Zauber der Hoffnung
ließ es sich nicht vermeiden, dass sie sich regelmäßig über den Weg liefen. Riley würde andere Frauen treffen, das war klar und absolut nicht Claires Angelegenheit – so viel hatte er deutlich gemacht. Und sie konnte doch nicht jedes Mal am Boden zerstört sein, nur weil sie ihn mit einer anderen Frau an seiner Seite antraf.
17. KAPITEL
R iley fuhr in seinem Streifenwagen in die Auffahrt seines Mietshauses, freute sich auf ein kaltes Bier und die letzten Minuten des NBA-Playoffs. Er hatte einen höllischen Vierzehnstundentag hinter sich, und so langsam fragte er sich wirklich, warum er überhaupt nach Hope’s Crossing gekommen war. Er hatte einer Gruppe alter Damen vor den Kopf gestoßen, als er ihnen erklärte, dass es sich bei ihrer wöchentlichen Pokerrunde technisch gesehen um etwas Illegales handelte, denn in Colorado war es verboten, um Geld zu spielen. Und dann vor einer Stunde, er hatte bereits Dienstschluss, hatte er am Pinenut einen Raser angehalten. Der Fahrer war betrunken und versuchte, die Ich-habe-einflussreiche-Freunde-Karte zu nutzen. Seine Freundin wäre die Sekretärin des Gouverneurs. Als ob das Riley interessierte. Ihn interessierte nur, diesen Idioten aus dem Verkehr zu ziehen – bis besagter Idiot sich auf Rileys Schuhe übergab. Seine Hose bekam auch einige Spritzer ab, und so musste er zurück ins Büro fahren, wo er immer eine Reserve-Jeans und ein T-Shirt aufbewahrte.
Der einzige Lichtblick an diesem Tag war das kurze Zusammentreffen mit Claire zur Mittagszeit gewesen.
Er hatte sie in den letzten Wochen wirklich vermisst, er hatte seine ganze Willenskraft mobilisieren müssen, damit er nach der Arbeit nicht ab und zu bei ihr vorbeischaute, sondern immer direkt nach Hause ging. Irgendwann hatte er sogar beschlossen, ab sofort einen Umweg zu nehmen, um gar nicht erst an ihrem Haus vorbeizukommen.
Als er ausstieg, sah er, dass neben seiner Mülltonne ein dunkler Haufen lag. Wahrscheinlich ein Waschbär, nichts Ungewöhnliches in dieser Gegend. Vor einer Woche war der Inhalt seines Mülleimers schon einmal auf dem Gehweg verteilt gewesen.
Er griff nach der Tüte mit der ekelhaft verschmutzten Hose und beschloss, sie lieber wegzuwerfen, als das Erbrochene irgendeinesTypen auszuwaschen. Vielleicht war er empfindlich, aber alles hatte seine Grenzen.
Er hob den Deckel der Mülltonne geräuschvoll an, denn er wollte mögliche Tiere verscheuchen, und warf die Tüte hinein. Plötzlich rannte etwas direkt auf ihn zu – er erkannte ein vertrautes Schwanzwedeln und die langen, fast auf dem Boden schleifenden Ohren.
Der Eindringling bellte eine kleine Begrüßung. Riley lachte ungläubig auf. Da bemühte er sich mit aller Kraft, Claire aus dem Weg zu gehen, und das Schicksal schickte ihm eine ganz andere Botschaft.
„Du solltest nicht hier sein, Kumpel.“
Chester schenkte ihm einen unbeeindruckten Blick und fuhr fort, in seinem Hof herumzuschnüffeln. Vermutlich roch er die Katze aus dem Nachbarhaus, die es sich hier gerne gemütlich machte und sich keinen Deut um Grundstücksgrenzen scherte.
„Na komm schon. Ich bringe dich mal besser nach Hause, bevor die Kinder anfangen, sich um dich zu sorgen.“
Chester tapste in seinen Garten, und seufzend verabschiedete Riley sich von seiner Bier-und-Basketball-Fantasie. In seinem Streifenwagen suchte er nach etwas, das ihm als Leine dienen konnte, und entschied sich schließlich für den Ledergürtel, den er zuvor aus der widerlichen Hose gezogen hatte.
„Hier, mein Junge. Komm her, Chester.“
Der Hund umrundete das Haus, kam auf ihn zu, und Riley schob schnell den Gürtel durch sein Halsband. Dann schloss er die Schnalle und steuerte auf Claires Haus zu.
Es war ein wunderschöner Abend, die Luft war kühl, aber angenehm, es duftete nach Pinien, Flieder und den frühen Kletterrosen am Nachbarhaus. Das mochte eine der sechzig frostfreien Nächte werden, auf die die Bewohner von Hope’s Crossing jedes Jahr zählen konnten.
Während er sich Claires Haus näherte, hörte er sie schon mit dieser typischen Stimme gepresst schreien, mit der man probierte, jemanden zu rufen, ohne die Nachbarn aufzuwecken.
„Komm schon, mein Junge. Wo steckst du? Chester! Hierher, Junge. Ich hab was Leckeres für dich. Nun komm doch.“ Riley hätte darauf vorbereitet sein sollen, dass Chester bei seinem Namen nach vorne sprang. Der Gürtel entglitt seinen Fingern, und schneller, als er es dem Hund jemals zugetraut hätte, jagte dieser auf die Veranda zu
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