gesehen. Zwar war er ein paar Mal an ihrem Haus vorbeigefahren, während sie gerade mit den Kindern im Garten spielte, hatte allerdings nicht angehalten.
Irgendwie hatte sie fast vergessen, wie grün seine Augen waren, wie ausgeprägt sein Kinn. Er trug ein braunes Jackett und ein hellblaues Hemd ohne Krawatte, die Dienstmarke baumelte an der Jackentasche, und sie hatte das verrückte Bedürfnis, sich einen Moment an seine Brust zu schmiegen. Oder hundert Momente.
Sein Blick war dunkel vor Besorgnis, er sah so aus, als ob er nur darauf wartete, sein Handy aus der Tasche zu zerren und den Notarzt zu rufen.
„Mir geht es gut“, versicherte sie ihm, und ihre Wangen glühten. Warum stand sie bei jedem Zusammentreffen mit ihm eigentlich wie eine Idiotin da? „Ich hätte aufpassen sollen, wohinich gehe, doch ich war einfach … Es ist so ein schöner Tag, und ich bin den ganzen Morgen noch nicht draußen gewesen. Ich fürchte, ich war ein wenig abgelenkt.“
„Ich auch. Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“
„Ja. Ganz fantastisch.“
„Du siehst gut aus. Keine Krücken mehr, wie ich sehe.“
Sie hob ihren Fuß. „Laufgips. Wir befinden uns im Endspurt, wie der gute Dr. Murray meint. In ein paar Wochen soll ich den Gips am Arm loswerden und ein oder zwei Wochen später auch den hier.“
„Wie geht es dir?“
Sie dachte an die zärtlichen Küsse, an die Leidenschaft und Magie zwischen ihnen und konnte es nicht fassen, dass dies alles nun auf langweiligen Smalltalk reduziert sein sollte.
„Besser als erwartet.“
„Das ist toll. Gefällt mir.“ Er deutete auf ihren mit Strass beklebten Stock.
„Holly und Macy haben mich damit letzte Woche überrascht. Mit so was scheinen die ganzen todschicken Stockträger heutzutage rumzulaufen.“
Noch vor ein paar Tagen hatte sie den Stock als trendig und witzig empfunden, aber jetzt kam sie sich alt und gebrechlich vor, verglichen mit Riley, der vor Kraft geradezu strotzte.
„Und wie geht es dir?“
„Ich bin noch hier.“ Er ließ die Worte wie einen Witz klingen, dennoch wusste sie, dass die letzten Wochen für ihn nicht leicht gewesen sein konnten. Sie hatte gehört, dass J. D. Nyman Unterschriften sammelte, um die Stadtverwaltung dazu zu bringen, Riley aus dem Amt zu entlassen. Noch war sie nicht darauf angesprochen worden, aber derjenige, der sie um eine Unterschrift bitten würde, tat ihr jetzt schon leid.
Einen Moment lang standen sie einfach nur da, unbehaglich. Wie schrecklich, dass es so weit hatte kommen müssen.
„Ich bin zum Mittagessen verabredet“, sagte er endlich. „Sonst hätte ich dich zu einem Sandwich drüben im Café eingeladen.“
„Das ist nett, aber ich bin sowieso gerade auf dem Weg in die Buchhandlung, um meine Mom zu treffen.“
„Dann vielleicht ein anderes Mal.“ Nach kurzem Zögern beugte er sich vor, küsste sie auf die Wange und eilte davon.
Sie atmete tief durch, dann humpelte sie die letzten paar Meter bis zum Dog-Eared Books & Brew . Dabei fragte sie sich, wie es möglich war, dass dieses kurze Zusammentreffen mit Riley ihr die ganze gute Laune verdorben hatte. Seufzend setzte sie ein Lächeln auf und öffnete die Ladentür.
Ihre Mutter kassierte gerade bei einem Kunden, den Claire nicht kannte und der einen großen
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