Zauber der Schlange
sich zwei kapitale Hirsche auf den Bratspießen in der Küche, und neulich habe ich ein Faß Rotwein aus Südtolnedra bekommen. Wenn ich mich recht erinnere, hat Belgarath immer eine Vorliebe für gutes Essen und guten Wein gehabt.«
»Er hat sich darin nicht geändert, Graf«, sagte Tante Pol. »Mein Vater ist schrecklich berechenbar, wenn man ihn einmal kennt.«
Der Graf lächelte und bot ihr seinen Arm, während sie auf eine Tür am anderen Ende des Raumes zugingen.
»Sagt, Graf«, fragte Tante Pol, »ist zufällig eine Badewanne im Hause?«
»Es ist gefährlich, im Winter zu baden, edle Polgara«, warnte sie der Graf.
»Graf«, sagte sie ernst, »ich bade winters wie sommers seit mehr Jahren, als du dir vorstellen kannst.«
»Laß sie baden, Reldegen«, legte Wolf ihm nahe. »Ihre Laune sinkt spürbar, wenn sie glaubt, sie sei schmutzig.«
»Ein Bad würde dir auch nicht schaden, Alter Wolf«, erwiderte Tante Pol nachdrücklich. »Du riechst nämlich etwas streng, wenn der Wind aus deiner Richtung kommt.«
Meister Wolf war gekränkt.
Viel später, als sie ihren Teil an Wildbret, in Sauce getunktem Brot und Kirschtörtchen verspeist hatten, entschuldigte sich Tante Pol und folgte einer Zofe, um die Vorbereitung des Bades zu überwachen. Die Männer blieben über ihren Weinkrügen am Tisch sitzen. Auf ihren Gesichtern lag der goldene Schein der vielen Kerzen, die in Reldegens Speisesaal standen.
»Ich werde euch eure Zimmer zeigen«, schlug Torasin Lelldorin und Garion vor, schob seinen Stuhl zurück und warf Berentain einen verächtlichen Blick zu.
Sie folgten ihm eine lange Treppe hinauf, die in die oberen Geschosse des Hauses führte. »Ich möchte dich nicht beleidigen, Tor«, sagte Lelldorin auf der Treppe, »aber dein Vetter hat merkwürdige Vorstellungen.«
Torasin schnaubte. »Berentain ist ein Schwachkopf. Er glaubt, er kann die Mimbrater beeindrucken, wenn er ihre Sprache nachahmt und ihnen um den Bart geht.«
»Warum will er sie denn beeindrucken?« fragte Lelldorin.
»Er will unbedingt irgendein Gut, das er sein eigen nennen kann«, antwortete Torasin. »Der Bruder meiner Mutter hat nur sehr wenig Land, das er ihm hinterlassen kann. Der dicke Idiot ist ganz verrückt nach der Tochter eines der Barone in seinem Distrikt, und da der Baron einen grundbesitzlosen Freier nicht einmal in Betracht ziehen würde, versucht Berentain, dem mimbratischen Statthalter ein Gut abzuschwatzen. Er würde sogar Torak selbst Treue schwören, wenn er glaubte, das würde ihm Land einbringen.«
»Begreift er nicht, daß er keine Chance hat?« fragte Lelldorin. »Um den Statthalter scharen sich viel zu viele landhungrige mimbratische Ritter, als daß er auch nur im Traum daran denken würde, einem Asturier Land zu geben.«
»Das habe ich ihm auch schon gesagt«, erklärte Torasin mit beißender Verachtung, »aber mit ihm ist nicht zu reden. Sein Verhalten entehrt die ganze Familie.«
Lelldorin schüttelte mitfühlend den Kopf, als sie die obere Halle erreichten. Dann sah er sich rasch um. »Ich muß mit dir reden, Tor«, platzte er heraus, seine Stimme sank zu einem Flüstern herab.
Torasin sah ihn scharf an.
»Mein Vater hat mich in einer Angelegenheit von größter Wichtigkeit in Belgaraths Dienst gegeben«, fuhr Lelldorin hastig und ebenso leise fort. »Ich weiß nicht, wie lange wir fort sein werden, deswegen müßt ihr Korodullin ohne mich töten.«
Torasins Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Wir sind nicht allein, Lelldorin!« sagte er mit erstickter Stimme.
»Ich gehe ans andere Ende«, sagte Garion rasch.
»Nein«, antwortete Lelldorin entschieden und ergriff Garions Arm. »Garion ist mein Freund, Tor. Ich habe keine Geheimnisse vor ihm.«
»Lelldorin, bitte«, protestierte Garion. »Ich bin kein Asturier, nicht einmal Arendier. Ich will gar nicht wissen, was ihr vorhabt.«
»Aber du wirst es erfahren, Garion, als Beweis meines Vertrauens in dich«, erklärte Lelldorin. »Nächsten Sommer, wenn Korodullin in die Ruinenstadt Vo Astur reist, um dort die sechs Wochen lang Hof zu halten, die die Fiktion von der arendischen Einheit aufrechterhalten sollen, werden wir ihm auf der Straße auflauern.«
»Lelldorin!« japste Tor mit bleichem Gesicht.
Aber Lelldorin sprudelte schon weiter. »Es wird kein einfacher Hinterhalt sein, Garion. Es wird ein meisterlicher Streich gegen das Herz von Mimbre. Wir werden ihm in den Uniformen tolnedrischer Legionäre auflauern und ihn mit tolnedrischen Schwertern
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