Zauber der Hoffnung
gezahlt. Sie bekam Gänsehaut am ganzen Körper. „Sarah, ich kann das nicht glauben. Vielen Dank, doch das ist viel zu viel.“
„Es ist nur zu viel, wenn ich sage, es ist zu viel. Ich möchte das gerne tun. Ich fühle von ganzem Herzen mit Maura. Sie war immer so freundlich zu uns, wenn wir in ihrer Buchhandlung einen Kaffee getrunken haben. Das ist keine große Sache, aber wenn ich mithelfen kann, ihren Schmerz ein klein wenig zu lindern, dann möchte ich das machen.“
Maura war in ganz Hope’s Crossing unglaublich beliebt. DogEared Books & Brew war in der Stadt genauso eine Institution wie das Center of Hope Café . Als Claire und Alex Anfang der Woche Maura besucht hatten, mussten sie bestürzt feststellen, wie sehr Maura sich verändert hatte. Jeder, der Maura kannteund mochte, hoffte, dass dieser Nachbarschaftstag ihr wieder ein wenig Hoffnung schenkte.
„Ich warne Sie“, fuhr Sarah fort. „Auf keinen Fall werde ich Blätter zusammenfegen oder Spielgeräte aufbauen oder irgendeine alte Scheune streichen. Ein Bild ist alles, was Sie von mir bekommen. Doch das ist auch etwas.“
Impulsiv schlang Claire die Arme um Sarahs dünne Schultern, die einen Moment überrascht zögerte und dann die Umarmung kurz erwiderte.
„Ich gehe jetzt besser. Ich habe Walter versprochen, ihm zum Mittagessen diese klebrigen Käse-Makkaroni aus dem Café mitzubringen. Wenn ich mich nicht beeile, wird er wie ein hungriger Grizzly durchs ganze Haus stapfen, Küchenschränke aufreißen und den Kühlschrank auseinandernehmen.“
„Das wollen wir natürlich keinesfalls.“
„Ich kaufe diese Zeitschrift. Wahrscheinlich werde ich dieses Armband hier für meine Enkelin zum Geburtstag herstellen. Haben Sie dafür das nötige Zubehör?“
Claire las sich kurz die Liste durch, dann nickte sie. „Ja. Ich habe noch eine weitere Ausgabe hier, also werde ich schon mal alles für Sie zusammenstellen. Dann können Sie die Sachen einfach abholen, wenn Sie wieder vorbeischauen.“
„Genau das ist der Grund, warum ich nur bei Ihnen einkaufe. Das und Chester selbstverständlich.“
Als er seinen Namen hörte, schlug der Faulpelz mit seinem Schwanz auf den kleinen Teppich, auf dem er lag. Claire lächelte sie beide an, dann kassierte sie das Geld für die Zeitschrift.
Als Sarah aufgebrochen war, ließ sie Chester durch die Hintertür in den Garten. Kaum saß sie erneut an dem Werktisch, da gab ihr Handy ein leises Windspiel-Geräusch von sich. Sie brauchte einen Moment, bis sie sich daran erinnerte, dass sie den Klingelton ihrer Mutter in etwas Freundlicheres als eine schrillende Sirene geändert hatte. Das betrachtete sie als Fortschritt. „Hi, Mom. Wie geht es dir?“
„Gut. Bist du beschäftigt?“
Claire dachte an all die Anrufe, die sie heute noch für den Nachbarschaftstag erledigen musste, an die Bestellung der venezianischen Glasperlen, die sie schon seit einer Woche vor sich herschob, und an die Arbeit an der Halskette, die nur furchtbar langsam voranschritt.
„Geht so. Was ist los?“
„Könntest du den Laden vielleicht für eine halbe Stunde schließen und in die Buchhandlung kommen? Ich wollte eigentlich nach dem Mittagsansturm zu dir, aber ich habe hier ein paar Kunden, die wohl glauben, ich hätte den ganzen Tag Zeit.“
Claire biss sich auf die Innenseite der Wange, froh, dass ihre Mutter sie nicht sehen konnte. Offenbar hatte Ruth noch nicht so ganz begriffen, dass für eine Verkäuferin immer die Bedürfnisse des Kunden im Vordergrund standen und nicht umgekehrt.
„Evie ist in ein paar Minuten hier. Sie kann dann für mich übernehmen.“
„Sehr gut. Bis später dann, ich muss weitermachen. Nein, Sir, ich fürchte, wir haben keine Bergsteiger-Führer auf Norwegisch“, hörte sie Ruth noch sagen, bevor sie auflegte.
Claire staunte über die Veränderung, die ihre Mutter in den letzten Wochen durchgemacht hatte. Manchmal verwandelte sie sich zwar wieder zurück in diese bedürftige, fordernde Frau, aber die Arbeit in Mauras Buchhandlung schien ihr gutzutun und ihr das Gefühl zu geben, nützlich zu sein.
Wenn sie gewusst hätte, wie sehr ihre Mutter aufblühen würde, hätte sie ihr schon vor Jahren vorgeschlagen, sich einen Job zu suchen. Mauras Buchhandlung befand sich auf der Main Street, drei Häuser neben dem Café. Eine Viertelstunde später, nachdem Evie ihre Schicht angetreten hatte, schnappte Claire sich ihren Stock, den sie seit ein paar Tagen anstatt der Krücken benutzte, und humpelte hinaus
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